Dreiborns Pfarrer Bruno IxStreitbarer Gottesmann feiert 50. Priesterjubiläum

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Schleiden – Früher war es üblich, dass zu jeder Pfarrgemeinde auch ein Pfarrer, zumindest aber ein Kaplan gehörte. Diese Zeiten sind aufgrund des eklatanten Priestermangels in der katholischen Kirche zumindest in Deutschland schon lange vorbei. Die noch verbliebenen Geistlichen im Amt müssen in der Regel mehrere Pfarreien gleichzeitig betreuen.

Bruno Ix bildet da eine Ausnahme. Er ist seit ziemlich genau 44 Jahren Pastor in Dreiborn, immerhin ein Ort von rund 1000 Seelen. Die kleine Kapellengemeinde Berescheid gehört noch dazu. „Ich fühle mich hier zu Hause“, sagt der Pfarrer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Und sein 50. Priesterjubiläum, das er am kommenden Sonntag, 16. August, begeht, wird Bruno Ix nirgendwo anders feiern als in seiner geliebten Dreiborner Pfarrkirche St. Georg. Um 10 Uhr gibt es einen Festgottesdienst, anschließend lädt der Jubilar zu einem Umtrunk in der Kirche ein. Der gemütliche Teil solcher Jubiläen geht in der Regel im Pfarrheim über die Bühne. Nicht so bei Pfarrer Ix: „In der Kirche ist es viel schöner.“

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Frau und zwei Kinder

Der Dreiborner Gottesmann fällt im Vergleich zu vielen seiner Amtsbrüder aus dem Rahmen. Nicht nur weil mit Johanna Schaffrath eine Frau im Pfarrhaus wohnt, die nicht als Haushälterin fungiert, sondern als gleichgestellte Partnerin. Mit ihr gemeinsam hat Bruno Ix zwei Kinder großgezogen. „Die sind natürlich bei meinem Jubiläum auch dabei“, strahlt der Pfarrer.

Eine solche Konstellation wird in den Führungsgremien der katholischen Kirche natürlich argwöhnisch betrachtet. Bruno Ix machte in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus, dass er das Evangelium etwas anders interpretiert. „Ich habe hier als einer der ersten Beichtgottesdienste und die Handkommunion eingeführt“, erzählt er nicht ohne Stolz. Mädchen als Messdienerin habe er schon ganz früh eingesetzt. Ginge es nach Ix, würden Frauen ebenso zum Priestertum zugelassen wie verheiratete Männer.

Die Gründung großer Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) sieht Ix kritisch. „Diese XXL-Gemeinden, die keiner mehr überblicken kann, sind doch der Untergang der Kirche“, ist er überzeugt. Eine Pfarrei könne nur lebendig bleiben, wenn es einen geistlichen Ansprechpartner gebe. Vor etlichen Jahren erregte der Dreiborner Geistliche Aufsehen über die Eifel hinaus mit seinem Buch unter dem Titel „Ein Priester bricht das Tabu des Schweigens“. Im Klappentext heißt es dazu: „Deshalb rüttelt Ix an den Gittern des autoritären, mittelalterlichen Systems und entwickelt seine Vision einer menschenfreundlichen und glaubwürdigen Glaubensgemeinschaft.“

Seit Papst Franziskus die festgefügten Hierarchien in Rom durcheinanderwirbelt, fühlt sich Bruno Ix ein gutes Stück besser verstanden. Für ihn ist es schon lange selbstverständlich, dass Wiederverheiratete nicht von den Sakramenten der Kirche ausgeschlossen werden sollten. „Diese Leute haben doch schon genug Leid erfahren, als ihre erste Partnerschaft zerbrochen ist“, gibt der Pastor zu bedenken. Statt Hochmut müsse die Kirche in diesen wie in vielen anderen Fällen Barmherzigkeit und Offenheit zeigen.

Gesundheitlich gehandicapt

Der 79-Jährige, zeitlebens durch Asthma gesundheitlich gehandicapt, freut sich auch über Menschen, die nicht der Kirche abgehören und trotzdem seine Messen besuchen: „Jeder ist willkommen.“ Sein Arbeitsfeld ist mit steigendem Alter kleiner geworden. Früher unterrichtete Ix lange Zeit am städtischen Gymnasium und hielt die Schulmessen am Clara-Fey-Gymnasium.

Jetzt konzentriert er sich vor allem auf die sonntägliche 10-Uhr-Messe in St. Georg, einmal im Monat steht ein Gottesdienst in der Kapelle in Berescheid an, auch die Grundschule Dreiborn betreut Ix seelsorgerisch.

„Ich bin mit den Besucherzahlen hier in Dreiborn eigentlich ganz zufrieden“, sagt er. Er könne sich auf ein hervorragendendes Team von Laien stützen, das auch die Jubiläumsmesse am Sonntag mit Gesang und Musik vorbereite. Seinen Lebensabend, das ist klar, wird der in der Sache streitbare, ansonsten eher sanfte Gottesmann in seinem denkmalgeschützten Pfarrhaus in der Wollseifener Straße verbringen.

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