Kreis EuskirchenImpfquote bei Vereinen ist deutlich höher als der Bundesschnitt

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Karneval, Schützen, Sport, Feuerwehr: Das Vereinsleben fördert anscheinend die Impfbereitschaft der Menschen im Kreis.

Karneval, Schützen, Sport, Feuerwehr: Das Vereinsleben fördert anscheinend die Impfbereitschaft der Menschen im Kreis.

Kreis Euskirchen – 99 Prozent bei den Blauen Funken in Zülpich, sogar 100 Prozent bei den Handballern des TV Palmersheim – die Impfquoten bei Vereinen liegt oftmals deutlich über dem Bundesschnitt, der nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gut 65 Prozent beträgt.

Auch bei der staatlichen Institution Feuerwehr, wie Kreisbrandmeister Peter Jonas die vielen Löschgruppen im Kreis zusammenfassend bezeichnet, liegt die Impfquote bei deutlich mehr als 90 Prozent. Allein 1400 Kameraden hätten im Impfzentrum Marmagen ihre Erstimpfung erhalten. Bei der Feuerwehr war eine Motivation zur Corona-Impfung sicherlich der Eigenschutz, da die Kameraden im Einsatz zwangsläufig in den Kontakt mit Menschen kommen.

Karneval sorgt für hohen Stellenwert des Impfens

Beim Karneval bekommt das Impfen gerade einen besonderen Stellenwert. Der Grund: Die meisten Vereine im Kreis, aber auch darüber hinaus, planen ihre Festivitäten als 2G-Veranstaltungen. Doch man muss gar nicht bis zum Elften im Elften warten. Schon seit Wochen und Monaten ist das Thema „Impfen“ allgegenwärtig – beispielsweise bei der Showtanzgruppe „Sugargirls“ aus Mutscheid, wie Trainerin Angelina Fischer mitteilt.

Alles zum Thema Robert-Koch-Institut

Da nicht alle Tänzerinnen geimpft seien, habe sie sich zwei Formationen ausgedacht: einmal 3G, einmal 2G. Welche dann in der Session auf der Bühne stehe, werde sich zeigen. „Wir haben in der Gruppe immer offen über das Thema gesprochen“, sagt Fischer: „Gerade wenn es um Hebefiguren ging, war es den Mädels wichtig zu wissen, wer geimpft ist und wer nicht.“

Größere Bereitschaft bei „sozial gut eingebetteten Menschen“

Peter Trimborn, Trainer der Handballer des TV Palmersheim, berichtet von einer 100-prozentigen Impfquote in seinem Team. Deshalb nimmt bei den Handballern, die als Hallensportart im Gegensatz zu Fußballern während der Hochphase der Pandemie mit schärferen Auflagen leben mussten, Corona aber niemand auf die leichte Schulter. „Ich registriere bei jedem Training jeden Spieler mithilfe der Luca-App, weil es ja auch Impfdurchbrüche gibt“, sagt Trimborn. Dass die Impfbereitschaft in seinem Team so hoch ist, sei eine „gesellschaftliche Kiste“. „Die Jungs sind sich das auch selbst schuldig. Ich bin über die Einstellung sehr glücklich“, so der Übungsleiter.

Für Christian Ramolla, Chef des Kreisgesundheitsamtes, ist die hohe Impfquote in Vereinen nicht sonderlich überraschend. „Grundsätzlich ist schon länger bekannt, dass sozial gut eingebettete Menschen eine höhere Impfbereitschaft zeigen als Menschen, auf die das nicht zutrifft“, sagt er. Dabei spiele es keine große Rolle, ob sie im organisierten Vereinsleben oder auf eine andere Weise eng miteinander verbunden seien. Beides fördere den Austausch und damit das soziale Miteinander.

Und zu diesen Gesprächen, so Ramolla, gehöre sicherlich auch die Diskussion über das Pro und Contra von Impfungen – sowie über das individuelle Risiko und den besten Schutz vor einer Erkrankung. „Dabei kommen viele zur Erkenntnis: Impfen ist ein prosoziales Verhalten. Man tut meist nicht nur bewusst etwas für sich selbst, sondern auch für das Wohlergehen der Menschen in der unmittelbaren Umgebung“, sagt der Experte.

Quoten zwischen 80 und 100 Prozent in den meisten Vereinen

Dies decke sich mit Vereinssport oder Brauchtum – beides seien ausgesprochen prosoziale Verhaltensweisen. „Sicherlich kann auch der Wunsch, ohne weitere Hürden wie beispielsweise Testung miteinander aktiv werden zu können, einen weiteren Motivationsschub zur Impfung auslösen“, so Ramolla.

Diethard Eichinger-Heß, Präsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft in Kommern, berichtet, dass man aus datenschutzrechtlichen Gründen innerhalb des Vereins keine Erhebung der Geimpften durchgeführt habe. „Was ich allerdings weiß, ist, dass der Vorstand komplett geimpft ist“, so Eichinger-Heß. Von den Mitgliedern sei ihm bekannt, dass bis auf wenige Ausnahmen fast alle geimpft seien. So habe man es ihm im Gespräch zumindest versichert.

