TV-ProduktionHöhenangst an den Katzensteinen

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Walter Sittler krallte sich in einen Fels der Katzensteine, um in der Rolle des Günther Sänger seine Höhenangst zu überwinden.

Walter Sittler krallte sich in einen Fels der Katzensteine, um in der Rolle des Günther Sänger seine Höhenangst zu überwinden.

Mechernich-Katzvey – Walter Sittler krallte sich während der Szene an einem Felsvorsprung fest und musste sich anschließend die verkrampfte Armmuskulatur auflockern lassen. Aber was tut man nicht alles, um gegen seine Höhenangst anzugehen? Unter einer derartigen Phobie leidet Günther Sänger, der von Sittler für einen ZDF-Fernsehfilm verkörpert wird.

Aber so ist das halt beim Fernsehen: Sittler hatte nur etwa wenig schwindelerregende 20 Zentimeter Luft unter seinen Füßen. Von den Katzensteinen fiel später Stuntman Tobias Nied rund zehn Meter in die Tiefe – ebenfalls in der Rolle des Günther Sängers, der den Aufprall dank dicker Schaumstoffmatten überlebte. Der Zwillingsbruder Günthers, ein gewisser Georg, hat nicht so viel Glück.

Lustiger Tod

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„Aber auch der Tod kann lustig sein“, meinte ein Mitglied der 40-köpfigen Filmcrew. Denn an den Katzensteinen, die am Montag einmal mehr zum Filmstudio unter freiem Himmel wurden, drehte die Produktionsfirma Eyeworks aus Köln im Auftrag des ZDF Szenen für eine Komödie ab. „Der große Schwindel“ lautet der Arbeitstitel des 90-minütigen Films, dessen Ausstrahlungstermin noch nicht feststeht.

23 Drehtage sind bis Anfang September vorgesehen, einer an dem Buntsandsteinmassiv zwischen Mechernich und Satzvey. Schlicht als „Eifel“ wird der Schauplatz später im Film tituliert, in dem etwa vier Minuten lang die Katzensteine zu sehen sein werden. Über die Kosten wollte sich Rainer Marquass, der den Streifen gemeinsam mit Micha Terjung und Sabine de Mardt produziert, nicht äußeren. So viel verriet er dann aber doch: „Das ist hier einer der drei aufwendigsten Drehorte.“ Das Team musste nicht nur das komplette Equipment, das mit rund 15 Fahrzeugen angekarrt worden war, die recht steile Anhöhe hinaufschleppen. Die Geräusche des Straßenverkehrs, die von der rund um die Katzensteine einseitig gesperrten, ampelgesteuerten Landesstraße 61 in die empfindlichen Mikrofone drangen, zwangen auch noch dazu, Szenen mehrfach zu wiederholen, bis sie im Kasten waren.

Die Regie führt Josh Bröcker. Er setzte unter anderem den Tatort „Tödliche Häppchen“ mit Ulrike Folkerts in Szene, zeichnete für Krimis mit der Kommissarin Marie Brand alias Mariele Millowitsch verantwortlich und hatte es bei der Komödie „Scheidung für Fortgeschrittene“ mit denselben Hauptdarstellern zu tun wie in der aktuellen Produktion: mit Mariele Millowitsch und Walter Sittler, die laut Mitproduzent Marquass auch privat „vollkommen entspannt miteinander umgehen“.

Anders als in der RTL-Serie Nikola, wo die beiden als Krankenschwester und Chefarzt verbal ihre Klingen kreuzen, beginnt das Drehbuch von „Der große Schwindel“ für eine Komödie ausgesprochen dramatisch.

Gedächtnisverlust

Elli Sänger, die von Millowitsch gespielt wird, gibt für ihren Steinmetzbetrieb in Köln alles. Als ihr Mann Georg, der kreative Kopf der Firma, mit der Sekretärin durchbrennt, bricht für Elli eine Welt zusammen, und sie leidet fortan unter Gedächtnisverlust. Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo ein Großauftrag die Rettung der angeschlagenen Firma bedeuten würde. Ellis Sohn Florian hat die vermeintlich zündende Idee, wie man der Mutter wieder zu alter Schaffenskraft verhelfen kann. Er bittet Georgs Zwillingsbruder Günther darum, die Rolle des verschwundenen Vaters zu spielen. Zu dumm nur, dass Georg ein passionierter Bergsteiger ist, Günther aber ein Finanzbeamter mit Höhenangst. Beim nächsten Ausflug mit Elli auf den Kölner Dom würden ihm die Knie schlottern, der Schwindel wäre aufgeflogen.

Aber da könnte eine Schocktherapie in der Eifel helfen. „Ich muss meine Höhenangst überwinden“, flehte Sittler vor laufenden Kameras. Das geht zwar schief, Stuntman Nied plumpst im karierten Günther-Hemd in die Tiefe. Aber schlussendlich wendet sich in der Komödie alles zum Guten. Für Mariele Millowitsch, die am Montagnachmittag auch einige Filmsequenzen an den Katzensteinen zu drehen hatte, nimmt der Ausflug in die Eifel ein glückliches Ende – zumindest als Elli Sänger.

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