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„Mechernich for Future“Rathaussturm in Mechernich stand unter Klimaschutz-Motto

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„Karneval ist das Beste“, findet die gebürtige Sächsin Josephine Mondry (l.), die mit Freundin Irina Lübeck vor dem Rathaus feierte.

„Karneval ist das Beste“, findet die gebürtige Sächsin Josephine Mondry (l.), die mit Freundin Irina Lübeck vor dem Rathaus feierte.

Mechernich – Der Klimawandel macht nicht mal vor dem Karneval und auch nicht vor der Eifel Halt. Da lag es nahe, dass Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in quietschgelbem Regenmantel samt Wollmütze und langen, blonden Flechtzöpfen dem närrischen Volk am Weibertag gegenübertrat. Mit seiner Kleiderwahl lag er damit ganz weit vorne in der Top Ten der beliebtesten Trend-Kostüme der Session: Unverkennbar hatte sich in Mechernich pünktlich um 11.11 Uhr „Klima-Aktivistin Greta Thunberg“ unter die Jecken gemischt. Am Geländer des Balkons im zweiten Stock des Rathauses prangte passend ein großes Pappschild mit der Aufschrift „Mechernich for Future“.

Friedlich und kampflos wollte das Stadtoberhaupt die Herrschaft natürlich trotzdem nicht den Narren überlassen, die sich unten vor dem Eingang des mit bunten Luftballons aufgemotzten Verwaltungsgebäudes seit kurz vor 11 Uhr schonmal warmfeierten. Schunkelnd und singend erwarteten die Mechernicher die Ankunft ihrer jecken Regentin, Jugendprinzessin Pauline I. (Gerhards).

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Traditionelles Feuer mit viel Rauch und Knall eröffnet

Die wurde mit großer Aufwartung der Mechernicher Garden vom Standquartier zum Rathaus begleitet. Mit im Treck waren selbstverständlich auch die Kanoniere der Prinzengarde, die mit der Kanone im Schlepptau das geeignete Rüstzeug für die Eroberung des Rathauses dabeihatten. Denn einfach wollte es der Bürgermeister alias Greta den Fastelovendsjecke auch in dieser Session nicht machen, an den goldenen Schlüssel zur Stadt zu kommen.

Tiefenentspannte Tollität

Ganz entspannt war Jugendprinzessin Pauline I. (Gerhards), nachdem sie den goldenen Schlüssel der Stadt von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick in Empfang genommen hatte. Aber auch vor ihrem Auftritt konnte von Nervosität keine Rede sein, wie die närrische Tollität bestätigte: „Nein, ich war gar nicht aufgeregt.“

Etwa 40 Auftritte habe sie in der Session bereits absolviert. Da sei Lampenfieber irgendwann kein Thema mehr. Wie viele noch vor ihr liegen, wisse sie gar nicht, überlegte Pauline. Dass sie nun als jecke Regentin bis Aschermittwoch die Herrschaft über die Mechernicher Narren habe, finde sie toll, sagte sie schmunzelnd.

Besonders freue sie sich natürlich auf den Mechernicher Karnevalszug am Sonntag und hoffe, dass es nicht regne. Am besten gefalle ihr der Paragraf Nummer acht von ihren eigenen jecken Regeln, erzählte sie und lachte: „Der mit den Freigetränken für die Prinzessin und ihre Begleiter.“ Was sie sich dann bestelle? Keine Frage. „Cola“, so Pauline. (hab)

Doch es kam, wie es kommen musste: Schnell war die Kanone der Prinzengardisten mit ordentlich Zündstoff bestückt. Der erste Schuss werde immer von ihnen abgefeuert, bestätigten die Kanoniere gut gelaunt und ließen ihren Worten Taten folgen. Mit lautem Knall und vor allem viel Rauch eröffneten die Karnevalisten das traditionelle Feuer. „Das wird gleich richtig laut“, freute sich auch Bürgermeister Schick oben auf der Empore. Doch erstmal war sein Lungenvolumen gefordert. Denn wie das schwedische Vorbild seiner Verkleidung, gab sich auch der Bürgermeister diesmal äußerst klimafreundlich und pustete zunächst eine Papiertüte aus der Bäckerei auf und ließ sie sogleich unter dem Jubel der Jecken platzen.

Motto lautet „Prima Klima in Mechernich“

Das Prozedere wurde mehrmals wiederholt. Doch dann war es Zeit für die obligatorische Donnerbüchse und Mickey Mäuse für die Ohren. Jedoch: Aller knallgewaltige Widerstand und Schunkeleinlagen mit den Verwaltungsmitarbeitern waren zwecklos – die weiße Fahne schwenkend gab sich der Bürgermeister geschlagen. Gemäß dem Motto „Prima Klima in Mechernich“ stand auch die Rede ganz im Zeichen der Umwelt. „Hier und heute, liebe Leute. Weiberfastnacht, fette Beute. Komm’ ich als der Vertreter von Thunbergs ihrer lieben Greta“, reimte Schick, ehe er den Schlüssel an die Tollität überreichte. Die nutzte die Gelegenheit, den jecken Untertanen direkt mal ihre eigenen Regeln in Form der elf Paragrafen bis Aschermittwoch vorzustellen. Oberste und erste Regel: „Ab sofort feiern alle mit, egal, wann und wo.“ Von Freigetränken bis Freiparken für die Prinzessin und ihr Gefolge, hatte Pauline eine ganze Reihe an scherzhaften Vorschriften mitgebracht.

Traditionell in Mechernich feiern wollte am Weibertag das bunt gemischte Trüppchen aus Putzfrauen, einem orangefarbenen Troll und Traumschiff-Kapitän Florian Silbereisen. Max, Andrea, Nicole und Conny – alle stammen aus Mechernich und Umgebung und alle waren bestens gelaunt. „Wir sind mit einer ganzen Gruppe hier“, sagte Max. Der Bleibuirer war nicht ganz freiwillig zu seinem Kapitänskostüm gekommen – mit seiner Verlobten habe er eine Folge der Serie gesehen. „Wir kommen alle von hier. In Mechernich den Straßenkarneval zu eröffnen, ist für uns eine Tradition“,so Max.

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