Wasserproblem durch Hochwald?Mechernich regt Fusion bei Wasserversorgung an

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Wasser dpa

Beim Thema Wasserversorgung tut sich etwas in Mechernich.

  • Aus Mechernich kommen interessante Signale: Die Stadt schlägt vor, bei der Wasserversorgung zu fusionieren. Sie kann sich auch vorstellen, in den Bereichen Energie und Abwasser mit anderen zu kooperieren.

Mechernich – Es war im Jahr 2014, als die Stadt Mechernich ihre eigene Energieversorgungs-Gesellschaft mit RWE gründete. Dabei hatte es vorher noch so ausgesehen, dass sich die Stadt an der Energie Rur-Erft GmbH & Co. KG. (ere) beteiligen würde. Heute gehört diese Bad Münstereifel, Schleiden, Hellenthal, Kall, Blankenheim, Dahlem, Heimbach und Mechernich. Mechernich blieb damals außen vor, nachdem die Stadt die Bewertung des Unternehmens, die maßgeblich für die Höhe der Anteile war, angezweifelt hatte.

Nach dem Motto „Sag niemals nie!“ ist man in Mechernich angesichts der anstehenden Fusion der ene mit der e-regio bereit, noch einmal neu zu planen. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU): „Damals hätte man nicht geglaubt, dass es jemals zur Fusion dieser beiden Unternehmen kommen könnte.“

Beigeordneter Thomas Hambach erinnert daran, das es damals geheißen habe, die ene solle sich nur um Strom kümmern, eine von Mechernich aber damals geforderte Öffnungsklausel mit weiteren Geschäftsfeldern habe man ausgeschlossen. Doch durch die Fusion mit der e-regio komme nun ein Unternehmen an Bord, das neben Strom auch Wasser und Gas anbieten könne. Schick: „Ein Versorgungs-Vollsortimenter war immer in unserem Sinn. Und der fusioniert jetzt mit der ene.“

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Wasser marsch: Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (r.) und Beigeordneter Thomas Hambach regen an, auch im  Wassersektor Fusionen anzustreben. 

Doch dies ist nicht der einzige Grund, dass sich die Mechernicher Gedanken über eine Neuorganisation der Versorgungsstrukturen machen. Dass die Hochwald Foods GmbH im Frühjahr eine große Milchfabrik mit bis zu 250 Arbeitsplätzen im Gewerbegebiet Obergartzem III bauen will, hat nämlich der Verwaltung neben Jubel über die Rieseninvestition auch Kritik beschert. Denn sie musste plötzlich zur Kenntnis nehmen, dass man ein Wasserproblem haben könnte.

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Hochwald benötigt Wassermenge einer Kleinstadt

Hochwald, so Beigeordneter Thomas Hambach, habe mitgeteilt, man benötige für den geplanten Betrieb pro Jahr rund 800 000 Kubikmeter Wasser. In Gesprächen über weitere Entwicklungen und Ausbaustufen sei dieser Wert sogar auf den Bedarf von bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter angehoben worden. Das Unternehmen benötigt diese Wassermengen, um seine Leitungen zu spülen.

Für die Versorgung des Standorts wäre eigentlich das Verbandwasserwerk Euskirchen zuständig, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Schick ist. „Wir von der Stadtverwaltung dachten anfangs noch, kein Problem, wir kriegen das hin.“ Doch als Geschäftsführer Oliver Müller vom möglichen Wasserverbrauch erfuhr, habe er „einen hochroten Kopf bekommen“ und versucht, ihn zurückzupfeifen.

