Eifel-Therme bereitet SorgenMitarbeiter klagen über schlechtes Arbeitsklima

Lesezeit 4 Minuten
Aushängeschild und Sorgenkind in einem: die Eifel-Therme Zikkurat in Firmenich.

Aushängeschild und Sorgenkind in einem: die Eifel-Therme Zikkurat in Firmenich.

  • In Mechernich machen sich FDP und Grüne Sorgen um die Eifel-Therme und kritisieren die Doppelrolle von Thomas Hambach.
  • Sie fordern, dass Geschäftsführung und Betriebsleitung künftig in einer Person gebündelt werden.
  • Unterdessen hat ein Drittel der Belegschaft eine Petition unterschrieben und sich über die schlechte Arbeitsatmosphäre im Bad beschwert.

Mechernich – Die Situation der Eifel-Therme Zikkurat (ETZ) macht FDP und Grünen in Mechernich offenkundig schwer zu schaffen. „Wir sorgen uns um eines der bekanntesten Aushängeschilder der Stadt“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der beiden Ratsfraktionen.

Die Therme sei schließlich ein Grund dafür, dass Mechernich für viele ein attraktiver Wohnort sei, stellen die Fraktionsspitzen Nathalie Konias (Grüne) und Oliver Totter (FDP) fest. Und sie fordern nicht weniger als die grundlegende Änderung der Führungsstrukturen in der ETZ. Geschäftsführung und Betriebsleitung sollten demnach künftig in einer Person gebündelt werden. Derzeit ist der städtische Beigeordnete Thomas Hambach ETZ-Geschäftsführer, Betriebsleiter in Probezeit ist Christian Klein.

Eifel-Therme Zikkurat: Vier Betriebsleiter in zwei Jahren

Ist dieses Konstrukt noch angemessen? Konias und Totter sagen klar und deutlich: Nein. Sie erinnern in ihrem Antrag daran, dass es seit 2018 vier Betriebsleiter gegeben habe und im gleichen Zeitraum zwei Konzepte für die Betriebsführung vorgelegt worden seien. Der Diebstahl von rund 8000 Euro Trinkgeldern habe auch kein gutes Licht auf das Bad geworfen. (lesen Sie hier mehr dazu)

Millionen-Zuschuss von der Stadt

Rund 200.000 Besuche verzeichnet die Eifeltherme Zikkurat jährlich. Darüber zeigt sich Geschäftsführer Thomas Hambach sehr zufrieden.

Die Stadt bezuschusst den Betrieb mit rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr. (sch)

Die Informationspolitik gegenüber dem 100-prozentigen Gesellschafter, also der Stadt und somit dem Rat, lasse erheblich zu wünschen übrig. „Über die Interimsbetriebsleiterin im Jahr 2018 wurde die Politik ebenso erst im Jahr 2020 informiert, wie über deren Verlassen der Therme“, heißt es in der Antragsbegründung. Ähnlich sei es bei der Einführung von Klein gewesen.

Mitarbeiter beschweren sich in einer Petition

Und dann gibt es da noch ein Schreiben aus der Mitarbeiterschaft. Laut Konias und Totter handelt es sich um eine Petition, in der sich rund 25 der rund 75 Mitarbeiter über die Arbeitsatmosphäre im Bad beklagen. „Gerade diese Petition von einem Drittel der Mitarbeiter der ETZ zeigt sehr deutlich, dass es im Bereich des Personals ein großes Problem gibt“, stellen FDP und Grüne fest.

Als „Petition“ will man das im Rathaus indessen nicht bezeichnen, so Kämmerer und Personalvertreter Ralf Claßen: „Es hat Beschwerden gegeben.“ Nicht jede innerbetriebliche Entscheidung gefalle jedem, das sei nicht ungewöhnlich. Den Beschwerden versuche die Verwaltung seit geraumer Zeit auf den Grund zu gehen, versichert Claßen, der Vertreter von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick als Gesellschaftervertreter der ETZ ist.

