Spuk an der B266Ein Haus in Roggendorf ist an Halloween ganz besonders dekoriert

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Der Roggendorfer Mario Stelte wirkt in seiner Halloween-Dekoration beinahe verloren.

Mechernich-Roggendorf – An der B266 spukt es einmal im Jahr. Im Vorgarten eines blauen Hauses, direkt an der Roggendorfer Straße sitzt eine Hexe an der Schreibmaschine. Ein Skelett fährt Einrad, ein anderes sitzt mit Freunden am Lagerfeuer und trinkt aus einer Flasche.

„Und das ist für die Nebelmaschine“, sagt Mario Stelte, während er Wasser in einen Holzsarg füllt. Nicht nur eine Nebelmaschine ist in den Sarg eingebaut: „Sobald es dunkel wird, leuchtet es grün aus den Ritzen des Sarges“, ergänzt Elke Pitzen. Seit zehn Jahren dekoriert das Roggendorfer Paar zu Halloween seine Hausfassade und den Vorgarten.

Selber basteln, statt kaufen

„Ganz am Anfang haben wir unsere Gruselpuppen noch fertig gekauft, wie diese Skelette aus Plastik .“ Stelte deutet auf die Gruppe um das Lagerfeuer. Aber irgendwann, sagt er, habe ihm das nicht mehr gereicht. Außerdem sei es teuer gewesen, denn die wirklich guten Puppen finde man in Deutschland kaum. Die müsse man aus Amerika kommen lassen.

„Mario hat aber eine kreative Ader“, findet Pitzen. Schon immer habe der gelernte Industriemechaniker in seiner Freizeit gemalt und gebastelt. So lag es nahe, dass die beiden dazu übergingen, ihre gruseligen Puppen selbst herzustellen. Stelte: „Unsere allererste Bastelei war ein ganz einfaches Gespenst. Dazu habe ich einen Stock in eine Styroporkugel gesteckt und ein weißes Tuch darüber gezogen. Einfach, aber effektiv.“ Die Bastelei bekleidet im Vorgarten immer noch einen prominenten Platz – direkt am Eingang.

Doch nach einer Weile wurden die Figuren ausgefallener und komplizierter. Besonders aufwendig: eine fleischfressende Pflanze mit weit geöffnetem Maul und großen Zähnen sowie Stielaugen – aus Heiz- und Plastikrohren, Styropor und Schaumstoff.

Materialien aus dem Baumarkt

„Die wichtigsten Materialien finde ich im Baumarkt“, sagt Stelte. „Die kennen mich dort schon“, ergänzt er und lacht. Seine Kreationen bestehen aus Styropor, Schaumstoff, Angelschnüren und Plastikrohren. Stelte lasse sich aber auch von der Natur inspirieren, sagt Pitzen. Wenn er einen tollen Ast finde, dann bringe er ihn mit nach Hause und sage: „Hier gehört eine Hexe drauf.“ „Von uns beiden ist Mario auf jeden Fall der kreativere Part“, findet die 52-Jährige: „Ich bin nur die Handlangerin.“

Highlight Halloween

Trotzdem ist Halloween für beide das Highlight des Jahres. „Wir lieben es, zu dekorieren und kreativ zu sein. Und wir lieben den Grusel.“ Stelte ergänzt: „Und die Kinder lieben es auch.“ Sowohl Kinder als auch Eltern seien jedes Jahr begeistert.

Dieses Jahr hat das Paar 60 Tüten Chips und 24 Tüten Flips auf Vorrat gekauft, denn darüber freuten sich die Kinder am meisten. Stelte: „Wir können zwar nie genau abschätzen, wie viele Kinder kommen, aber wir haben lieber zu viel als zu wenig Süßigkeiten.“ Pitzen: „Als wir zu wenig Süßigkeiten hatten, bin ich an Marios private Vorräte gegangen – seitdem haben wir immer genug.“

Eine Passantin ruft aus dem heruntergelassenen Fenster ihres Autos: „Darf ich ein Foto machen? So etwas sieht man ja nicht alle Tage.“ „Natürlich“, ruft Pitzen freundlich zurück. Stelte: „Manchmal, wenn so viele Leute gucken kommen und Fotos machen, frage ich mich schon, ob ich es vielleicht übertrieben habe.“ Dieses Jahr wollte das Paar ursprünglich auch nicht allzu viel Deko aufstellen. Aber dann habe sich die Bastelei verselbstständigt, sagt Pitzen.

Zu viel Dekoration?

Kritik an ihrer üppigen Dekoration erreicht das Paar hin und wieder – vor allem über das Internet und die Sozialen Netzwerke. Die Kritikpunkte: Es sei zu viel. Es sei unangebracht, weil man in Deutschland Halloween doch gar nicht feiere. Daraus machen die beiden sich aber nichts. Stelte: „Uns gefällt es und vielen anderen auch.“ Gestern sei die Hölle losgewesen. Viele Leute hätten in der Nähe geparkt und seien zu ihrem Haus gepilgert, um Fotos zu machen.

Dabei sind die beiden längst nicht die einzigen begeisterten Halloween-Dekorateure im Kreis: „Einige unserer Puppen haben wir Halloween-Fans aus Ülpenich abgekauft“, sagt Pitzen. Die Ülpenicher hätten ihr zufolge ein ganzes Pferdeskelett nachgebaut: „Und eine Kapelle – komplett aus Styropor.“ Aber dann sei ihnen das jährliche Dekorieren über den Kopf gewachsen.

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Ob das Dekorieren auch Pitzen und Stelte irgendwann einmal zu viel werden könnte? „Wir werden auch älter“, sagt die 52-Jährige: „Irgendwann kann man nicht mehr so gut auf Leitern steigen und am Haus herumklettern.“ Ihr 51-Jähriger Partner entgegnet: „Wenn ich nicht mehr so gut klettern kann, dann hänge ich die Puppen einfach aus dem Fenster.“ Ein Ende ist für Mario Stelte also noch lange nicht in Sicht.

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