Rescheid – Ein Kronkorken ist gerade einmal zwei Gramm schwer. Davon haben die 25 Mitglieder des Rescheider Jugendclubs 72 mit einem Aufruf und vielen Unterstützern im vergangenen Jahr 850 000 gesammelt. Alles für einen guten Zweck. 1,7 Tonnen Kronkorken in drei Big Packs waren es am Ende. Und auch im neuen Jahr geht die Aktion weiter.

„So viele sind es schon wieder.“ Benjamin Koll, 18 Jahre alt, greift sich hinter dem Tresen im Clubraum des Club 72 eine blaue Kiste. Es scheppert leise: Hunderte von Kronkorken sind drin. Ja, es gehe eben weiter, sagt Koll. Felix Jenniches und Kevin Pützer grinsen: Was sie im vergangenen Jahr eigentlich aus einem Impuls heraus begonnen haben, wird in diesem Jahr fortgeführt: Kronkorken sammeln zugunsten der Felix-Burda-Stiftung und deren Aktion Patientenhilfe Darmkrebs.

Auch Büdchen machen mit

Eigentlich war es Zufall, wie sich Pützer, 32, erinnert. Er habe bei einer Probe des Theatervereins im Februar 2018 mitbekommen, wie einer aus dem Ensemble Kronkorken zum Basteln sammelte. Da könne man doch auch anderes mit anfangen, dachte sich Pützer. Bei einer Online-Recherche stieß er auf die Patientenhilfe Darmkrebs. Die hat in Österreich, den Niederlanden, Belgien und in ganz Deutschland über die registrierten Sammelstellen (www.kronkorkensammelaktion.de) seit 2012 sagenhafte 184 Tonnen Kronkorken gesammelt, rund 15 Millionen Stück. Bei einem Verkaufspreis von zehn Euro pro 100 Kilo wurden bislang 18 170 Euro für die Patientenhilfe gespendet – auch dank der Aktiven des Clubs 72 aus Rescheid, der mittlerweile als offizielle Sammelstelle registriert ist.

Im März 2018 wurde das Eifeler Hilfsprojekt gestartet. 1500 Flyer hatten die Rescheider gedruckt und verteilt. Ein Kumpel, der in Köln studiert und wohnt, fand dort ein halbes Dutzend „Büdchen“, deren Besitzer sich an der Aktion beteiligten. Im Hellenthaler Rathaus wurde ein eigener Sammelbehälter aufgestellt, Gastronomen in Udenbreth, natürlich in Rescheid und auch die Mechernicher Karnevalisten machten mit. „Und das ganze Jahr über stand dann immer wieder mal ein Karton, mal eine Kiste voller Kronkorken vor unserer Clubhaustür“, so Kevin Pützer. Am 3. November veranstalteten die Jugendlichen und die etwas Älteren unter den 25 Mitgliedern des 1972 gegründeten Clubs gar eine „Kronkorken-Party“: Getränke, die ansonsten gezapft werden – sprich: Bier –, gab es da nur aus der Flasche – des Verschlusses wegen.

Fürs Dorf engagieren

Nicht nur ums Kronkorkensammeln für den guten Zweck, sondern auch um Hilfe direkt fürs Dorf kümmert sich der Club 72. Zum Beispiel um die Pflege des Ehrenmals an der Pfarrkirche.

Die Gedenkstätte war in keinem besonders guten Zustand mehr, als die Jugendlichen darauf aufmerksam wurden. Zur traditionellen Gefallenenehrung am Kirmesmontag im vergangenen Juni sollte das anders sein. Also griffen die Jugendlichen zu Farbe und Pinsel, zu Bürsten und Poliermitteln und strichen die Mauern neu, säuberten alle einzelnen Buchstaben auf den Gedenktafeln, alle Texte und das große Kreuz.

Das benötigte Material stellte die Kirchengemeinde zur Verfügung, ein Malermeister stand mit fachmännischem Rat zur Seite. Nach fast einem Monat Arbeit war das gute Werk getan, und Rescheids Ehrenmal erstrahlte in neuem Glanz. (sli)

Am Ende kamen so drei Big Packs voller Kronkorken aus dem Südkreis zusammen, die Anfang dieses Jahres zur zentralen Entladestation in Wadersloh/Nuphusen im Münsterland gefahren wurden – für die Rescheider bei ihrer Premiere ein Riesenerfolg.

Man könne das Ganze im Rückblick neben dem guten Zweck auch unter Spaß abhaken, sagt Benjamin Koll und grinst. Doch die Fortführung der Sammelaktion in diesem Jahr findet auch er gut. Neue Flyer werden gedruckt, die für den guten Zweck mit dem Flaschenverschluss, der sonst achtlos im Müll landet, werben. Und der Kumpel, der immer noch in Köln lebt und studiert, wird sich wieder auf die Suche nach „Büdchen“-Besitzern machen, die die Aktion unterstützen wollen.

Wer mitmachen will, kann sich an den Club wenden auf Facebook unter club72rescheid oder per E-Mail: club1972@gmx.de