Rasante VermehrungKonflikt um die Kasernen-Katzen

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Süß sind sie ja, nur leider zu viele: Der Umgang der Bundeswehr mit den Katzen auf dem Kasernen-Gelände verärgert Tierschützer.

Süß sind sie ja, nur leider zu viele: Der Umgang der Bundeswehr mit den Katzen auf dem Kasernen-Gelände verärgert Tierschützer.

Mechernich – Es gibt kein offizielles militärisches Zeremoniell in Mechernich, bei dem die Harmonie zwischen der Bundeswehr und der Stadt am Bleiberg nicht von den Festrednern hervorgehoben wird. Doch diese Eintracht hat nun einen Knacks bekommen. Reiner Bauer, der Vorsitzende des Tierschutzvereins, ist richtig sauer, Johannes Schnichels, städtischer Fachbereichsleiter Ordnungswesen und Bürgerservice, spricht von einer „kontraproduktiven“ Maßnahme in der Bleiberg-Kaserne.

Fütterungsverbot erbost Tierschützer

Hintergrund der Verärgerung ist die Tatsache, dass Bundeswehr, Kreis, Stadt und Tierschutzverein in einer konzertierten Aktion den Versuch gestartet haben, der großen Katzenpopulation in der Bleiberg-Kaserne Herr zu werden. Bauer geht davon aus, dass Soldaten dort klammheimlich ihre überzähligen Stubentiger ausgesetzt haben, die sich prompt rasant vermehrten. Der Vorsitzende des Tierschutzvereins schätzt die Population auf rund 50 Tiere.

17 Katzen sind laut Bauer von einer Bundeswehrmitarbeiterin mit Leihfallen des Tierheims eingefangen und anschließend von einem Tierarzt kastriert worden. Die Operationen hätten den Steuerzahler rund 2000 Euro gekostet. Das sei wiederum weggeworfenes Geld, wenn die Bundeswehr an einem kürzlich aufgestellten Fütterungsverbot für Katzen festhalte, meint Bauer: „Wenn die Kastrationsaktion Sinn machen soll, müssen wir an alle Katzen in der Bleibergkaserne herankommen.“ Durch das Verbot, die Vierbeiner zu füttern, werde das aber unmöglich gemacht: „Die Tiere sind verwilderte Hauskatzen und es nicht gewohnt, selbst für ihr Futter zu sorgen.“

Verhungern oder weiterziehen

Sie hätten nun die Wahl, in der Bleibergkaserne zu verhungern, oder sich außerhalb andere Nahrungsquellen zu suchen, um sich dann in angrenzenden Wohngebieten wieder sprunghaft zu vermehren. Die Katzen würden sich für die zweite Alternative entscheiden und dann hätten sich „die von da an betroffenen Anlieger mit dem Katzenproblem herumzuschlagen“.

Bauer hat am Donnerstag den Deutschen Tierschutzbund eingeschaltet, der nun bei der Bundeswehr Protest einlegen soll. „Aus Sicht der Tierschützer kann ich das verstehen“, so Schnichels' Kommentar. Das Fütterungsverbot sei „nicht im Sinne der Stadt“. Zumindest habe man erwartet, dass die Bundeswehr zuvor „einmal mit uns spricht“. Schnichels sprach auch einen juristischen Aspekt an: Durch das jahrelange Füttern der Katzen sei die Bundeswehr wahrscheinlich Eigentümerin der Tiere geworden, Dann habe sie auch die Pflicht, die Katzen ordnungsgemäß zu halten und zu versorgen: „Wenn sie das nicht tut, muss man darüber nachdenken, das Kreisveterinäramt einzuschalten.“

So weit wird es womöglich nicht kommen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen – auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte sich erfolglos um telefonische Kontaktaufnahme bemüht – gelang es Schnichels am Donnerstagnachmittag einen zuständigen Soldaten der Bleiberg-Kaserne an die Strippe zu kriegen. Der Feldwebel habe ihm gegenüber das Fütterungsverbot bestätigt, das auf Geheiß von zwei weisungsbefugten Veterinären der Bundeswehr erfolgt sei. Einen Grund für diese Maßnahme habe der Soldat nicht genannt, er habe aber Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Der Soldat wolle mit dem Standortältesten über das Problem reden und dann versuchen Bundeswehr, Tierschutzverein und Stadt Mechernich an einen Tisch zu bringen, um eine für alle tragfähige Lösung zu finden.

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