Missstand seit JahrenJugendclub Kall-Sistig fehlt ein Treffpunkt

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Jugendclub_Sistig

Fleißig werkeln die Mitglieder des Jugendclubs derzeit auf dem Völler-Gelände an ihrem Karnevalswagen. 

Kall-Sistig – Es gibt viel zu tun derzeit in Sistig für die Mitglieder des Jugendclubs. Karneval rückt näher und so wird die Zeit knapp, den Wagen schick zu machen, mit dem die Jugendlichen auf vielen Karnevalszügen in der Umgebung mitfahren wollen. Und so treffen sie sich regelmäßig am Abend auf dem Firmengelände von Holzbau Völler, wo der Wagen derzeit untergebracht ist und auf seine letzte Farbgebung wartet.

Wobei die Bezeichnung „Jugendliche“ vielleicht nicht bei allen Mitgliedern des Sistiger Jugendclubs so richtig zutreffend ist. Denn einige der Mitglieder sind mittlerweile dem Jugendalter entwachsen. „Ich werde jetzt 28 – ich brauche das eigentlich nicht mehr“, sagt Andreas Becker.

Doch verlassen wollen die Älteren die Vereinigung noch nicht, denn ein Projekt wollen sie vorher noch für die Jüngeren verwirklichen. „Wir wollen möglichst schnell eine feste Bleibe haben“, bringt Brian Linden die Forderung der Sistiger Jugendlichen auf den Punkt.

Odyssee seit mehr als acht Jahren

Seit mehr als acht Jahren dauere die Odyssee des Jugendclubs bereits an, berichtet René Schumann. Am 20. Dezember 2010 war ihr damaliger Jugendraum in der Alten Schule am Sistiger Kirchplatz durch einen Wasserschaden so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass er nicht mehr nutzbar war.

Und auch das Ausweichquartier im Sportlerheim, das in einem Erweiterungsbau eingerichtet wurde, sollte nicht von Dauer sein. In der Nacht zum 22. Mai 2015 wurde das Sportlerheim ein Raub der Flammen. Seitdem hat die Sistiger Jugend keine feste Bleibe mehr.

Sistig_Alte_Schule

In der Alten Schule in der Ortsmitte von Kall-Sistig soll der Jugendclub wieder eingerichtet werden. Doch es hapert noch an Fördermitteln. 

Doch für Linden war die Einrichtung im Sportlerheim ohnehin nur eine Notlösung: „Das lag am Ortsrand. Aber wer lässt abends seine Tochter aus dem Haus, damit sie dorthin geht?“ Der Jugendtreff müsse deshalb in der Ortsmitte sein.

Seit 2016 laufen die Gespräche zum Quartiersmanagement in Sistig. Seitdem ist auch unstrittig, dass der Jugendraum dort wieder seine feste Stelle bekommen soll.

Doch den Mitgliedern des Jugendclubs dauert das alles viel zu lange. „Wenn ich in Rente bin, brauche ich den nicht mehr. Ich kämpfe nun seit acht Jahren dafür“, bringt Becker es auf den Punkt. Vor drei Jahren hätten sie bereits ein Konzept eingebracht – doch mittlerweile sei gar nichts mehr davon zu hören, dass irgendwann mit den Arbeiten begonnen wird.

Bürgermeister Esser unterstützt die Dorfjugend

„Wir sind nicht am Anfang, wir sind schon mittendrin“, sagt Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser zum Anliegen der Sistiger Dorfjugend.

Zwei Förderzusagen gebe es bereits, doch es werde noch eine dritte benötigt, um die erforderliche Summe zusammenzubekommen. „Wir reden über mindestens 400.000 Euro“, so Esser. Deshalb solle das Objekt Ende des Monats noch einmal bei einer Fördermaßnahme angemeldet werden. „Doch da werden wir vor Juni nichts hören, ich bitte um Geduld“, bedauert Esser.

2017 hätten Zwischendecken herausgenommen werden müssen, da das Holz Wurmbefall zeigte. „Daran sieht man, dass wir es wollen“, sagt Esser.

Haus Arnica lautet der Arbeitstitel, unter dem die Alte Schule auch anderen Vereinen als Domizil dienen soll. „Wir möchten das, der Rat unterstützt das auch“, so Esser. Von Zwischenlösungen halte er aber nichts. (sev)  

Sich zu treffen ist für die Mitglieder des Jugendclubs derzeit schwierig. „Wenn es schön ist, treffen wir uns auf dem Kirchplatz“, so Linden. Doch in dieser Jahreszeit sei das nicht möglich. „Dann treffen wir uns in der Gaststätte bei Schopps. Aber das ist für die 15- oder 16-Jährigen nicht möglich“, bedauert er.

Jugendclub ist überall dabei

Dabei ist der Jugendclub ein fester Bestandteil aller Dorfveranstaltungen. Von 16 bis 36 Jahre reicht das Altersspektrum der Mitglieder. Von der Maifeier, die von der Dorfjugend veranstaltet wird, über das Pfarrfest, die Kirmes und nicht zuletzt den Karneval, in dem Linden mittlerweile als Präsident aktiv ist.

Und auch der Karnevalswagen, der derzeit gestaltet wird, ist ein Anziehungspunkt. „Wir haben eine Liste von 87 Leuten, die potenziell mitgehen“, so Schumann.

Und die Mitglieder des Jugendclubs stehen auch bereit, um bei der Sanierung der Alten Schule mit anzupacken. „Wir haben auch geholfen, als die Schule 2017 ausgeräumt wurde. Wir sind dabei!“, so die Ansage der jungen Leute.  

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