Sozialer Wohnungsbau soll kommenBoden in Mechernich wird wegen Blei ausgetauscht

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Bleibelastung_in_Mechernich

Der Umgang mit dem Thema Blei im Boden erhitzt in Mechernich seit Jahren die Gemüter.

  • Die Stadt will im Gebiet „Auf der Wäsche“ den Boden wegen hoher Bleibelastung austauschen.
  • Insgesamt ist eine Fläche von knapp 23000 Quadratmetern betroffen.
  • Das Konzept für die Nachnutzung steht bereits, vor allem sozialer Wohnungsbau soll gefördert werden.

Mechernich – Diese Entscheidung werden die Bürger, die sich wegen der Bleibelastung des Mechernicher Bodens Sorgen machen, aufmerksam zur Kenntnis nehmen. Die Stadt will im Plangebiet „Auf der Wäsche“ wegen des Bleigehalts im großen Maße Boden austauschen.

„Innerhalb des Plangebietes sind die Bleiwerte besonders hoch, sodass hier im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes ein Bodenaustausch vorgesehen ist“, heißt es in der Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss, der sich an diesem Dienstag ab 17 Uhr unter anderem mit den Plänen für dieses Gebiet befasst.

Bodenmassen sollen abgetragen werden

Die belasteten Bodenmassen sollen abgetragen und zur B 477 und zum neuen Parkplatz hin als Lärmschutzwall, der dann noch begrünt wird, wieder eingebaut werden, erklärte der Mechernicher Stadtplaner Thomas Schiffer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Das Plangebiet, das vom Autobahnanschluss gesehen auf der rechten Seite nahe dem Kreisel bei Breitenbenden liegt, umfasst laut Vorlage 23 000 Quadratmeter.

Rund 60 Zentimeter tief soll der Boden abgetragen werden, schlägt die Verwaltung den Politikern im Ausschuss und dann im Rat vor. Über die Kosten der Abtragungen konnte Schiefer noch nichts sagen, tragen werde sie aber die Stadt Mechernich.

Sandablagerungen aus dem Tagebau

Das Plangebiet liege nach der Karte „Bleigehalt der Böden und Halden im Raume Mechernich“ des Geologischen Landesamtes NW von 1986 in einem Bereich, in dem eine Belastung des Bodens durch das Schwermetall Blei vorhanden ist. Schon der Name „Auf der Wäsche“ deute darauf hin, dass der Boden im Zuge des Bleibergbaus offensichtlich verändert wurde.

„Dies hat in einem kleineren Teilbereich des Plangebietes, sehr wahrscheinlich durch Sandablagerungen aus dem Tagebau, zu einer Bleibelastung geführt, die deutlich höher ist als im sonstigen Plangebiet“, erläutert Schiefer. Der Bereich befinde sich in Randlage des Plangebietes. Im Mittel lägen die Bleibelastungswerte im Plangebiet zwischen 2000 und 5000 Milligramm pro Kilo Erde.

Geförderter Wohnungsbau soll etabliert werden

Nachdem die Stadt in den vergangenen Jahren die Entwicklung von Baugebieten mit freistehenden Einfamilienhäusern betrieben hat, soll im Gebiet „Auf der Wäsche“ der preiswerte und geförderte Wohnungsbau etabliert werden. In einem Kommerner Architekten- und Baubüro habe die Stadt einen Vorhabenträger gefunden, so Schiefer. Der werde nicht nur planen und bauen, sondern die Gebäude in Eigenregie betreiben und verwalten. Vertreter dieses Büros sollen die Pläne in der Sitzung an diesem Dienstag vorstellen.

Das Vorhaben basiere auf einer Hofbebauung, erklärt Schiefer in der Vorlage: „Einzelne Gebäude und Gebäudeensemble lassen sich somit auch nach und nach baulich realisieren.“ Um einen Hofgarten sollen sich je Wohnhof fünf dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit jeweils rund sechs Wohneinheiten als sogenannte Zweispännertypen gruppieren.

Kennzeichnung

Auf eine Kennzeichnung des Baugebiets „Wacholder II“ im Mechernicher Norden als „Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind“ (§ 9 Abs. 5 Nr. 3 BauGB) kann nach Ansicht der Stadtverwaltung Mechernich verzichtet werden. Dies geht aus der Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss, der an diesem Dienstag ab 17 Uhr im Rathaus tagt, hervor. Bei Anliegern, die sich Sorgen wegen möglicherweise bleihaltiger Staubbildung machen, stößt das auf Unverständnis. Sie können nicht nachvollziehen, dass auf diese Formulierung bereits verzichtet werden soll, bevor die Ergebnisse der Bodenproben im Stadtgebiet vorliegen, die im Februar genommen worden.

Stadtplaner Thomas Schiefer erklärt, dass die sogenannte Erheblichkeitsschwelle nicht überschritten sei. „Bis heute kann mangels gegenteiliger Erkenntnisse davon ausgegangen werden, dass

die geogene Bleibelastung nach Art, Beschaffenheit und Menge nicht erheblich gesundheits-, boden-, luft- oder wassergefährdend ist und Belange der Sicherheit und

Gesundheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung nach heutigem Kenntnisstand nicht in erheblicher Weise beeinträchtigt werden“, begründet die Verwaltung ihren Vorschlag. (sch)

„Je nach Größe der Wohnungen, hierzu erfolgen noch Sondierungen auf dem Wohnungsmarkt, kann sich diese Struktur, bei der Berücksichtigung auch von einigen Kleinwohnungen, in Einzelfällen noch ändern“, stellt der Stadtplaner klar. Das Gebäudeensemble verfüge über ein umlaufendes Fußwegesystem, Mietergärten sowie Auto- und Fahrrad-Abstellplätze.

Diese architektonische Struktur könne bis zu fünf Mal im Plangebiet realisiert werden. Das gesamte Plangebiet, so Schiefer, werde durch ein vernetztes Fußwegesystem durchzogen. Mietergärten würden um das Baugebiet angeordnet.

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