Brunnen Oberelvenich könnte schlapp machen

Der größte Oberelvenicher Brunnen, der größte des Verbandswasserwerks, aus dem die Milchfabrik beliefert werden sollte, hat laut Schick eine verdeckte Nitrat-Problematik. Dort gebe es im Boden einen Eisenpuffer, der Pyrit bilde, welches Nitrat binde. Derzeit rätselten Experten, wann dieser Puffer aufgebraucht sei: „Dann schießt nämlich das Nitrat durch, und dann haben wir ein Problem. Diesen chemischen Zusammenhang hat man erst in den letzten Jahren erkannt.“ Geschäftsführer Müller habe ihm nachvollziehbar dargestellt, wenn alle Wasserreserven zu Hochwald geschickt würden, müssten gegen die Fließrichtung große Leitungen gebaut werden. „Sollte das Pyrit verbraucht sein, können wir unsere Bevölkerung nicht mehr mit sauberem Wasser versorgen“, erläutert Schick. Da wurde Schick nach eigenen Angaben nervös: „Ich habe gesagt, Herr Müller, wenn die Hochwald-Ansiedlung am Verbandswasserwerk scheitert, dann rappelt es ganz gewaltig. So eine Chance bekommen wir sehr selten.“ Doch Schick hatte keine Chance: Der Geschäftsführer habe den Gremien vorgeschlagen, auf die Versorgung der Hochwald-Fabrik zu verzichten. Das sei so mitgetragen worden.

Wasserverband Oleftal winkte schnell ab

Was also tun? Mechernich klopfte bei benachbarten Verbänden an. Beigeordneter Hambach sagte, man habe beim Wasserverband Oleftal angefragt.“ In Mechernich hatte man sich überlegt, man könne eine neue Leitung aus dem Südkreis bis nach Obergartzem legen. „Die hätte wegen des natürlichen Gefälles ohne Pumpen betrieben werden können. Das Wasser hätte man also, wie schon bei den Römern, bis nach Obergartzem laufen lassen können. Doch die Antwort aus Hellenthal half nicht. Hambach: „Uns wurde gesagt, man könne nicht liefern, weil man sich ja vertraglich verpflichtet habe, eine Million Kubikmeter jährlich in Richtung Trier zu liefern.“ Das könne es aber doch letztlich nicht sein, ärgert sich Schick. Die potenziellen Arbeitsplätze der Region lägen nun mal nicht in Trier, sondern im Kreis. Und davon profitiere man auch in Hellenthal.

Hilfe kommt von Euskirchen-Swisttal

Mehr Glück hatte man beim Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal, dem größten Wasserversorger im Kreis. „Man hat dort sehr professionell und schnell auf unsere Anfrage reagiert“, lobt Schick und betont, dass die e-regio auch die Geschäftsführung des Verbandes innehabe: „Sie können uns das Wasser liefern. Nun müssten nur noch noch die vertraglichen Regelungen und die Leitungstrasse festgeklopft werden.

Künftig Synergieeffekte beim Wasser nutzen

Die Probleme bei der Wasserversorgung haben Schick nachdenklich gemacht, zumal er bereits seit Jahren fordert, künftig beim Wasser Synergieeffekte zu nutzen. „Über unserer Stadt spannt sich ein Netz von vielen kleineren Versorgungsunternehmen, das auf längst vergangenen kommunalen Grenzen aufbaut“, sagt er. So seien im Stadtgebiet vier Wasserversorger tätig: Das Verbandswasserwerk Euskirchen, der Wasserbeschaffungsverband Hermesberg, der Wasserverband Oleftal und die Mechernicher Stadtwerke. Früher habe man einfach den Wasserpreis erhöht, wenn die Kosten gestiegen seien, sagt Schick. Doch das könne nicht beliebig gesteigert werden, zumal Wasser zur Daseinsvorsorge gehöre: „So liegt Optimierungspotenzial brach, zumal jeder noch so kleine Verband seine eigene Geschäftsführung und seine politischen Gremien hat.“

Ein kreisweiter Ver- und Entsorger?

Er plädiere daher dafür, 2020, wenn die Fusion zwischen e-regio und ene unter Dach und Fach sei, erneut nachzudenken. Schicks Vision: Alle Versorger sollten sich mit den kommunalen Vertretern zusammensetzen, um die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. So könne man etwa kreisweit einen großen Ver- und Entsorger mit möglichst vielen Sparten entwickeln, um Kosten zu sparen. Es gelte nun, kleinkariertes Denken zu überwinden.

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