NachbarschaftshilfeHellenthalerin startet bundesweite Online-Mitkochzentrale

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Angelika Fuchs

Essen austauschen und nette Kontakte: Angelika Fuchs hat „Mamamanna“ gegründet.

Hellenthal-Kamberg – Ein langer Arbeitstag und keine Lust zu kochen? Oder zu viel gekocht und jetzt Reste übrig? Die Lösung hat sich die aus Kamberg stammende Angelika Fuchs überlegt und heißt „Mamamanna“. Die Idee: für andere Menschen in der Nachbarschaft mitkochen und das Essen zum Selbstkostenpreis abgeben.

Auf die Idee sei sie schon während ihrer Zeit in den Niederlanden gekommen, sagt Fuchs: „Ich koche gerne, aber es nimmt immer auch viel Zeit in Anspruch.“ Das Ganze könnte effizienter gehen, dachte sie sich und startete einen Aufruf auf der Nachbarschaftsplattform „Nebenan.de“ in Detmold (NRW), wo sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie wohnt. Drei Interessenten meldeten sich daraufhin. „Für die drei Menschen koche ich heute noch“, sagt Fuchs.

Großer Bedarf

Mittlerweile läuft das Angebot über eine extra dafür entworfene Website, die Fuchs mit ihrer Studienfreundin Geske Houtrouw und einem IT-Büro in Köln betreibt. „Es kann überall funktionieren“, sagt Fuchs. Egal, ob Großstadt oder Dorf. Rund 200 Menschen aus 30 Städten nutzen inzwischen die Website und tauschen regelmäßig ihr Essen aus. Die Gründerin sieht darin vor allem für Menschen, die die kulinarischen Besonderheiten der Region kennenlernen möchten, einen Vorteil. Auch Menschen, die sich speziell ernähren, wie bei der Paleo- oder Vegan-Ernährung, sei die Seite eine gute Möglichkeit, um sich auszutauschen.

Denn die Angebote in Restaurants seien bei speziellen Ernährungsweisen oft gering. „Mamamanna ist wie eine kulinarische Spielwiese, man kann sich ausprobieren“, sagt Fuchs. Und auch in den aktuellen Flutgebieten könne Mamamanna eine „sinnvolle Ergänzung sein“. Über die Plattform könne niederschwellige Hilfe angeboten werden, so Fuchs: „Oft weiß man ja gar nicht, wie man helfen soll.“

So funktioniert's

Wer bei Mamamanna mitmachen möchte, kann sich auf der Homepage kostenlos anmelden. Die sogenannten Schlemmer, Esser, können dann zwischen den Wunschgerichten, die der Koch bei genügend Interessenten kocht, und konkreten Angeboten von bereits gekochtem Essen wählen. Sie geben die Portionenanzahl an und holen das Essen am verabredeten Tag mit mitgebrachten Dosen für die Speisen bei den Köchen ab. Bei der Abholung zahlen sie den angegebenen Preis, einen Selbstkostenpreis, für das Essen.

Die Köche geben bei ihren Angeboten an, was sie kochen, wie viele Portionen es von dem Essen geben wird, wann sie das Essen anbieten und bis wann man sich die Schlemmer melden müssen, damit gezielt eingekauft werden kann. Die Köche müssen die Hygieneregeln auf der Homepage beachten und dürfen nicht gewerblich kochen. www.mamamanna.de

Um Essen alleine geht es Fuchs dabei aber nicht: „Das Schöne ist, dass sich dadurch eine gelebte Nachbarschaft entwickelt hat.“ Denn so begegnen sich Menschen, die sich sonst nicht gefunden hätten, erläutert sie. „Die Kontaktaufnahme ist ganz unverbindlich.“ Oft entwickelten sich so aber erste Gespräche. Die 53-Jährige nennt das die Küchenmagie, schließlich würden sich bei Feiern die Gäste auch meist in der Küche zusammenfinden. „Ich finde es schön, wie groß die Hilfsbereitschaft tatsächlich ist.“

Um die Nachbarschaft weiter zu stärken, initiiert Fuchs derzeit zusammen mit zwei Beratungsstellen in Bochum und Dortmund eine Seniorenkochgruppe. „Die Vereinsamung von Senioren ist ein Problem“, sagt Fuchs. Zusammen mit ausgebildeten Nachbarschaftshelfern sollen Senioren in öffentlichen Küchen wie Gemeindeküchen die Möglichkeit bekommen, gemeinsam zu kochen.

Ihr Werdegang

Angelika Fuchs (53 Jahre) stammt aus Kamberg. Sie besuchte in Schleiden das Clara-Fey-Gymnasium, bevor es sie zum Architekturstudium nach Trier zog. Von da aus führte ihr Weg über Amsterdam nach Köln. Für ihr Aufbaustudium zog sie zunächst nach Frankfurt, dann nach Amsterdam.

Fuchs wohnte einige Zeit mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Groningen, bevor es die Familie ins lippische Detmold (NRW) zog. Beruflich hat sie sich auf den Inklusionsbau an Schulen spezialisiert. Die Idee zu „Mamamanna“ kam ihr während der Zeit in den Niederlanden.

Das gekochte Essen soll dann auch über Mamamanna zum Abholen angeboten werden, so Fuchs. Langfristig sei geplant, dass die Nachbarschaftshelfer das Essen auch an Senioren verteilen, die nicht mehr mobil sind und das Haus oder die Wohnung nicht verlassen können. „Es ist kein Restaurant oder Lieferservice“, stellt Fuchs klar.

Geld nimmt Mamamanna derzeit noch nicht ein. Langfristig soll sich das aber ändern, sagt Fuchs: „Wir sind auf Investorensuche, um größere Schritte mit der Website zu machen.“ Schließlich sei es das Ziel, dass es in jeder Straße in jeder Stadt Deutschlands mindestens ein Essensangebot gibt. Auch über ein Bezahlmodell will Fuchs nachdenken, wenn es soweit ist. „Noch befindet sich das ganze Projekt aber im Aufbau.“

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Zunächst hat sie sich ein Crowdfunding-Projekt überlegt und plant den Verkauf einer Schürze. Das Motiv auf der Schürze: die Merkel-Raute und der Slogan „Chefsache“. „Ich finde es bemerkenswert, dass wir 16 Jahre lang eine Bundeskanzlerin hatten“, meint Fuchs. Interessenten können sich bei Instagram auf einer Liste für die Schürze eintragen: @be.merkels.wert.

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