Irrflug mit Happy EndGemünderin päppelt Jungtaube aus dem Ahrtal auf

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In einer Katzenbox fühlte sich die Taube offenbar wohl.

In einer Katzenbox fühlte sich die Taube offenbar wohl.

Schleiden-Gemünd – Es war ein denkwürdiger Flug von einem Katastrophengebiet in das andere, und er ging auch nicht ohne Schrammen ab: Am Ende gab es aber für eine Jungtaube und ihren Züchter von der Ahr doch noch ein glückliches Ende.

Die Taube war von der Ahr nach Gemünd geflogen und hatte es sich am Wohnhaus von Annika Deeke gemütlich gemacht. Die 23-Jährige, die in der Gemünder Praxis von Dr. Anja Pankatz und Petra Kanzler zur Tiermedizinischen Fachangestellten ausgebildet wird, entdeckte sie an einem Sonntagmorgen an ihrem Wohnhaus, das am Gemünder Berg gegenüber dem Evangelischen Altenheim liegt. Der Vogel verhielt sich merkwürdig. „Er saß einige Zeit unter dem Vorsprung eines Kellerfensters und schützte sich so vor dem Regen. Dann ist er plötzlich unter mein Auto gelaufen“, erzählt Deeke. Dort habe er auch zwei Stunden später noch gesessen und keine Anstalten gemacht wegzufliegen.

Hamster und Hund als Mitbewohner

„Ich habe dann eine Katzenbox geholt und die Taube mit etwas Hamsterfutter angelockt“, erinnert sich die 23-Jährige. Plötzlich hatten Deekes Hund Agie und Hamster Ida einen Mitbewohner. Petra Kanzler habe ihr geraten, den Vogel erst einmal mit Hamsterfutter zu füttern. Deeke entdeckte bei ihrem Gast auch eine Wunde am Hinterkopf, die sie versorgte. „Am Abend ist die Taube dann weggeflogen, und ich dachte, die Geschichte sei zu Ende. Doch am Montagmorgen saß sie dann wieder neben dem Haus.“ Die Gemünderin nahm ihren gefiederten Freund mit in die Praxis, wo Anja Pankatz sich die Wunde ansah.

Später sei der Vogel dann wieder weggeflogen, doch am Mittag traf Deeke den Besucher bei einem Spaziergang mit Hund Agie wieder. Die Taube saß nur 500 Meter entfernt von Deekes Wohnung auf der Straße. „Ich habe dann wieder die Katzenbox geholt und sie mitgenommen. Weil der Vogel etwas abgemagert war, habe ich sie dann weiter aufgepäppelt.“ Das Futter hatte die angehende Tiermedizinischen Fachangestellte zuvor besorgt. „Gut eine Woche saß die Taube dann in ihrem Käfig bei mir im Wohnzimmer“, erzählt die junge Frau.

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Gleich zwei Ringe an dem Tier brachten die Gemünderin dann auf die Spur des Züchters. „Auf dem einen Ring war eine Telefonnummer angegeben, auf dem anderen die Nummer eines Vereins aus Hönningen bei Altenahr.“ Der Ort war auch von der Flut im Juli stark getroffen worden. Deshalb gelang es Deeke auch nicht, den Züchter telefonisch zu erreichen. Daraufhin habe sie dann eine E-Mail an den Verein geschrieben. „Der hat am Sonntag geantwortet und mir mitgeteilt, dass der Züchter informiert sei.“

Der Mann habe sich am nächsten Tag bei ihr gemeldet und sei überglücklich gewesen, dass sein Tier gefunden wurde. „Der Züchter ist nach Gemünd gekommen und hat berichtet, dass an der Ahr einige Taubenschläge durch die Flut zerstört worden seien.“ Die Taube, die bei Annika Deeke untergekommen war, habe er seit Mitte August vermisst. „Das Futter habe ich dem Mann mitgegeben. Und er hat mir ein kleines Dankeschön überreicht.“

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