Er und Schick hätten sich mit sechs Mitarbeitern getroffen. Das Gespräch hatte die SPD-Fraktionsspitze vermittelt. Dabei seien den ETZ-Beschäftigten persönliche Gespräche zugesagt worden. „Ich versuche das immer gerne im Gespräch mit den Mitarbeitern zu klären, wenn es Probleme gibt“, sagt Personalvertreter Claßen.

Beschwerdeführer melden sich vor Gespräch krank

Doch dazu sei es bislang nicht gekommen – aus einem kuriosen Grund: Just einen Tag nach dem Treffen hätten sich die sechs Beschwerdeführer krank gemeldet und seien wegen Arbeitsunfähigkeit noch nicht an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Jedoch habe eine Personalversammlung stattgefunden, an der rund 30 der knapp 80 Mitarbeiter teilgenommen hätten, berichtet Claßen: „Da haben sich fast alle positiv über die Arbeitsatmosphäre geäußert.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Diese Gemengelage, so stellen Konias und Totter fest, treffe die Mechernicher Politik in einer Phase, in der für die Eifel-Therme wichtige Entscheidungen anstünden: „Es kommt in diesem Jahr zum schon lange notwendigen Umbau der Gastroeinrichtungen der Eifel-Therme.“ Die entsprechende Finanzierung laufe über 30 Jahre, der Mietvertrag der Stadt aber nur noch über neun Jahre.

FDP und Grüne loben Thomas Hambach

„Das bedeutet, die Eifel-Therme wird wohl über die vereinbarte Mietzeit hinaus, zu Recht, von der Stadt weiter betrieben werden. Deshalb muss man nun die internen Abläufe an die sich ändernde bauliche Situation anpassen.“ Claßen und Hambach weisen darauf hin, dass die 25-jährige Laufzeit des ersten Mietvertrages in der Tat 2029 ablaufe, aber zwei jeweils fünfjährige Verlängerungsoptionen festgeschrieben seien.

Thomas Hambach

Thomas Hambach, Beigeordneter der Stadt Mechernich

Die geplanten Umbauten seien im Wirtschaftsplan beschlossen worden, erläutert Hambach, den FDP und Grüne für seine bisherige Arbeit durchaus loben: „Der aktuelle Geschäftsführer, Herr Hambach, hat die ETZ durch die schwere Zeit nach der Unterschlagung begleitet und in ein ruhiges Fahrwasser gebracht. Dafür ist ihm auch ausdrücklich zu danken“, ist dort zu lesen. Grundsätzlich sei es aber für einen Betrieb von Vorteil, wenn der Geschäftsführer über längere Zeit im Unternehmen ist. Als Beigeordneter sei Hambach das nicht ausreichend möglich.

Hambach sieht das anders: Die tägliche Arbeit leiste die Betriebsleitung, durch seine Funktion als Beigeordneter ergäben sich nützliche Synergieeffekte für Stadt und Bad.

Stadt hat einen Gutachter beauftragt

Der gelb-grüne Antrag steht zwar auf der Tagesordnung des nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung, die an diesem Dienstag ab 17 Uhr im Rathaus stattfindet, beraten wird er da aber voraussichtlich nicht. Die Verwaltung schlägt stattdessen vor, das Thema im Haupt- und Finanzausschuss am 17. März nicht-öffentlich zu beraten, wie das bei Personalfragen üblich ist. Im öffentlichen Teil zuvor soll jedoch ein beauftragter Gutachter die Ergebnisse seiner Untersuchungen zur Eifel-Therme vorstellen.

Dem stimmt die Mehrheitsfraktion zu: CDU-Fraktionschef Peter Kronenberg warnt vor „Schnellschüssen.“ Schließlich gebe die Stadt Geld für das Gutachten aus, dann wolle er auch die Ergebnisse sehen: „Danach bin ich gerne bereit, über alles zu diskutieren.“

KStA abonnieren