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Landtagswahl im Kreis EuskirchenSouveräner Wahlsieg für CDU und Klaus Voussem

Lesezeit 4 Minuten
Prost auf den Wahlsieg: CDU-Direktkandidat Klaus Voussem (r.) feierte einen souveränen Erfolg und zieht zum vierten Mal in Folge in den Düsseldorfer Landtag ein.

Prost auf den Wahlsieg: CDU-Direktkandidat Klaus Voussem (r.) feierte einen souveränen Erfolg und zieht zum vierten Mal in Folge in den Düsseldorfer Landtag ein.

Kreis Euskirchen – Ein Serienmeister, ein Absteiger und einer, der sich fühlte, als sei er gerade Champions-League-Sieger geworden. Und Thilo Waasem (SPD), der nicht so recht wusste, ob er sich über den zweiten Platz hinter Klaus Voussem (CDU) freuen sollte oder nicht. Wie im Landestrend waren auch im Wahlkreis 8/Euskirchen I CDU und Bündnis 90/Die Grünen mit ihrem Direktkandidaten Dr. Thomas Keßeler die großen Wahlsieger, während die SPD und vor allem die FDP um ihren Kandidat Frederik Schorn ordentlich Stimmen einbüßte.

Der Serienmeister

„Das macht der Klaus“ – mit diesem Slogan hatte Klaus Voussem in den sozialen Netzwerken seine politische Arbeit von Parteifreunden untermauern lassen. Und Klaus macht es weitere fünf Jahre. Der 51-jährige Voussem hat für die CDU im Wahlkreis 8 mit 40,3 Prozent der Erststimmen souverän das Direktmandat gewonnen.

Und zieht damit seit 2010 zum vierten Mal in Folge in den Landtag ein. „Das sensationelle Ergebnis auf Landesebene war so nicht absehbar“, sagte Voussem, der seinen persönlichen Wahlerfolg mit der kontinuierlichen Arbeit erklärte. „Ich bin nicht nur vier Wochen unterwegs und verteile Blümchen und Kugelschreiber, sondern kümmere mich um die Menschen“, sagte der Euskirchener, der sich auf eine mögliche Wunschkoalition nicht festlegen wollte: „Wir werden als klarer Wahlsieger sicherlich mit allen demokratischen Parteien Sondierungsgespräche führen.“

Es sei zunächst wichtig, dass die SPD die Wahlniederlage eingestehen müsse.

MdB Detlef Seif, CDU-Kreisparteichef, äußerte sich da schon klarer: „Ich war nicht immer ein Freund der Grünen. Aber die Handlungen von zwei Grünen auf Bundesebene haben mir imponiert. Da ist neuerdings realpolitisches Potenzial. Ich persönlich fände Schwarz-Grün ein gutes Projekt auf Landesebene.“

Der zufriedene Enttäuschte

„Das Landesergebnis ist enttäuschend“, sagte Thilo Waasem von der SPD, der bei den Erststimmen auf 27,9 Prozent der Stimmen kam – und damit knapp über dem Landeswert (26,7) liegt. Es sei ihm eine Ehre gewesen, für die „traditionsreichste Partei im schönsten Wahlkreis zu kandieren“. Er habe seine Heimat noch einmal neu entdeckt. Und er habe gemerkt, dass die Menschen „schon darauf gucken, wer da so antritt“.

Er habe sich aber natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht, gab der Bad Münstereifeler zu. „Aber es ist auch nicht so, dass ich mich jetzt in den Schlaf weine.“ Möglicherweise kann er über seinen Listenplatz 29 in den Landtag einziehen.

Und Koalition oder Opposition? Für Waasem stellt sich die Frage nicht. „Ich mache Politik, weil ich etwas verändern möchte, und dafür muss man in die Regierung gehen. Was in Sachen Koalition möglich ist, wird sich zeigen. Ich bin gespannt, wie sich die Grünen positionieren werden“, sagte er.

Der Gewinner des Abends

Voussem? Keßeler? Beide! Aber doch irgendwie ein bisschen mehr Dr. Thomas Keßeler von den Grünen. 14,6 Prozent der Erststimmen verbuchte der Wißkirchener für sich. „Ich strahle mehr als über das ganze Gesicht“, sagte Keßeler stolz. Und mit ganz viel Glück könnte Keßeler sogar noch in den Landtag einziehen. Der 55-Jährige steht auf Platz 50 der Landesliste.

Es muss zwar – Stand Sonntagabend 23 Uhr – ziemlich viel zusammenkommen, dass das reicht, aber abgeschrieben hat Keßeler den Landtagssitz nicht. „Ich komme praktisch aus der vierten Liga und klopfe plötzlich an die Tür zur Champions-League. Das ist schon Wahnsinn. Wir haben ein sehr gutes Ergebnis erzielt“, sagte Keßeler, der von der Kreistagsfraktion der Grünen ein Trikot des 1. FC Köln mit seinem Namen drauf erhielt.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag, Jörg Grutke, wünschte sich am Sonntagabend eine rot-grüne Koalition. Passend zum Grünen Keßeler im roten FC-Trikot. Grutke fügte hinzu: „Wir haben bewiesen, dass wir Bundespolitik können. Wir können also auch Landespolitik.“

Der Absteiger

Für die FDP und Frederik Schorn war es ein trauriger Abend. „Das war eine krachende Niederlage. Wir sind richtig unter die Räder gekommen“, sagte der Liberale enttäuscht: „Es war nicht zu erwarten, dass wir im Kreis Euskirchen entgegen des Landestrends gewinnen.“

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Der Vernicher Schorn kam bei den Erststimmen auf 6,6 Prozent – ein Prozent weniger als der Kandidat der AfD, Frank Poll. „Viele unsere Wähler dürften taktisch gewählt haben. Es waren vielleicht Leihstimmen für die CDU dabei. Und natürlich dürfte uns die Schulpolitik in der Corona-Pandemie Stimmen gekostet haben, was ich aber nicht fair finde. Denn wer möchte schon Schulministerin in Corona-Zeiten sein?“, fragte Schorn, der selbstkritisch anfügte: „Und dann ist es uns offensichtlich nicht gelungen, den Wählern klar zu machen, warum man die FDP braucht. Aus Dankbarkeit für fünf Jahre gute Politik auf Landesebene wird man nicht gewählt.“

Weitere Stimmen

„Das haben wir uns verdient. Wir haben in den vergangenen Jahren eine gute Landespolitik gemacht. Und wir haben mit Hendrik Wüst einen sympathischen Ministerpräsidenten“, sagte Ute Stolz, Fraktionsvorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion.

Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings (CDU) sagte: „Schwarz-Grün scheint die beste Variante zu sein, die wir jetzt haben. Wir alle hätten aber wohl gerne weiter Schwarz-Gelb gehabt, denn das hat gut funktioniert.“

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