Mitgliederversammlung mit FolgenKreishandwerkerschaft musste Corona-Alarm geben

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Musste zunächst kräftig durchatmen, als ihm ein Teilnehmer der Mitgliederversammlung offenbarte, dass er an Corona erkrankt sei: Uwe Günter von der Kreishandwerkerschaft.

Musste zunächst kräftig durchatmen, als ihm ein Teilnehmer der Mitgliederversammlung offenbarte, dass er an Corona erkrankt sei: Uwe Günter von der Kreishandwerkerschaft.

  • Einer von 23 Teilnehmern der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft wurde positiv auf Corona getestet.
  • Seitdem hat sich eine mögliche Infektionskette gebildet.
  • Wie kann sie jetzt noch gestoppt werden?

Kreis Euskirchen/Düren – Es müssen keine Großveranstaltungen sein, bei denen es zu einer Infektion durch das Coronavirus kommen kann. Das weiß Uwe Günther, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rureifel in Kreuzau, seit einem Anruf am Montagabend. Günther: „Nach dem Anruf habe ich erstmal tief durchgeatmet.“

Einer von 23 Teilnehmern der Mitgliederversammlung einer der 25 in der Kreishandwerkerschaft angeschlossenen Innungen hatte sich bei ihm gemeldet. Der Mann, so Günther, war in der ersten Märzwoche aus dem Skiurlaub in Südtirol nach Hause zurückgekehrt und Mitte vergangener Woche zum Termin nach Kreuzau gefahren. Mit der leichten Urlaubsbräune wirkte er gut erholt, erinnern sich Teilnehmer der Versammlung.

Winterferien im Corona-Risikogebiet wurden zum Verhängnis

Der Schein trog. „Der Gast hat nach der Innungsversammlung einen Arzttermin wahrgenommen, in dem das Risiko einer Corona-Infizierung erkannt worden ist“, so Günther. Ein Skiurlaub Anfang März 2020 in Südtirol – das bedeutet Winterferien im Corona-Risikogebiet. Keine 24 Stunden später gab es dann Gewissheit: Der Befund ist positiv. Jetzt befindet er sich in Quarantäne und wird medizinisch behandelt. Es geht ihm gut. Sein Infektionsfall wurde sofort dem zuständigen Gesundheitsamt am Wohnort gemeldet und in der NRW-Landesstatistik erfasst.

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Ein Fall mehr. Doch hatte er zuvor unwissend eine Infektionskette ausgelöst? Zwar nicht im voll besetzten Fußballstadion, sondern unter genau 23 persönlich eingeladenen Personen in einem Tagungsraum Anfang März in Kreuzau?

E-Mails zur Warnung an alle Teilnehmer verschickt

Uwe Günther musste nicht lange überlegen. Eine Mitarbeiterin, die bei der Versammlung anwesend war, wurde sofort befragt. Etwa, ob sie seit ein paar Tagen Erkältungssymptome oder Ähnliches habe? Ihr Hausarzt wurde kontaktiert. Der gab Entwarnung. Der Befund ist negativ.

„Zum Glück hatten wir die Namen und Anschriften aller Teilnehmer der Mitgliederversammlung, von denen fünf aus dem Kreis Euskirchen sind“, so Uwe Günther zwei Tage danach. Sofort wurden E-Mails an die Teilnehmer verschickt. Andere , deren E-Mail-Adresse unbekannt war, wurden angerufen. Sogar Eilbriefe wurden per Post verschickt.

Was wäre, wenn?

„Keine fünf Minuten später kam schon die erste Antwort eines Teilnehmers“, sagte Günther. Der Mann aus dem Kreis Vulkaneifel veranlasste seinerseits sofort einen Corona-Test. Der mittlerweile vorliegende Befund ist ebenfalls negativ. Nicht alle waren so reaktionsschnell – oder haben sich noch nicht bei Günther gemeldet. Eine Frage ist, was mit Betrieben geschehen würde, deren Vertreter zur Innungsversammlung kamen, wenn sie positiv auf das Virus getestet würden. Bisher ist das nur eine theoretische Annahme.

Mit von der Partie waren in Kreuzau auch drei Betriebsinhaber aus dem Nahrungsmittel verarbeitenden Handwerk im Kreis Euskirchen. Genauer möchte sich der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft aus Datenschutzgründen nicht äußern. Allerdings sei eine Übertragung des Coronavirus über Lebensmittel kein Thema. Man sei präventiv unterwegs. Die Kreishandwerkerschaft stehe mit den Gesundheitsämtern in engem Kontakt.

Wer gleicht den Umsatzausfall aus?

Werde aufgrund des Infektionsschutzes ein Betrieb vom Gesundheitsamt geschlossen – auch vorsorglich bei einem Verdachtsfall bis zu dessen Klärung – „erstattet etwa der LVR oder ein anderer Kostenträger dem Unternehmen die Sozialversicherungskosten für die Mitarbeiter zurück“, so Günther: „Die Mitarbeiter können nach maximal sechs Wochen Lohnfortzahlung ins Krankengeld wechseln.“

Doch wer gleicht den Umsatzausfall aus? Das müsste die Betriebsunterbrechungsversicherung übernehmen. Corona sei in den Verträgen, – anders als etwa Cholera oder Hepatitis, aber noch nicht als Krankheit aufgenommen. Weil sie neu sei. Man müsse die Ausschlussklauseln daher im Einzelfall prüfen, rät Günther den betroffenen Betrieben allgemein.

Ein Stopp der Infektionskette sei unklar

In seinem dienstlichen Posteingang hat Günther seit dem vergangenen Dienstagnachmittag immer wieder ganz besondere E-Mails. Ein Versammlungsteilnehmer nach dem anderen meldet sich zurück. Leider auch eine weitere Person, die außerhalb des Kreisgebiets wohnt, und ebenfalls positiv getestet worden ist. Ob also diese mögliche Infektionskette, die in Kreuzau in einem Tagungsraum außerhalb der Kreisgeschäftsstelle startete, gerade noch gestoppt werden konnte, ist weiter unklar. Genauer will Günther sich da nicht festlegen.

Corona kann jeden überall treffen, umso wichtiger sind die Vorsorge-Hinweise. Das weiß der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rureifel seit dem vergangenen Dienstag genau. Er hat mittlerweile die geplante Lehrlingslossprechungsfeier abgesagt, zu der rund 200 Teilnehmer erwartet wurden. Selbst mit den Einladungen zu Ausschusssitzungen verschickt er nun den Warnhinweis: „Sind Sie erkältet, kommen Sie bitte lieber nicht.“

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