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An die Orgel muss er sich noch gewöhnenMichael Pützer ist neuer Organist in Steinfeld

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An das Spiel auf der barocken König-Orgel mit ihren Besonderheiten muss sich Organist Michael Pützer noch gewöhnen. Geübt wird auf dem eigenen Instrument daheim.

An das Spiel auf der barocken König-Orgel mit ihren Besonderheiten muss sich Organist Michael Pützer noch gewöhnen. Geübt wird auf dem eigenen Instrument daheim.

  • Organist Andreas Walder hat zu Jahresanfang seinen Dienst an der Basilika beendet.
  • Ihm folgte Kirchenmusiker Michael Pützer, der in der Gemeinschaft der Gemeinden tätig ist.
  • Er erzählt uns von seinen neuen Aufgaben – und den Herausforderungen an der Orgel.

Kall-Steinfeld – „Im Auto käme ich nie auf die Idee, Klassik zu hören.“ Michael Pützer scherzt mit Blick auf die große König-Orgel in der Basilika in Steinfeld. Während der Fahrt kämen eher Titel von rockigen Bands wie Deep Purple oder Uriah Heep aus den Boxen, erklärt der 54-Jährige und lacht. Sehr zur Freude seines 17-jährigen Sohnes, fügt er hinzu. Dennoch schlage sein Herz für jegliche Musik – eben auch und besonders für die Kirchenmusik.

Seit Januar ist er nun Organist an der Basilika und folgt somit Andreas Warler, der zum Jahresanfang in den Kirchengemeindeverband Hellenthal-Schleiden wechselte. Den Zugang zur Kirchenmusik habe er über seinen Vater bekommen, der ebenfalls in diesem Bereich tätig war, erzählt Pützer. Vom Vater hat er auch den ersten Klavierunterricht erhalten. Nach der Schulzeit hat sich Pützer an der Kirchenmusikschule in Aachen eingeschrieben. „Das war damals die Fachschule des Bistums“, erklärt der Musiker.

Das Veranstaltungsprogramm

Zum 1. Juni übernimmt Michael Pützer mit zwei Kollegen die Leitung der Orgelvespern und Vesperkonzerte in der Eifel-Basilika. Auch die Organisation des Internationalen Orgelsommers ist künftig Aufgabe des Trios, das aus dem Organisten, der Regionalkantorin und Sopranistin Holle Goertz sowie dem Theologen und Kirchenmusiker Thomas Gehrke besteht.

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Auch bei der Leitung des Chors an der Basilika Steinfeld gab es einen Wechsel: Erik Arndt aus Kommern hat zum 1. Mai die Leitung von Mathias Staut übernommen. Dadurch ändert sich das Programm des Chors beim Eifeler Musikfest, das am Samstag, 15., und Sonntag, 16. Juni, veranstaltet wird. Dort trägt der Chor unter der neuen Leitung die Schubert-Messe in G-Dur vor. Seinen ersten Auftritt mit dem Chor wird Arndt bereits am 2. Juni beim Hermann-Josef-Fest absolvieren. Der Kommerner leitet als Nachfolger von Paul F. Irmen ebenfalls den Kirchenchor Marmagen.

Neben einer Vielzahl musikalischer Beiträge und dem Mittagsgebet im Sommer findet sich die Veranstaltungsreihe „Wort und Klang“ mit Pastoralreferentin Alice Toporowsky und Gemeindereferentin Ruth Winterscheidt im Jahresprogramm der Basilika. Die Reihe fand bislang unter dem Titel Orgel-Meditationen statt. Bis auf den Namen habe sich aber nichts geändert, erklärt Michael Pützer: „Dabei steht die Orgel nicht allein im Fokus. Zusammen mit den Texten und anderen Instrumenten sollen die Leute zur Ruhe und zum Nachdenken kommen.“ Wort und Klang findet jeweils am zweiten Donnerstag im Monat um 20 Uhr statt.

Nach dem Eifeler Musikfest geht das Veranstaltungsprogramm mit dem Internationalen Orgelsommer weiter. Am Sonntag, 7. Juli, um 16 Uhr spielt Josef Still, Domorganist in Trier. Am Sonntag, 21. Juli, um 16 Uhr ist an gleicher Stelle Luc Ponet aus Belgien zu hören, am Sonntag, 4. August, um 16 Uhr Maria Magdalena Kaczor aus dem polnischen Koscian. Weitere Termine des Orgelsommers: Sonntag, 18. August, 16 Uhr, Paul Rosoman aus Wellington, Neuseeland, Sonntag, 1. September, 16 Uhr, Kensuke Ohira aus Tokio, Japan.

