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Neue StrukturForstwirtschaftliche Vereinigung Nordeifel zur Holzvermarktung gegründet

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Zehn Gründungsmitglieder umfasst die Forstwirtschaftliche Vereinigung.

Zehn Gründungsmitglieder umfasst die Forstwirtschaftliche Vereinigung.

Kreis Euskirchen/Gemünd – Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Nordeifel (FVN) ist gegründet. Als Klaus Blakowski, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Nordeifel (vormals FBG Schleiden) und so etwas wie der hauptverantwortliche Geburtshelfer, darauf sein Wasser in die Höhe hob, war ihm die Erleichterung anzusehen. Gerade die Wochen, in denen die Satzung vorbereitet worden war, hatten unangenehme Überraschungen mit sich gebracht.

Satzung musste immer wieder überarbeitet werden

Da der Landesbetrieb Wald und Holz Ende des Jahres aus der Holzvermarktung aussteigen wird, muss eine neue Struktur geschaffen werden. Die FVN soll als Träger eine GmbH gründen, die diese Aufgabe in Zukunft übernehmen soll. Neun Forstbetriebsgemeinschaften und eine Kommune unterzeichneten die Satzung und riefen die FVN damit ins Leben. Die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian war bei der Versammlung zwar anwesend, konnte jedoch nicht unterschreiben, da der notwendige Ratsbeschluss noch nicht gefasst ist. Auch das Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde war mit seinem Leiter Christoph Böltz und Thomas Maur im Gemünder Kursaal anwesend.

Immer wieder musste im Vorfeld der Gründungsversammlung die 19 Seiten starke Satzung überarbeitet werden. Um nicht alles neu erarbeiten zu müssen, hatte Blakowski als Grundlage die Satzung der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land genommen und sie auf die Bedingungen der Eifel zugeschnitten. Doch eine erste Version, die er dem Regionalforstamt zur Begutachtung hatte zukommen lassen, wurde von den dortigen Experten als nicht genehmigungsfähig eingestuft.

Die danach den künftigen Mitgliedern der FVN zugestellte Überarbeitung erregte wiederum das Missfallen der Kommunen. Sie erklärten sich nicht einverstanden mit der sogenannten Andienungspflicht. Die besagt, dass die Mitglieder all ihr eingeschlagenes Holz der FVN für die Vermarktung zur Verfügung stellen müssen. Eine Klausel, die den Widerspruch der Kommunen Nettersheim und Bad Münstereifel hervorrief.

Signal für die Region

„Wir haben eine Brennholzvermarktung, die einige tausend Festmeter umfasst“, so Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht. Derzeit seien rund 70 Prozent des Holzeinschlags in der Vermarktung durch den Landesbetrieb. Allerdings wolle seine Gemeinde, genau wie Bad Münstereifel, unbedingt in der FVN mitmachen, um den privaten, kleinen Waldbesitzern eine Stütze zu geben und ein Signal in die Region zu senden.

Auch in der Gründungsversammlung in Gemünd konnte noch keine Einigung über die endgültige Fassung der Satzung gefunden werden. Zwar stellte keiner der Anwesenden eine Ausnahme der Kommunen von der Andienungspflicht infrage. Doch die in der Versammlung gemachten Vorschläge konnten nicht sofort auf ihre Genehmigungsfähigkeit überprüft werden. So solle dieser Punkt auf der Tagesordnung der ersten Mitgliederversammlung stehen.

„Es gibt Forstbetriebsgemeinschaften, die ebenfalls keine Andienungspflicht haben“, sagte Michael von Brauchitsch, Vorsitzender der FBG Rheinbacher Höhen. Allerdings sollten alle FBG davon unabhängig ihr Holz komplett der zukünftigen Vermarktungsgesellschaft zur Verfügung stellen.

