Gedenktafeln in Schleiden und GemündGrausame Morde der Gestapo sollen nicht vergessen werden

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An der Tafel am Schleidener Schloss trafen sich Bürgermeister Udo Meister (v.l.), Karl-Josef Lüttgens, der stellvertretende Bürgermeister Werner Kaspar, F.A. Heinen und der evangelische Pfarrer Erik Schumacher.

An der Tafel am Schleidener Schloss trafen sich Bürgermeister Udo Meister (v.l.), Karl-Josef Lüttgens, der stellvertretende Bürgermeister Werner Kaspar, F.A. Heinen und der evangelische Pfarrer Erik Schumacher.

Schleiden/Gemünd – Ab dem Spätsommer 1944 etablierte sich ein Kommando der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Schleiden. Zu seinen Aufgaben zählte die Kontrolle der letzten verbliebenen Zivilisten, besonders der Nicht-Deutschen im Landkreis Schleiden. Der Hauptsitz befand sich bis zu dessen Zerstörung im Dezember 1944 im Schleidener Schloss, später agierte das Kommando von Gut Hombusch bei Mechernich aus. In der Nachkriegszeit wurden Angehörige des Kommandos wegen einer brutalen Mordserie angeklagt, der zwischen Schleiden und dem Raum Euskirchen rund ein Dutzend Menschen zum Opfer fielen.

Im Kugelhagel gestorben

An diese Verbrechen erinnern jetzt drei Tafeln, die in Kooperation zwischen dem Geschichtsforum Schleiden und der Stadt aufgestellt wurden. Die Schilder sind in deutscher, niederländischer und englischer Sprache verfasst. Die Manuskripte erstellten Karl-Josef Lüttgens und F.A. Heinen aus Schleiden mit Frank Güth aus Olef. Die Übersetzung übernahmen ehrenamtlich Jane und Arthur Dean sowie Marijke und Lou Eggen aus Gemünd.

Ein Schild befindet sich am Schlossberg in Schleiden, das an eine Tötung durch das Gestapo-Kommando IV unmittelbar vor dessen Hauptquartier 1944 erinnert. Von dort blickt der Betrachter auf den Wald in Richtung Bronsfeld, wo das erste bekannte Opfer im Kugelhagel starb. Es handelte sich um einen unbekannt gebliebenen Osteuropäer, vermutlich einen Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangenen.

Er war von Wehrmachtsangehörigen unter angeblichem Spionageverdacht an die Gestapo übergeben worden. Die Staatspolizeistelle Köln befahl dem Schleidener Kommando die Erschießung. Das Todesurteil, dem jede Legitimation fehlte, wurde wenige Tage später vollstreckt. Zwei Angehörige dieser Gestapo-Einheit waren am Palmsonntag 1945 in den Mord an dem Aachener Oberbürgermeister Dr. Franz Oppenhoff verstrickt.

Die zweite Info-Tafel an der Olefbrücke an der katholischen Kirche in Gemünd erinnert an einen jungen Deutschen, der wie Tausende Angehörige der Hitler-Jugend (HJ) aus dem Gebiet Köln-Aachen zum Bau von Befestigungen in die Eifel kommandiert worden waren.

Sonderlager für Nichtkonforme

Er war in ein als Straflager genutztes Sonderlager bei Nierfeld eingewiesen worden. Dort wurden nichtkonforme HJ-Angehörigen mit brutalen Methoden auf Parteilinie gebracht. Zeigten sie weiterhin Widerstand, drohte der Tod.

Zwei dieser HJ-Angehörigen sollten unter Beteiligung der Gemünder Außenstelle des Schleidener Gestapo-Kommandos im Wald am Hang unterhalb des Hohenfrieds erschossen werden. Sie mussten zuvor ihr eigenes Grab ausheben. Einem gelangt die Flucht, der andere wurde erschossen. Sein Leichnam wurde später exhumiert und auf den Friedhof umgebettet.

Die dritte Tafel erinnert an einen Lynchmord, der am 8. September 1944 in Schleiden an der Kreuzung Blumenthaler Straße/Holgenbach vor den Augen entsetzter Schleidener und zahlreicher Wehrmachtsangehöriger geschah. Bei dem Opfer handelte es sich um den verletzt in Kriegsgefangenschaft geratenen amerikanischen Luftwaffen-Major Quince L. Brown, der wegen einer bei der Fallschirmlandung erlittenen Beinverletzung unter Wehrmachts-Bewachung zu einem Arzt gebracht werden sollte.

Am heutigen Kreuzungsbereich traf die Gruppe auf zwei zufällig mit dem Wagen ankommende SS-Angehörige, die den Kriegsgefangenen brutal misshandelten und durch einen Schuss töteten. Er wurde auf dem Friedhof am Ruppenberg beigesetzt und nach dem Kriegsende exhumiert.

Nur in den Fällen Bronsfelder Wald und Kreuzung Schleiden kam es später zu Anklagen. Die Urteile fielen außerordentlich mild aus.

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