Besinnliche Texte und Orgelmusik gibt es beim Steinfelder Mittagsgebet von Montag, 19. August, bis Freitag, 23. August, jeweils um 11.30 Uhr. Am Sonntag, 15. September, sowie Sonntag, 24. November, finden um 16 Uhr Vesperkonzerte statt. Informationen zu diesen und weiteren Veranstaltungen im Internet oder bei Michael Pützer unter Telefon 02482/125790 sowie bei Andreas Warler (Organisator der Konzerte) unter 02445/3129014 (hab)

www.gdg-steinfeld.de

Einsatz in 14 Pfarrkirchen und acht Kapellen

Dort habe er das B-Examen abgelegt, das heute dem B-Diplom entspreche. „Da musste man ganz schön viel Disziplin mitbringen, dass man nicht so lange rausgehen und feiern konnte wie die Freunde“, erinnert er sich. Aber an die Einsätze während der Gottesdienstzeiten gewöhne man sich, so der Vater von zwei Kindern weiter. Ebenso daran, dass es undenkbar sei, an Feiertagen wegzufahren, weil die Hochämter nun mal musikalisch begleitet werden wollten. Für ihn ist das ganz normal.

In Steinfeld hat der in Wollenberg lebende Kirchenmusiker seinen Arbeitsplatz an der großen König-Orgel. Eine Arbeitsstelle von vielen, wie der gebürtige Schleidener erklärt: 1987 habe er die Pfarren in Reifferscheid, Hollerath, Sötenich sowie Krekel übernommen. Nach dem Zusammenschluss zur Gemeinschaft von Gemeinden (GdG) seien weitere Gemeinden und Orgeln hinzugekommen. In der GdG Heiliger Hermann-Josef sind 14 Pfarrkirchen und acht Kapellen. Pützer: „Bei allen kann ich theoretisch eingesetzt werden.“

Neben Sistig, Sötenich und Krekel ist Steinfeld nun die vierte Pfarre, die er regelmäßig betreut. „Eine Mammutaufgabe, die am Zeitkontingent der Familie zerrt“, verrät der Organist augenzwinkernd. Dennoch sei es eine Aufgabe, die er gerne mache. „Ich habe festgestellt, dass die Besucher hier in Steinfeld meist aktiver zuhören“, sagt er nachdenklich. Mit der „alten Dame“ hingegen, wie Pützer die Barock-Orgel der Basilika bezeichnet, laufe es nach den ersten Monaten noch nicht so ganz reibungslos, verrät der Musiker. „Wir sind noch keine Freunde“, sagt er schmunzelnd. Denn das historische Instrument halte so manche Eigenheiten bereit, an die man sich erst gewöhnen müsse.

Eine logistische Meisterleistung

Im Gegensatz zu den heutigen, elektrisch-pneumatisch betriebenen Orgeln, sei der Aufbau der in Teilen aus dem 16. Jahrhundert stammenden König-Orgel mechanisch. Das Pedal sei nach rechts verschoben und der Tonumfang kleiner, zählt Pützer auf: „Die Registerzüge an der Seite zu bedienen und gleichzeitig den Bildschirm im Auge zu behalten, um zu sehen, was unten in der Kirche passiert – das ist eine logistische Meisterleistung.“

Die starke Bespielung während des alljährlichen Orgelsommers und zahlreicher weiterer Veranstaltungen merke man dem Instrument ebenso an, erläutert er. Zudem seien seit der jüngsten Restaurierung inzwischen beinahe 40 Jahre vergangen, so Pützer: „Der Klang wird durch Staub- und Schmutz-Ablagerungen ungenau und dumpfer.“ Die Traktur, das Pedal und auch die Tasten der drei Manuale müssten überarbeitet werden. Zwei Monate, schätzt Pützer, werden diese Arbeiten in Anspruch nehmen. Die Kosten für die Überholung könne man durch Erlöse aus Konzerten und Spenden abdecken.

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Anders sieht es bei den notwendigen Arbeiten mit wesentlich größerem Umfang aus: Das Innere der barocken Orgel ist von Schimmel befallen. Der greife nicht nur die Substanz des Instruments an. Auch für die Arbeitshygiene der Musiker sei es wichtig, dass der Mangel behoben werde, erklärt der Organist: „Diese Arbeiten werden vermutlich mindestens ein halbes Jahr dauern. Für die anfallenden Kosten suchen wir noch dringend Unterstützer und Förderer.“

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