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Zugstrecke gesperrtRegionalzug fängt am Bahnhof Urft Feuer

Lesezeit 3 Minuten
Zugbrand in Kall

Den Brand im Motorbereich der  Regionalbahn hatten die Feuerwehrleute schnell unter Kontrolle.

Urft – Als der  Zugführer der Regionalbahn am Samstag gegen 15.30 Uhr nach dem Stopp  am Bahnhof Urft in Richtung Nettersheim weiterfahren wollte, ging der Motor plötzlich aus. Fahrgäste  meldeten dem 59-Jährigen aus Dahlem eine Rauchentwicklung in einem Abteil des Zuges. Der Zugführer reagierte schnell und umsichtig: Nach Angaben der Polizei veranlasste er sofort die Evakuierung, sodass keiner der rund 60 Fahrgäste verletzt wurde. Der Mann selbst wurde jedoch verletzt und laut Polizei mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus Mechernich gebracht.

Für die Feuerwehr Kall  begann ein langer Einsatz, der sich bis zum späten Abend hinziehen sollte.  Neben  den  rund 45 Kräften aus Kall, Sistig und Wahlen wurden auch die Besatzungen der Schleidener Drehleiter, des Atemschutzcontainers  aus dem Brandschutzzentrum und zweier Rettungswagen nach Urft beordert.

Ein glücklicher Umstand war es laut Einsatzleiter Harald Heinen, dass der Brand im Bahnhof und nicht etwa auf freier Strecke mit  dem in diesem Bereich teils sehr unwegsamen Gelände bemerkt wurde. So konnten alle Passagiere problemlos aussteigen und die Feuerwehrleute ebenerdig arbeiten.

Schaden im sechsstelligen Bereich

Der Brandort im Motorbereich in der Mitte des Zugs war laut Heinen nicht leicht erreichbar. Mit schwerem Gerät – unter anderem einer Motorflex – mussten die Feuerwehrleute sich durch eine Bodenklappe im Fahrgastraum und seitliche Verblendungen Zugang verschaffen. Danach hatten sie den Brand schnell unter Kontrolle und konnten verhindern, dass sich das Feuer ins Fahrzeuginnere ausbreitete. Dennoch ist der Schaden beträchtlich und liegt nach Angaben der Polizei im niedrigen sechsstelligen Euro-Bereich.

Da die Bahnlinie in diesem Bereich unmittelbar  an einer rund drei Meter tiefen Böschung  verläuft, an deren Fuß die Urft  fließt,  gelangten auch Löschwasser und eingesetztes Schaummittel in das Gewässer.

Daher wurden laut Heinen die  Löscharbeiten mit dem Schaum eingestellt und  rund 1000 Meter flussabwärts eine Schwimmsperre aufgebaut, um den Schaum aufzufangen. An dieser Sperre  ist laut Heinen auch nach zwei Stunden nichts angekommen, da das biologisch abbaubare Schaummittel schnell zerfallen sei. Durch die hohe Fließgeschwindigkeit sei es zudem schnell stark verdünnt worden. Da auch der hinzugerufene Vertreter der Unteren Wasserbehörde keinerlei Umweltgefährdung festgestellt habe, habe die alarmierte Spezialfirma noch auf der Anfahrt wieder abdrehen können.

Während die Bahnlinie gesperrt und für die Fahrgäste ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet wurden, begann bei der Bahn AG ein laut Heinen aufwendiges Procedere.   Ein Ersatzzug, der das havarierte Gefährt wegschleppen konnte, und ein Fahrer mussten nach Urft kommen. Erst gegen 20.30 Uhr wurde der Zug laut Heinen auf ein Ausgleichsgleis im Kaller Bahnhof gezogen. Dabei hat sich laut Heinen  offenbar durch die Vibrationen während der Fahrt ein Dieselschlauch am gelöschten Motor gelöst. In Kall liefen dann wenige Liter Diesel ins Gleisbett – was gegen 22 Uhr einen zweiten Einsatz der Feuerwehr zur Folge hatte. Der sei, so Heinen, aber deutlich schneller beendet gewesen: Das  Leck wurde provisorisch abgedichtet und  Bindemittel in den Schotter des Gleisbetts eingearbeitet.  Noch am Sonntagmorgen habe er sich, so Heinen, die betroffenen Stellen mit dem Diensthabenden der Unteren Wasserbehörde angesehen, es sei  kein Eingreifen nötig gewesen.

Derart komplexe Bahn-Einsätze   sind, so Heinen, äußerst selten. Dies sei der erste Triebwagenbrand im Kaller Gebiet gewesen, an den er sich erinnern könne.  Lebhaft erinnert er sich jedoch ans Jahr 1980: Da war in Höhe des Sötenicher Sägewerks eine alte Diesellok umgekippt.

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