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JubiläumIn 50 Jahren ist der Caritas-Verband Eifel auf 500 Mitarbeitende angewachsen

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Ute Stolz (v.r.), Markus Thur, Dorothee Esser und Hans-Josef Schmitt im Schleidener Caritas-Haus 

Schleiden – Caritas steht für Nächstenliebe. Logisch, die gibt es auch in der Eifel deutlich länger als 50 Jahre. Doch vor einem halben Jahrhundert, am 23. März 1972, ist die karitative Arbeit, die bis dahin in den katholischen Kirchengemeinden geleistet wurde, gebündelt worden: In Kall wurde der Caritas-Verband für die Region Eifel gegründet. Das Jubiläum wird am Samstag, 13. August, in Schleiden gefeiert.

Damals wie heute ist die Eifeler Caritas im Südkreis Euskirchen sowie im Raum Monschau und Simmerath aktiv. Diese Gebietsbestimmung war aber nicht etwa Eifeler Separatismus im Jahr der Kommunalen Neugliederung, in dem der Kreis Schleiden aufgelöst wurde. Nein, man hat sich schlicht an den regionalen Gliederungen des Bistums Aachen orientiert.

Die Anfänge

Abgesehen vom Zuständigkeitsgebiet ist heute fast nichts mehr so, wie es vor 50 Jahren war. Neun Mitarbeiter standen im Gründungsjahr auf der Gehaltsliste: zwei Sozialarbeiter, fünf Familienpflegerinnen, zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen in Teilzeit. Heute sind knapp 500 Mitarbeiter in mehr als 40 Sachgebieten zu den Themenfeldern Psychiatrische Dienste, Soziale Arbeit sowie Gesundheit und Pflege tätig.

Die Autos

Deutlich ins Blickfeld rückte die Caritas Anfang der 1980er-Jahre, als die ersten Pflegestationen in Simmerath, Mechernich und Blankenheim eröffnet wurden. Später folgten Schleiden und Kall. Zum Straßenbild in der Region gehören seitdem die weißen Autos mit der roten Caritas-Aufschrift, in denen die Pflegekräfte zu ihren Kunden fahren – in den Anfängen hieß es darauf: „In der Eifel pflegen wir“. Auch hier hat ein deutlicher Wandel stattgefunden: Die mit Fahrrad umherdüsenden Gemeindeschwestern gehören längst der Vergangenheit an.

Die alten Zeiten

Über die Vergangenheit können Caritas-Urgesteine wie Dorothee Esser und Hans-Josef Schmitt stundenlang launig erzählen. Beide kennen den Verband aus jahrzehntelanger Tätigkeit in- und auswendig. „Wir haben Gott weiß was angestellt“, sagt Esser mit einem herzlichen Lachen, wenn sie auf die für sie „unglaublich lehrreiche Zeit“ zurückblickt.

Am 13. August wird gefeiert

Der Caritasverband für die Region Eifel feiert sein 50-jähriges Bestehen am Samstag, 13. August, von 12.30 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür im Caritas-Haus in Schleiden, Gemünder Straße 40. Die Besucher erwartet ein buntes Programm mit Informationen zu den Angeboten der Caritas und Mitmachaktionen für die Kinder.

Da die Parkplätze vor Ort durch das Festzelt gesperrt sind, bietet die Caritas einen ständigen, kostenlosen Shuttle-Service an: Die Fahrer sind zwischen dem Parkplatz „Am Driesch“ und dem Caritas-Haus im Einsatz. (rha)

Vom fahrbaren Mittagstisch in den 1980ern erzählen sie. Ein Renner sei der gewesen, weil die Zivildienstleistenden den Kunden das Essen tiefgekühlt für eine Woche brachten. Kühlhäuser und -wagen hatte die Caritas auch dafür. Von den Konflikten in der Zeit wissen sie zu berichten: Mit Lkw wurden Lebensmittel nach Polen gebracht, in Nordirland engagierte die Caritas sich über das Projekt Eurochildren, mit dem Kindern aus Belfast Urlaub in der Eifel ermöglicht wurde.

Das eigene Haus

Räumlich erfolgte 2012 ein Meilenstein. Mit dem Bezug des neuen Caritas-Hauses an der Gemünder Straße endete ein jahrzehntelanges Umhervagabundieren durch Schleiden und die Gemeinden. Durch Veränderungen in der Sozialgesetzgebung kamen stetig neue Aufgaben für die Caritas hinzu.

