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Champignons statt MotocrossGrundstückseigentümer will in Satzvey jetzt Pilze züchten

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Motocross-Rennen in Satzvey wird es möglicherweise in Zukunft nicht mehr geben. Der MSC Wisskirchen sucht nach einem neuen Parcours für seine Fahrer.

Motocross-Rennen in Satzvey wird es möglicherweise in Zukunft nicht mehr geben. Der MSC Wisskirchen sucht nach einem neuen Parcours für seine Fahrer.

Mechernich/ Satzvey – Seit den 1960er Jahren veranstaltet der Motor-Sport-Club (MSC) Wisskirchen auf einem Gelände zwischen Satzvey und Obergartzem Motocross-Rennen. Vorzugsweise an Pfingsten wird dort seit vielen Jahren großer Sport geboten. Möglicherweise endet diese Tradition schon im kommenden Jahr. Denn wenn es nach den Planungen des Grundstückseigentümers geht, steht das Aus der Motocross-Rennstrecke unmittelbar bevor.

Am kommenden Dienstag, 4. Dezember, steht nämlich im Mechernicher Stadtentwicklungsausschuss ein Thema auf der Tagesordnung, das es in sich hat. Franz-Josef Graf Beissel, der Eigentümer des Geländes, auf dem die Motocross-Fahrer ihre Runden drehen, hat den Pachtvertrag mit dem MSC fristgerecht gekündigt. Graf Beissel will dort stattdessen gemeinsam mit einem niederländischen Investor aus dem Raum Venlo eine Pilzzuchtanlage in großem Stil aufziehen.

Nachfrage nach Pilzen sei gestiegen

„Ja, das ist richtig“, bestätigte Graf Beissel auf Anfrage. Das Projekt sei eine „reine Ökosache“, wie der Adlige sich ausdrückte. Die Nachfrage nach Pilzen, speziell nach Champignons, sei in jüngster Zeit enorm gestiegen. Das liege, so Beissel weiter, nicht zuletzt daran, dass viele Verbraucher bewusst auf Fleisch verzichteten. Ein Großteil der Pilze werde aus Asien importiert.

Graf Beissel hatte den Pachtvertrag mit dem MSC bereits vor einiger Zeit gekündigt, dem Verein aber die Zusicherung gegeben, dass der Sportbetrieb noch so lange aufrechterhalten werden könne, bis alle Genehmigungen durch seien. Daran, dass sein ehrgeiziges Projekt von den Behörden abgesegnet wird, hat Beissel keinen Zweifel: „Ich habe schon mit der Landwirtschaftskammer gesprochen. Dort hat man die Pilzzuchtanlage sehr befürwortet.“

Züchtung auf speziellem Kompost

In großflächigen Hallen, die drei Meter hoch sind, sollen die Pilze auf einem speziellen Kompost gezüchtet werden, der aus Stroh sowie Pferde- oder Hühnermist erzeugt wird. „Pferdemist gibt es ja bei uns in der Region genug“, sagte Beissel.

Zuchtpilze wie Champignons, Shiitake oder Austernpilze gehören allesamt in die Gruppe der sogenannten Destruenten, also zu den zersetzenden Pilzen, und können deshalb leicht in Kultur genommen werden. Sie leben von toter organischer Materie und helfen zum Beispiel im Wald, herabgefallenes Laub oder totes Holz in den natürlichen Stoffkreislauf zurückzuführen. Pilze mögen es warm und feucht.

Sechs Wochen bis zum fertigen Produkt

Das Pilzmyzel, das Pilzgeflecht im Boden, das in dem zu Substrat aufbereiteten Kompost in Gestalt weißer Fäden sichtbar ist, benötigt eine Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent und eine Lufttemperatur von 17 Grad, damit es die dunkle Deckerde durchwächst. Außerdem muss die Erdschicht durchgehend befeuchtet sein. Rund 30 Liter Wasser pro Quadratmeter bedarf es zur Bewässerung in den ersten sechs Tagen.

Von der Aussaat bis zum fertigen Produkt – weiße und braune Champignons – dauert es insgesamt rund sechs Wochen. Dann werden die Pilze gepflückt und schließlich für den Versand fertig gemacht. 80 bis 100 Arbeitsplätze, erklärt Graf Beissel, sollen in der neuen Pilzzuchtanlage entstehen.

Produktionsstätte soll acht Fußballfelder groß sein

Man darf allerdings gespannt sein, was der Mechernicher Stadtrat zum Antrag des Neu-Münstereifelers sagt. Graf Beissel wohnt seit Kurzem ebenso wie Heino im historischen Kurhaus.

„Die Produktionsstätte soll etwa 48000 Quadratmeter groß werden. Das entspricht immerhin der Fläche von acht Fußballfeldern“, konstatierte Mechernichs Stadtplaner Thomas Schiefer.

Graf Beissel und sein holländischer Partner wollen das Projekt am kommenden Dienstag im Stadtentwicklungsausschuss detailliert vorstellen.

Bekannte Marke ausgebaut

Graf Beissel hatte über viele Jahrzehnte unter anderem die Ritterspiele auf seiner Satzveyer Wasserburg zu einer über die Region hinaus bekannten Marke ausgebaut. Vor einiger Zeit hatte er die erfolgreichen Veranstaltungen ebenso wie die Burg selbst an seine Tochter Patrizia übergeben.

Auf die Frage, warum er sich im Rentenalter noch an ein so großes Unternehmen wie die Pilzzuchtanlage wage, antwortete Graf Beissel: „Ich bin doch erst 73 Jahre alt, da kann man noch einiges auf die Beine stellen.“

Die Sitzung des Mechernicher Stadtentwicklungsausschusses beginnt am Dienstag, 4. Dezember, um 17 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses, Bergstraße 1.

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