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Starfighter-AbsturzDie Menschen in Kall-Krekel sind dem Piloten „ewig dankbar“

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Erik Artur Bedarf, der Sohn des tödlich verunglückten Starfighter-Piloten, war sichtlich gerührt davon, dass so viele Menschen an der Gedenkfeier teilnahmen.  

Kall-Krekel – Bürgermeister Hermann-Josef Esser fand klare Worte für den unheilvollen Starfighter-Absturz vor 60 Jahren im Krekeler Wald, bei dem der damals 26-jährige Pilot Erik Edgar Bedarf sein Leben opferte, um den Ort vor einer Katastrophe zu bewahren. Man lebe heute wieder in Zeiten, in denen der Irrsinn von Kriegen unzähligen Vätern und Söhnen das Leben koste.

„Der junge Pilot ist damals ein Opfer des Kalten Krieges geworden, ebenso aber auch ein Opfer der politischen Kultur, weil man damals nicht in der Lage oder nicht bereit war, den Wahnsinn zu beenden und nach den Ursachen der vielen Starfighter-Abstürze zu forschen, die mehr als 100 Piloten das Leben gekostet hat“, sagte Esser bei der Gedenkfeier an der Absturzstelle im Krekeler Wald.

Krekeler gedachten der Heldentat des jungen Piloten

Nachdem vor zehn Jahren erstmals auf Initiative des ehemaligen, in Nörvenich stationierten Luftwaffensoldaten Dieter Züll zum 50. Jahrestag des Absturzes eine Gedenkfeier an der Absturzstelle stattgefunden hatte, gedachten die Krekeler jetzt erneut der Heldentat des Piloten Erik Bedarf vor 60 Jahren. „Die Krekeler sind Erik ewig dankbar“, sagte Ortsvorsteher Hans-Dieter Schäfer in seiner Rede, in der er das schlimme Geschehen, das er als Kind erlebte, noch einmal in Erinnerung rief.

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Hans-Dieter Schäfer hatte mit Dieter Züll und dessen Sohn Andreas die Gedenkfeier organisiert. Auch Pater Josef aus Steinfeld erinnerte an den jungen Piloten, der damals in der abstürzenden Maschine blieb um zu verhindern, dass diese in den Ort stürzte. Nach dem Gottesdienst zog eine Prozession in strömenden Regen zu der von der Kirche gut 300 Meter entfernten Absturzstelle. Dort legten Mitglieder der Krekeler Dorfgemeinschaft einen Kranz an dem Kreuz nieder. Mitglieder des Deutschen Luftwaffenringes stellten eine große Blumenschale an der Gedenkstätte ab.

Erik Artur Bedarf hat seinen Vater nie kennengelernt

Vor Ort begrüßten Hans-Dieter Schäfer und Dieter Züll den Sohn des verunglückten Piloten, Erik Artur Bedarf, der mit seiner Familie nach Krekel gekommen war. Der inzwischen 60-Jährige war damals beim Absturz erst vier Wochen alt und konnte seinen Vater nie kennenlernen. In einer kurzen Rede dankte Bedarf der Krekeler Bevölkerung dafür, dass sie die Erinnerung an den Verstorbenen weiterhin wach halte. Leider habe seine Mutter aus Altersgründen nicht mit zur Gedenkfeier kommen können. Aber, so Erik Artur Bedarf: „Ich werde sie nachher sofort anrufen und ihr berichten, wie beeindruckend es hier war.“

Dass Erik Bedarf auch bei den deutschen Streitkräften nicht vergessen ist, zeigte die Anwesenheit von mehreren Soldaten und zwei ehemaligen Generälen, Brigadegeneral a.D. Hans-Dieter Poth und Generalmajor a.D. Volker Zimmer, der Präsident der „Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte“ ist.

Fahrwerksprobleme bei einem Übungsflug

General Hans-Dieter Poth, der unter anderem einige Jahre als Verteidigungsattaché an der Deutschen Botschaft in Paris tätig war, würdigte den in Krekel tödlich Verunglückten als verantwortungsvollen und besonnenen Piloten. Er habe Oberleutnant Bedarf nicht gekannt, denn er sei damals erst sechs Jahre alt gewesen. Er habe damals gerade mal sechs Kilometer von Krekel entfernt in seinem Elternhaus in Broich gewohnt.

Am 3. September 1962 sei Bedarf in Nörvenich als Rottenflieger zu einem Übungsflug gestartet und habe Probleme mit dem Fahrwerk gemeldet. Er habe sich dann aus der Formation gelöst und erfolglos versucht, die Probleme in den Griff zu bekommen. General Poth: „Welche Gedanken dem jungen Piloten in diesen Minuten durch den Kopf gegangen sind, werden wir nie erfahren.“

Krekel entging am 3. September 1962 einer Katastrophe

Krekel und seine Bewohner seien an diesem 3. September 1962 von einer Katastrophe verschont geblieben. „Fakt ist, dass Oberleutnant Bedarf lange in seinem nicht mehr flugfähigen Starfighter sitzen blieb; zu lange, um sein Leben mit dem Schleudersitz retten zu können“, so General a.D. Hans-Dieter Poth.

Deshalb sei es auch gut, dass die Einwohner von Krekel die Anlage an der Absturzstelle pflegen und das Andenken an Erik Bedarf bewahrten, der das größtmögliche Opfer in Ausübung seines Dienstes gebracht habe. Poth: „Ich verneige mich vor der Familie Bedarf, die mit dem Verlust des Sohnes, des Ehemannes und des Vaters weiterleben muss.“

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Im Namen des Organisationsteams bedankte sich Dieter Züll bei den Generalen a.D. und den Anwesenden von Bundeswehr und Feuerwehr. Mit ihrer Anwesenheit und den herzlichen Grußworten habe die Familie Bedarf den Krekelern viel Freude bereitet, wenn es auch kein freudiges Ereignis zu feiern gebe. Dieter Züll: „Die Anwesenheit der vielen Menschen trotz der Regengüsse zeigt, dass dieser Absturz vor 60 Jahren bei den Eifelern nicht in Vergessenheit geraten ist, und auch nie vergessen wird.“

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