Gerade in der mehr als 30-jährigen Ära des Geschäftsführers Hubert de Brouwer (1978 bis zu seinem Tod 2009) stieg die Zahl der Mitarbeiter kontinuierlich. Die dadurch bedingte, fast chronische Raumnot führte zur Stationierung der Mitarbeiter in zahlreichen verschiedenen Gebäuden.

Die neuen Chefs

Die deutliche Veränderung der Organisationsstruktur liegt gerade mal ein halbes Jahr zurück: Mit dem Dienstantritt von Ute Stolz und Markus Thur Anfang Oktober als hauptamtliche geschäftsführende Vorstände endete die bis dahin praktizierte Aufteilung in ehrenamtlich tätige Vorstände und hauptamtliche Geschäftsführer.

Flutschäden

Die Standorte

Improvisieren war auch für das Caritas-Team nach der Flut angesagt. Gleich mehrere Einrichtungen waren betroffen, der Hauptsitz in Schleiden musste geräumt werden: Das Gebäude war nicht mehr standfest. Über Monate wurde in Bürocontainern und aus dem Homeoffice heraus gearbeitet.

Die von der Flut betroffenen Pflegestationen Kall und Schleiden fanden ein Übergangs-Quartier in der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen. Quer durch den Kreis und bis nach Simmerath wurden andere Einrichtungen zwischenzeitlich untergebracht.

Die Lage hat sich inzwischen deutlich verbessert. Am Montag haben auch die letzten Mitarbeiter ihre Büros in dem Haus an der Gemünder Straße beziehen können, die Tagespflege hat ihren Betrieb aufgenommen.

Der Kleiderladen

Am Kleiderladen verdecken zwar schwarze Folien noch die Fenster, doch im Inneren haben die Handwerker ihr Werk vollendet. Die Räume sind bezugsfertig. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass der beliebte Second-Hand-Laden innerhalb der nächsten beiden Wochen seinen Betrieb wieder aufnehmen kann.

Etwa 70 Ehrenamtler setzen sich für den Betrieb des Ladens ein. Und die müssen nicht etwa mühsam wieder für den Dienst begeistert werden – im Gegenteil, so Ute Stolz: „Die scharren schon mit den Hufen.“ 

Sie wollen nun auch an der Gemeinschaft in diesem „besonderen Team“ (Thur) arbeiten, da sie sehen, dass Corona, Flut und das viele Arbeiten im Homeoffice Spuren hinterlassen haben. Das Prinzip der „offenen Tür“ können die beiden erst seit dem Rückzug praktizieren.

Die große Herausforderung

Der Pflegebereich ist mit mehr als 330 Kräften der umfangreichste. Rund 1500 Kunden werden durch die Pflegestationen betreut. Dazu kommen die vier Tagespflegeeinrichtungen – die fünfte soll noch in diesem Jahr im Nettersheimer Rosenthal eröffnet werden.

Elf ungeimpfte Fachkräfte hat Thur an den Kreis zu melden. Wie mit ihnen dann zu verfahren ist, weiß er noch nicht. Dabei kann er auf niemanden verzichten, der Fachkräftemangel macht auch vor der Caritas nicht Halt. Mindestens zehn Vollzeit-Stellen könnte er sofort besetzen. Nur mit großem Einsatz des Teams könne die Arbeit bewältigt werden, durch Corona- und Quarantänefälle in den eigenen Reihen seien die Pflegekräfte derzeit doppelt gefordert.

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Die Versorgung, sagt Thur, werde durch Einschränkungen, etwa bei nicht unbedingt erforderlichen Maßnahmen, aufrechterhalten. Für Neukunden sind Priorisierungen und Wartelisten erforderlich. Im Palliativbereich versuche man jedoch, niemandem abzusagen, der eine Pflege durch die Caritas wünscht. Durch hohes Engagement in der Ausbildung will man dem entgegenwirken. Und dadurch, dass die Caritas ein bisschen mehr bietet als ein „normaler“ Arbeitgeber, wie es Thur formuliert.

Das Ziel für 2030

Den großen gesellschaftlichen Aufgaben will man sich auch bei der Caritas stellen. So soll der Verband bis 2030 klimaneutral sein. Neben Elektroautos und Fotovoltaik auf dem Dach gehören laut Stolz dazu auch viele kleine Dinge im Alltag. Die Auszubildenden entwickelten derzeit Pläne dafür. 

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