Überreste entdecktAuf dem Mechernicher Friedhof liegt eine Leiche zu viel

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An dieser Stelle auf dem Mechernicher Friedhof sollte am Dienstag eigentlich eine Bestattung stattfinden. 

An dieser Stelle auf dem Mechernicher Friedhof sollte am Dienstag eigentlich eine Bestattung stattfinden. 

Mechernich – Auf dem Mechernicher Friedhof ist eine Leiche entdeckt worden. Die hätte – im Gegensatz zu den zahlreichen anderen sterblichen Überresten – dort allerdings nicht liegen sollen. Aufgrund der unklaren Lage ist auch die Staatsanwaltschaft Bonn in das Ermittlungsverfahren involviert. „Wir haben ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet“, sagte Robin Faßbender, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bonn: „Das wird immer dann eingeleitet, wenn bei einer unklaren Todesursache ein strafrechtlich relevantes Verhalten nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.“

Wie die Euskirchener Polizei am Dienstagnachmittag auf Nachfrage bestätigte, war ein Baggerfahrer auf den Leichnam gestoßen. Laut Pressesprecher Franz Küpper wollte der städtische Mitarbeiter ein Grab für eine Bestattung am Dienstag ausheben. Und zwar in dem Bereich des Friedhofs, der vor zehn Jahren eingeebnet worden war und seit einiger Zeit für muslimische, sarglose Bestattungen gen Mekka genutzt wird.

Auf Veranlassung des Ordnungsamts

Eine ordnungsbehördliche Bestattung ordnet das zuständige Ordnungsamt an, wenn sich keine bestattungspflichtigen Angehörigen eines Verstorbenen ermitteln lassen und wenn zudem keine Vorsorge zur Bestattung existiert.

Das Ordnungsamt veranlasst die Bestattung auch, wenn die Angehörigen sich weigern, die Bestattungskosten zu übernehmen. Angehörige sind dennoch verpflichtet, die Kosten zu übernehmen, auch wenn sie sich nicht um die Bestattung gekümmert haben. Findet man nachträglich Angehörige des Verstorbenen, so müssen diese die Kosten der Bestattung übernehmen. (tom)

Thomas Hambach, Beigeordneter der Stadt Mechernich, sagte, dass in diesem Bereich seit 1974 keine christliche Bestattung mehr stattgefunden habe. „Wir haben keine Erklärung für den Fund der Leiche“, so Hambach. In diesem Bereich seien damals Tote sowohl in Wahlgräbern als auch in sogenannten Reihengräbern im Rahmen von ordnungsbehördlichen Bestattungen beigesetzt worden.

Die sterblichen Überreste sind laut Küpper in einem „relativ guten Zustand“. Wie Hambach berichtet, sind sogar Kleidungsreste gefunden worden. Zu Geschlecht oder Alter der entdeckten Leiche machte die Polizei keine Angaben.

Kripo ermittelt nach Leichenfund

Nach dem Fund nahm die Euskirchener Kriminalpolizei die Arbeit auf. Sowohl Küpper als auch Faßbender gehen derzeit davon aus, dass die Leiche durchaus 40 Jahre unter der Erde gelegen haben könnte. Auf die Zeit komme man schon wegen einer mutmaßlichen Liegezeit nach der Bestattung von 30 Jahren und der Einebnung vor zehn Jahren.

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Es sei Teil des Todesermittlungsverfahrens und des dazugehörigen rechtsmedizinischen Gutachtens, dies herauszufinden – oder eben, ob andere Gründe für den Leichenfund auf dem Mechernicher Friedhof infrage kommen könnten, so Küpper. Mit ersten Obduktionsergebnissen ist Faßbender zufolge frühestens in zwei Tagen zu rechnen.

Warum die Leiche so gut erhalten sei, falle derzeit ins Reich der Spekulation, so Faßbender. Er verwies darauf, dass damals Menschen beispielsweise in Zinksärgen bestattet wurden. Darin sei ein Leichnam wesentlich besser konserviert worden als in einem Holzsarg. „Das ist für uns ein ungewöhnlicher Fall“, sagte Küpper.

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