Für Klaus Blakowski geht damit eine aufregende Zeit zu Ende. Als Geschäftsführer der FBG Nordeifel war ihm die Aufgabe zugefallen, die FVN an den Start zu bringen. Mit einer halben Stelle hatte ihn sein Arbeitgeber, der Landesbetrieb Wald und Holz, für diese Tätigkeit freigestellt. Eine Stelle als Geschäftsführer der FVN oder der GmbH, die demnächst die Holzvermarktung übernehmen soll, habe er von vornherein abgelehnt, betonte Blakowski.

Neuer Vorsitzender betont die Bedeutung der Vereinigung

Kein Blatt vor den Mund nimmt der Vorsitzende der neu gegründeten Forstwirtschaftlichen Vereinigung Nordeifel (FVN), Michael Brauchitsch, wenn er auf die Bedeutung dieser neuen Gesellschaft angesprochen wird. „Wäre sie nicht gegründet worden, wäre das  eine Katastrophe für die kleinen Privatwaldbesitzer gewesen, da die Holzvermarktung durch den Landesbetrieb Wald und Holz zum Jahresende eingestellt worden wäre“, sagt der Rheinbacher und lobt den der Einsatz von Thomas Maur und Klaus Blakowski vom Landesbetrieb Wald und Holz im Vorfeld der Gründung.

Da es für alle  Holzsorten nicht viele Käufer gebe, hätten kleinere Privatwaldbesitzer  kaum  mehr Holz an die Händler verkaufen können. „Die Holzhändler nehmen nur große Mengen auf einmal, deshalb bündeln wir nun das Holz aus den verschiedenen Quellen“, so von Brauchitsch. Die augenblickliche Situation sei umso dramatischer, da das Holz durch die Dürre und den Borkenkäfer   geschädigt sei und die Waldbesitzer gezwungen seien,   Holz  auch unfreiwillig zu verkaufen. „Wenn wir über die Bedeutung dieses Wirtschaftssektors reden, dann müssen wir uns darüber klar werden, dass der Wald, wie es in der Wirtschaftswissenschaft heißt, systemrelevant ist“, betont er.

Geschäftsführer gesucht

Für ihn als neuen Vorsitzenden steht nun viel Arbeit an. Nach der Genehmigung der FVN durch den Landesbetrieb muss eine GmbH gegründet werden, die dann den Holzverkauf abwickelt. Anschließend müsse diese mit EDV ausgestattet werden, damit sie zum 1. Januar 2020 in der Lage sei, in die Holzvermarktung einzusteigen.

Einen Geschäftsführer für diese GmbH zu finden, sei ein entscheidender Punkt. Die Stelle soll nun ausgeschrieben werden.

Um die weitere Zukunft der Vereinigung ist Brauchitsch nicht bange. „Ich gehe davon aus, dass wir in Kürze doppelt so viele Mitglieder haben als die zehn, die es jetzt sind“, sagt er. Als Kommunen seien Nettersheim und Bad Münstereifel dabei, die die FVN engagiert unterstützen. Auf der Seite der Holzkäufer erfahre das Projekt Rückendeckung von der Rheinischen Waren-Zentrale (RWZ).

Die FVN

Als Gründungsmitglieder gehören die FBG Nordeifel, Blankenheim, Rheinbacher Höhen, Bad Münstereifel, Michelsberg, Hardtburg, Mechernich, Nettersheim und Stolberg der  Forstwirtschaftlichen Vereinigung an. Die FBG Nideggen habe sich am Vorabend der Gründungsversammlung nicht  entschließen können, der FVN beizutreten, so Klaus Blakowski.

Zum Vorsitzenden der FVN wurde der Rheinbacher Michael von Brauchitsch gewählt, zu seinem Stellvertreter  Albert Halling aus Schleiden. Wolfgang Schmieder ist als Vertreter der Gemeinde Nettersheim   Beisitzer. Weitere Posten sollen in  der ersten Mitgliederversammlung besetzt werden. (sev)

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