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Kunst an den UfermauernOpen-Air-Ausstellung „Kunst im Fluss“ in Schleiden und Gemünd

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Zuletzt wird der Kabelbinder geknipst: Jürgen A. Roder befestigte kleine Hinweisschildchen an den Brückengeländern.

Zuletzt wird der Kabelbinder geknipst: Jürgen A. Roder befestigte kleine Hinweisschildchen an den Brückengeländern.

Schleiden/Gemünd – Zum Abschluss der viertägigen Veranstaltungsreihe „Jagdszene: Kunst“ im Kunstforum Eifel wurde die diesjährige Open-Air-Ausstellung „Kunst im Fluss“ an den Ufern von Olef und Urft am Sonntag eröffnet. 34 großformatige Fotodrucke mit Arbeiten von 26 Künstlern sind noch bis zum 29. September an den Ufermauern zu sehen.

Während die „Jagdszene“ Premiere feierte und die Veranstalter sich über etwas mehr Publikum gefreut hätten (siehe „Jagdszene“), findet die Freiluftaktion bereits zum vierten Mal statt. Künstlerinnen und Künstler tragen damit zur Verschönerung der Ufer in Gemünd und Schleiden bei. Die Kunstaktion wird von der Bürgerstiftung Schleiden und der Stadt unterstützt.

Darauf wies auch der stellvertretende Bürgermeister Werner Kaspar bei der Eröffnung am „Nepomuk“ in Gemünd hin. Er freue sich, dass die Region mittlerweile auch zu den Kunstrouten zwischen Ostbelgien und Aachen gehört: „Das wertet die Eifel auf.“

Wichtig für das kulturelle Selbstverständnis

Wie wichtig „Kunst im Fluss“ mittlerweile für das kulturelle Selbstverständnis ist, habe ein entsprechender Beschluss des Stadtrates gerade für dieses Jahr gezeigt, so Jürgen A. Roder aus Effelsberg. Er ist einer der Organisatoren der Freiluft-Ausstellung: „Eigentlich sollte die Aktion ausfallen. Die Ufermauern in Schleiden und Gemünd sollen saniert werden.“ Doch diese Arbeiten wurden erst einmal zurückgestellt – dafür aber „Kunst im Fluss“ erlaubt.

In der Folge hatte auch der städtische Bauhof wieder eine eher ungewöhnliche Aufgabe – wie auch schon in den vergangenen drei Jahren. Die Mitarbeiter sind in die Anglerstiefel geschlüpft und ins Wasser gestiegen, um die 36 großformatigen Fotodrucke am Mauerwerk zu befestigen. Eineinhalb Tage dauerten die Arbeiten der Bauhof-Crew im Wasser für die Kunst darüber.

Eva-Maria Hermanns vom Kunstforum Eifel dankte den fleißigen Helfern vom Bauhof bei der Vernissage am kleinen Plätzchen vor dem „Nepomuk“ oberhalb des Zusammenflusses von Olef und Urft für die erneute Unterstützung. Themenvorgabe für die diesjährige Schau war das Motto „Die Kunst des Alltäglichen“.

Jagdszene

So bekannt die Aktion „Kunst im Fluss“ mittlerweile ist – das vorangegangene Event „Jagdszene: Kunst“ hätte mehr Publizität gebrauchen können. Es seien, ob zum „Offenen Atelier“-Tag im Kunstforum oder zum Werkstattgespräch zwischen Kreativen und Publikum über das Künstler-Dasein und zum Kunstmarkt, nur jeweils an die 30 Interessenten gekommen, so die Veranstalter.

Das ist deutlich weniger, als erhofft. Ob es bei der Premiere bleibt oder eine Wiederholung in veränderter Form in 2020 geben wird, ist derzeit noch offen. (sli)

Doch alltäglich ist dann an den ausgewählten Stellen an den Ufermauern in Gemünd und Schleiden eigentlich nichts: Es ergeben sich durch die aufgehängten Drucke immer wieder ungewohnte Blicke. Die Wechselbeziehungen der Kunstwerke zur Umgebung können spannungsvoll oder konfrontativ sein.

In Gemünd etwa kommentiert Sandra Eisenbarth aus Siegburg das, was unweit in der Fußgängerzone der Alltag ist: Der Blick und das Tippen aufs Smartphone, das so selbst zum Kunstgegenstand wird.

Es ist eine Ästhetisierung eines Kommunikationsmittels, das über Apps wie Instagram oder Youtube ein eigenes Kunstgenre hervorgebracht hat: Fotos und Videos, die den Alltag der Nutzer dokumentieren, der Selbststilisierung dienen oder auch zur Basis eines Geschäftsmodells für Blogger geworden ist.

Bearbeitung

34 Arbeiten von 26 Künstlern aus der Eifel und dem Rheinland – darunter fünf Kreative, die zum ersten Mal dabei sind – sind zu sehen. Dass sie an die Ufermauern kommen, ist nicht nur in der abschließende Montage anspruchsvoll.

Die digitalen Fotografien der Originalarbeiten werden von Jürgen A. Roder zunächst bearbeitet. Die Fotos müssen für eine Druckqualität auf 1,50 mal 2 Meter optimiert werden. Gedruckt werden die Kopien dann auf einer lichtfesten und wasserdichten PVC-Folie. Die Aufhängung an den Ufermauern erfolgt durch vier Ösen. (sli)

Alltäglich ist auch in Schleiden der Gegensatz zwischen der Kunst an der Ufermauer und der Umgebung nicht wirklich. Vor dem nach dem Großbrand im November eingerüsteten Teilbau des Sturmius-Gymnasiums hängt an der Olef-Brücke zum Beispiel eine reproduzierte Idylle: Ein sommerlicher Balkon mit Sonnenschirm präsentiert offenkundig eine südeuropäische Szene. Idylle ist das, was darüber Realität ist und wo alles für den Wiederaufbau vorbereitet wird, sicherlich nicht.

„Kunst im Fluss“ an der Olef in Schleiden und am Zusammenfluss von Olef und Urft in Gemünd ist bis zum 29. September zu sehen.

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