Nostalgische ZeitreiseFreilichtmuseum Kommern lockt mit „Jahrmarkt anno dazumal“

Lesezeit 3 Minuten
Die Akrobaten der Hochseiltruppe Geschwister Weisheit dürften die Besucher mit ihren atemberaubenden Luftnummern in ihren Bann ziehen.

Die Akrobaten der Hochseiltruppe Geschwister Weisheit dürften die Besucher mit ihren atemberaubenden Luftnummern in ihren Bann ziehen.

Mechernich-Kommern – Hereinspaziert, hereinspaziert! Hunderte Besucher folgten bereits in den ersten Tagen den Lockrufen der Schausteller ins Freilichtmuseum. Wenn sich im Ambiente der Fachwerkhäuser historische Fahrgeschäfte drehen und Vergnügungsshows aus den 1920er-Jahren samt atemberaubender Hochseilakrobatik die Besucher in eine andere Zeit eintauchen lassen, ist wieder „Jahrmarkt anno dazumal“.

Und der wird nun besonders ausgiebig gefeiert, denn: Das Kommerner Freilichtmuseum feiert 60. Geburtstag. Als besonderer Gast hat Europas größte Hochseiltruppe mit dem nach eigenen Angaben höchsten reisenden Artistenmast der Welt Quartier bezogen. Drei Vorführungen pro Tag stehen auf dem Programm: Neben ihrem historischen Seilprogramm, das artistische Klassiker des 19. Jahrhunderts wieder aufleben lässt, zeigen die Geschwister Weisheit in ihrer Hochseilshow in zwölf Meter Höhe unter anderem atemberaubende „Pyramiden“ mit Spagat und Fahrrädern.

Zudem präsentieren sechs Artisten mit drei Motorrädern gleichzeitig auf Schrägseilen waghalsige Artistik. Der Höhepunkt sind Darbietungen auf dem 62 Meter hohen Artistenmast. „Wir werden auch bei schlechtem Wetter den Besuchern immer etwas bieten. Wir passen das Programm lediglich den äußeren Begebenheiten an“, so Peter Weisheit, der wie seine 13 Mitstreiter bereits seit Montag mit der Akrobatik in luftiger Höhe begeistert. „Vor der ersten Vorstellung ist man immer besonders angespannt. Man weiß ja nicht, ob man mit der Leistung zufrieden sein wird und an welcher Schraube man noch drehen kann“, so Weisheit.

Taufe an Ostersonntag

Ostersonntag wird es um 18 Uhr keine Vorführung geben. Dann steht die etwa einen Monat alte Ruby im Mittelpunkt. Das Baby wird im LVR-Museum von Mechernichs Pfarrer Michael Stöhr getauft. „Die Familie würde sich über viele Besucher freuen“, sagt Dr. Michael Faber, stellvertretender Museumsleiter.

Wie in jedem Jahr übernimmt er die Rolle des Scharfrichters. Mehr als 1000 Mal hat er in den vergangenen 24 Jahren Besucher ihrer „Häupter entledigt“. Auch in diesem Jahr ging am ersten Tag nichts schief. Den Trick verrät Faber aber weiterhin nicht. Daran hat sich seit der klassischen Illusionsdarbietung, wie es sie vor mehr als 100 Jahren schon gab, bis zur modernen Zauberei nichts geändert. „Es werden meine letzten Enthauptungen sein“, verrät Faber.

Denn im August geht er in Pension – als Scharfrichter, vor allem aber als stellvertretender Museumsleiter. Nicht spektakulär, dafür unheimlich geschickt flechtet Andrea Schultz-Wild feuchte Weidenzweige zu Körben. Die Museumsmitarbeiterin weiß genau, was sie tut. Schultz-Wild ist gelernte Korbflechterin: „Heute heißt der Ausbildungsberuf zwar Flechtwerkgestalterin, doch daran, dass man im wahrsten Sinne etwas Handwerkliches macht, hat sich nichts geändert.“

Sie hat sich für die kommenden Tage einen trockenen Platz gesichert. Schultz-Wild präsentiert ihr Handwerk in einer Scheune in der Baugruppe Westerwald/Mittelrhein. Aber auch bei schlechtem Wetter lohnt sich ein Ausflug. „Sehr viele Attraktionen sind drinnen und die Karussells sind überdacht. Hier macht es auch bei Regen Spaß“, sagt Faber.

Am Montag lief das Geschäft von Wanderfotograf Joachim Zell noch schleppend. Das könnte sich in den kommenden Tagen ändern. Zell hat seine alte Fachkamera Marke Eigenbau nämlich im Pavillon aufgestellt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sollte es in Kommern tatsächlich regnen, wird es wohl oft heißen: bitte recht freundlich. Zell fertigt auf Wunsch fotografische Scherenschnitte an. In dem recht großen Kasten kann er die Bilder direkt entwickeln.

Als Letzten seiner Art bezeichnet sich Gilbert, ein Straßenkünstler aus Paris. Auch in diesem Jahr hat der Gaukler wieder seine Flohdame Fifine dabei, die für ihn aus atemberaubender Höhe in ein Wasserbecken Salti schlägt.

Bis Sonntag, 8. April, können sich die Besucher noch in den Bann der zahlreichen Attraktionen ziehen lassen. Täglich ab 10 Uhr hat der Jahrmarkt geöffnet. An Karfreitag bleibt der Jahrmarkt geschlossen, das Museum hat indes geöffnet. Erwachsene zahlen 7,50 Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

KStA abonnieren