Video zeigt den BrandWolfgartener vermissen „ihren“ Turm

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feuer Turm

Der alte Feuerwachturm steht in Flammen.

Schleiden – Es war doch nur ein Aussichtsturm aus Holz. Nur ein Aussichtsturm? Für einige Wolfgartener war der Turm, der in der vergangenen Woche niedergebrannt ist, mehr. „Uns fehlt unser Herzstück von Wolfgarten“, sagt Nicole Freund bedauernd.

Von ihrem Grundstück aus hatte sie stets einen guten Blick auf den ehemaligen Feuerwachturm. „Er war das Wiedererkennungszeichen des Orts“, ergänzt Anwohner und Metzger Thomas Steffen: „Er fehlt uns schon sehr.“ Stattdessen sind noch verkohlte Holzreste, Asche und ein paar Balken auf dem Waldstück zu sehen, wo einst der Turm stand.

„An Silvester konnte man das Feuerwerk in Düren sehen“

Die meisten der gut 200 Einwohner des Örtchens verbinden mit dem rund 34 Meter hohen Turm ganz besondere Momente. „An Silvester konnte man bei klarer Sicht das Feuerwerk weit bis nach Düren sehen“, sagt Oliver Kruff.

Der Aussichtsturm stand für Weitblick. „Bis nach Bonn konnte man schauen. Ich war oft mit meiner Tochter hier“, sagt Ralph Schorn. Auch an die Nikolauswanderungen erinnern sie sich gerne, bei denen man mit den Kindern zu dem Turm ging, der am Ortsrand stand.

Video gedreht

Bastian Müller, dessen Eltern in Wolfgarten wohnen, hatte bereits Anfang des Jahres ein stimmungsvolles Video mit einer Flugdrohne gedreht, das den Turm mit seinen 94 Stufen und sechs Plattformen aus verschiedenen Perspektiven zeigt. Nun hat er das knapp zweiminütige Stück ergänzt um Videos, die per Handy in der Nacht gemacht wurden, als der Turm ein Raub der Flammen wurde. Sie werden über soziale Netzwerke verbreitet.

„Natürlich macht das traurig. Die Leute sind betroffen. Das hat man auch bei der Kirmes jetzt deutlich gemerkt“, sagte Gerd Schmitt, der Vorsitzende des Dorfgemeinschaftsvereins aus Wolfgarten: „Wir würden uns alle wünschen, wenn hier wieder ein Turm hin kommt.“

Beobachtungsposten, die auf Feuerwachtürmen wie dem in Wolfgarten zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden eingesetzt werden, gehören der Vergangenheit an. Wie psychisch und physisch belastend die Arbeit war, weiß auch Peter Joerißen, Leiter Zentrale Dienste im Nationalpark Eifel, noch ganz genau.

Er war einst als junger Förster auf einem Feuerwachturm eingesetzt. Besonders in den heißen Monaten heizen sich diese Bauwerke, die nicht mit sanitären Anlagen ausgestattet sind, stark auf. Diese Erinnerung ist jedoch nicht der Grund, dass er den Wolfgartenern weiterhin keine Hoffnung macht, dass die Nationalpark-Verwaltung einen neuen Turm bauen lässt.

„Es wird keinen Aussichtsturm mehr an dieser Stelle geben“, sagt Joerißen. Die Zeiten der Nadelholzaufforstung seien längst vorbei. „Wir müssen dabei klar den Nutzen sehen“, so Joerißen: „Der Blick auf den Nationalpark war ohnehin nur noch eingeschränkt möglich.“

Die Bäume seien inzwischen schlicht zu hoch. Zudem sei der Turm marode und wieder sanierungsbedürftig gewesen, so Joerißen: „Er hätte in den nächsten zehn Jahren abgerissen werden müssen.“

Ein Funkmast ist als Provisorium in Betrieb genommen

Zerstört wurden bei dem Brand auch die Antennen, womit die Piepser der Feuerwehrleute im Kreis angesteuert und Sirenen ausgelöst wurden. Innerhalb von 36 Stunden wurde in rund 500 Metern Entfernung ein provisorischer Funkmast auf einem Lkw in Betrieb genommen.

Nach Angaben von Kreisbrandmeister Udo Crespin funktioniert das Antennen-Provisorium am Forsthaus Mariawald ohne Probleme. „Alle bisherigen Alarmierungen liefen einwandfrei“, so Crespin.

Noch nicht abgeschlossen sind jedoch die Ermittlungen der Polizei zur Brandursache. Sowohl ein technischer Defekt als auch Brandstiftung stehen weiterhin im Raum.

Aussichtstürme

Im Nationalpark steht nun laut Peter Joerißen nur noch in Wahlerscheid an der belgischen Grenze ein ähnlicher Turm. Im arenbergischen Waldteil in der Nähe Gemünds habe man, so Joerißen, bereits vor Jahren einen ähnlichen Turm abreißen lassen müssen.

In Udenbreth am Weißen Stein wurde der marode Holzturm 2012 abgerissen. Jedoch wurde dort Ende 2014 ein neuer Aussichtsturm mit einer Firsthöhe von 30 Metern errichtet. Die Treppenkonstruktion aus verzinktem Stahl mit Podesten und 147 Stufen aus verzinkten Gitterrosten ersetzte den Holzturm. Er kostete rund 350000 Euro und wurde damals mit 55 Prozent gefördert.

In Marmagen neben der Eifelhöhen-Klinik steht ein weiterer neu gebauter Turm. Er wurde 2006 eingeweiht und ist ebenfalls als Eifel-Blick ausgewiesen.

Wie einst vom Wolfgartener Turm sind besonders schöne Aussichtspunkte als Eifel-Blicke ausgewiesen. Laut Dominik Hosters, dem Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, der die Eifel-Blicke mit fördert, gibt es im Zuständigkeitsbereich in den Kreisen Euskirchen und Düren, der Städteregion Aachen und dem benachbarten Rheinland-Pfalz 62 Eifel-Blicke.

29 liegen im Kreis Euskirchen. „Wir werden auf unserer Internetseite darauf hinweisen, dass es diesen Eifel-Blick in Wolfgarten nicht mehr gibt“, sagte er

www.eifel-blicke.de

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