Auch im Krankenhaus eine hohe Impfquote

Das Robert-Koch-Institut kommt in einer Online-Befragung zur Corona-Impfung zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum der Studie, vom 28. Juni und 26. Juli 2021, 91 Prozent des teilnehmenden Krankenhauspersonals vollständig geimpft waren.

Die Impfquote unterschied sich laut RKI zwischen Berufsgruppen (Ärzteschaft 94 Prozent, Pflegepersonal 90 Prozent) und Einsatzorten (OP 94 Prozent, Normalstation 89 Prozent). Ein Großteil der Nicht-Geimpften gab an, sich „auf keinen Fall impfen“ zu lassen (56 Prozent). Die Hauptgründe gegen eine Impfung gegen Covid-19 waren laut RKI die Furcht vor bleibenden Schäden, die Furcht vor starken Nebenwirkungen und der Wunsch, noch abwarten zu wollen.

Die Hauptgründe für eine Impfung waren: Wunsch, das private Umfeld und sich selbst zu schützen, eine Aufforderung durch den Arbeitgeber erhalten zu haben sowie der Wunsch, Kollegen und Patienten zu schützen. Wie das RKI mitteilte, nahmen an der Umfrage 16 975 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 111 Einrichtung teil.

Im Marien-Hospital Euskirchen sei die Impfbereitschaft von Beginn an sehr hoch gewesen, berichtet Nicole Nettersheim, Pressesprecherin des Krankenhauses. Konkrete Zahlen zu den einzelnen Berufsgruppen lägen aber nicht vor. „Das Angebot wurde berufsübergreifend sehr gut angenommen“, so Nettersheim.

Zum ersten Mal seit dem 23. September vermeldet der Kreis Euskirchen wieder einen Todesfall: Eine 99-jährige Frau ist zu Hause an Covid-19 gestorben. Dabei handelt es sich um den 245. Todesfall im Kreis seit Beginn der Pandemie.

Acht Neuinfektionen hat der Kreis am Freitag registriert. Aktuell sind 240 Menschen nachweislich mit Covid-19 infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg leicht und betrug am Freitag 25,2. Dabei handelt es sich hinter Coesfeld nach wie vor um die zweitniedrigste Inzidenz in Nordrhein-Westfalen. (tom/ets)

„Ich würde sagen, dass innerhalb der Schützenbruderschaft 97 Prozent der Mitglieder die zweite Impfung erhalten haben“, schätzt der Schützen-Chef. Zugang zu den Vereinsräumlichkeiten haben nur Geimpfte, Genesene und Mitglieder mit einem gültigen PCR-Test. „Bis dato kommen allerdings nur Geimpfte zu den Trainingszeiten“, so Eichinger-Heß.

Auch bei der KG Rot-Weiß Gemünd liegt die Impfquote deutlich über dem Bundesschnitt. „Bei Gesprächen innerhalb des Vereins wurde deutlich, dass die Mehrzahl der Mitglieder geimpft oder genesen ist. Daher liegen wir wahrscheinlich bei 80 bis 90 Prozent“, so Präsident René Gerhards.

Bei der KG Blau-Gold Weilerswist hat es keine Abfrage zum Impfstatus der rund 100 Mitglieder gegeben. „Die Mitglieder, mit denen ich Kontakt hatte, sind alle geimpft. Das weiß ich aus Gesprächen. Aber abgefragt, haben wir das nicht“, erklärt Vorstandsmitglied Walter Dederichs. Selbstverständlich gelte auch für Mitglieder bei der anstehenden Herren- und Damensitzung die 2G-Regel, für die sich der Verein entschieden habe.

Im Fußball war Impfen zunächst kein großes Thema

Beim Fußball war das Thema Impfen lange kein großes. Auch, weil der Verband immer wieder die Statistik bemühte und darauf verwies, dass beim Spiel selbst die Ansteckungsrate gering sei. Und da man sich im Sommer nicht unbedingt in der Kabine umziehen muss, war Impfen gefühlt nicht so wichtig wie drei Punkte am Wochenende.

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Das hat sich geändert – zumindest beim SV Frauenberg, wie Trainer Sebastian Kaiser, der in der kommenden Session Kopf der Frauenberger Jecken sein wird, verrät. „Weil die Jungs weiter am sozialen Leben teilnehmen wollen, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen in meinem 30er-Kader alle geimpft“, so der Coach. Zwei Kicker seien, so Kaiser, überzeugte Impfgegner gewesen, hätten sich nun aber wegen der „Quasiverpflichtung“ impfen lassen.

Anderer Ort, anderer Verein, gleiches Bild: „Aus punktuellen Befragungen der Trainer und Übungsleiter kann von einer hohen Impfbereitschaft ausgegangen werden“, sagt Manfred Poth, Vorsitzender der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim: „Bei unseren Veranstaltungen waren fast alle Besucher geimpft oder genesen. Nur einige wenige haben mit aktuellem Test die Veranstaltungen besucht.“

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