Anschlag auf KatzenhausUnbekannte werfen Böller in Schützendorfer Tierschutzhütte

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Die Schützendorferin Maria Hamacher versorgt seit Jahren freilebende Katzen und bietet ihnen Zuflucht und Futter an.

Die Schützendorferin Maria Hamacher versorgt seit Jahren freilebende Katzen und bietet ihnen Zuflucht und Futter an.

  • Maria Hamacher hat sich der wildlebenden Katzen in Mechernich angenommen und für sie eine Tierschutzhütte gebaut.
  • Am 30. Dezember haben Unbekannte Böller in die Hütte geworfen – seitdem ist keine Katze mehr in der Nähe gesehen worde.
  • Hamacher, Tierschützer und Polizei verurteilen den Anschlag aufs Schärfste.

Mechernich-Schützendorf – Maria Hamacher aus Schützendorf ist noch zwei Tage nach dem Vorfall fassungslos: Unbekannte haben am 30. Dezember mit Böllern einen Anschlag auf zwei Katzenfutter- und -schlafhäuser auf einem Grundstück unterhalb der Straße Am Grundpütz verübt, um dort freilebende Katzen zu vertreiben. Seitdem sind dort keine Katzen mehr gesehen worden und haben auch die Schutzhäuser und die Futterstellen nicht mehr aufgesucht.

Am Donnerstagvormittag hat Maria Hamacher die Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet. Polizeibeamte haben sich die Situation vor Ort angeschaut, haben den Sachverhalt dokumentiert und festgestellt, dass nur ein geringer Sachschaden entstanden ist. Doch Maria Hamacher, die sich selbst als engagierte Tierfreundin bezeichnet, sich aber keineswegs im Bereich militanter Tierschützer sieht, ist nach wie vor entsetzt.

Nachbar baute Unterstand für die Katzen

„Ich habe mir eines der beiden Häuschen, ein Metallgartenhäuschen, zu meinem 50. Geburtstag gewünscht und habe es auch geschenkt bekommen. In dem Haus habe ich Schlafplätze für die freilebenden Katzen eingerichtet, damit sie vor Wind und Wetter geschützt schlafen und fressen können“, sagt die Schützendorferin. Ein hilfreicher Nachbar habe einen zweiten Unterstand gebaut, damit weitere Katzen hier sichere Zuflucht finden könnten.

„Früher wurden auf einem Nachbargrundstück bis zu 50 Katzen gefüttert. Mittlerweile ist die Zahl auf zehn gesunken, auch weil der Tierschutzverein Kall geholfen hat, die Katzen durch Vertragstierärzte kastrieren zu lassen.

Drei Böller in die Hütte geworfen

Hamacher vermutet, erboste Anwohner aus der Nachbarschaft könnten die Böllerattacke auf die Katzenschutzhäuser verübt haben, weil es im Vorfeld des Jahreswechsels massive Beschwerden von Bewohnern aus Schützendorf über frühzeitiges Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Kanonenschlägen gegeben hatte. In einem Fall habe eine Anwohnerin gar gedroht, die Polizei einzuschalten, wenn die Kallerei nicht aufhöre und die Freunde ungehemmter Pyrotechnik ihre Leidenschaft nicht auf den Jahreswechsel beschränkten.

Die Reste von drei Böllern fand Maria Hamacher im Katzenhaus.

Die Reste von drei Böllern fand Maria Hamacher im Katzenhaus.

Wenige Minuten später habe es dann offenbar den Bölleranschlag auf das Metallhäuschen gegeben, das lediglich über eine versteckt an der Rückseite liegende Katzenöffnung verfügte, weil die Doppeltür an der Vorderfront wegen der Kälte geschlossen war. Durch diese Öffnung an der Rückseite des Gerätehauses seien wohl drei Böllerpacks ins Innere der Hütte geworfen worden, deren Detonationen die Tiere dort drin sicher in Panik versetzt hätten.

Kampf gegen Überpopulation und Krankheiten

„Wir verurteilen eine solche Tat auf's Schärfste. Die Tiere sind wohl im Schlaf überrascht worden“ berichtet der Vorsitzende des Tierschutzvereins Kall, Markus Schmitz-Bongard, der sich nun vor Ort ein Bild des Geschehens gemacht hat. Schmitz-Bongard: „Die Tiere müssen völlig traumatisiert sein. Maria Hamacher hat hier viel Zeit und Geld investiert, um dem Problem der Überpopulation freilebender Hauskatzen zu begegnen, und jetzt das.“ Die Tiere stammen allesamt aus der unkontrollierten Vermehrung eines ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebes und wurden in der Vergangenheit alle mit Hilfe von Frau Hamacher eingefangen und durch den TSV Kall und Umgebung kastriert. „Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, um die Population in Schach zu halten“ so Schmitz-Bongard, „zumal durch die kontrollierte Fütterung und regelmäßige Kontrolle die Ausbreitung von Krankheiten vermieden wird.“

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Unversorgte Hauskatzen leiden häufig an Krankheiten wie beispielsweise Katzenschnupfen, an denen sie zumeist elendig zugrunde gehen und andere, ungeimpfte Katzen, also auch Freigänger aus haushalten, anstecken. Schmitz-Bongard: „Glücklicherweise hat das Häuschen kein Feuer gefangen. Ansonsten hätte die Tat noch größeren Schaden anrichten können.“

Polizei nimmt den Vorfall sehr ernst

Der Tierschutzverein Kall sieht das Zünden von Böllern und Raketen aus tierschützerischer Sicht grundsätzlich kritisch. Schmitz-Bongard: „Vielleicht sollte man sich ein Beispiel an Schweden nehmen, wo privates Feuerwerk nur mit einem Sachkundenachweis und einer einzuholenden behördlichen Genehmigung erlaubt ist.“

Polizeisprecher Franz Küpper bestätigte gestern, dass der Vorfall in seiner Behörde sehr ernst genommen werde. Seine Kollegen hätten zwei Ordnungswidrigkeitsanzeigen gefertigt, weil es zum einen um einen verstoß gegen das Tierschutzgesetz und zum anderen um einen Verstoß gegen das Verbot des Abbrennens von Pyrotechnik außerhalb von Silvester gehe. Seine Kollege würden jetzt versuchen zu ermitteln, wer als Verursacher der Böllerattacke infrage komme.

Wer mehr über die Kastration verwilderter Hauskatzen wissen möchte, kann sich auf dem Internetportal des Tierschutzvereins Kall informieren.

www.tsv-kall.de/startseite/kastration-verwilderter-hauskatzen-kastrationsaktion-kreis-euskirchen/

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