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Reul löst Versprechen einSchleidener Polizei bezieht Übergangsdomizil in Containern

Lesezeit 4 Minuten
Die Polizei bezog die Übergangswache in den Containern, die Minister Herbert Reul inspizierte.

Die Polizei bezog die Übergangswache in den Containern, die Minister Herbert Reul inspizierte.

Schleiden – Die 24 Container, die seit dem Wochenende die Polizeiwache in Schleiden bilden, sind zwar eher schmucklos. Doch NRW-Innenminister Herbert Reul misst ihnen einen hohen symbolischen Wert bei. Dafür, dass der Staat funktioniert, dafür, dass es vorangeht – für „wir schaffen das.“

Sämtliche Technik auf der Wache durch Flut zerstört

In der Flutnacht ist auch die Wache von den Wassermassen nicht verschont geblieben. Dabei hat nicht mal die nahe Olef für großes Ungemach gesorgt. Das Wasser ist vom gegenüberliegenden Hang hinabgelaufen und hat das Areal, wie Wachleiter Thorsten Köpp berichtet, in eine Seenlandschaft verwandelt. Der komplette Keller hat voll Wasser gestanden, etwa zehn Zentimeter sind es noch im Erdgeschoss gewesen.

Die Folgen: Sämtliche Technik und die Heizung sind zerstört, die Notstromversorgung ebenfalls. Die Polizisten haben zunächst nur noch über die Uniformen verfügt, die sie in der Nacht getragen haben – alle anderen sind im Keller abgesoffen. Genauso wie zwei zivile Polizeifahrzeuge und die Privat-Autos der Beamten zweier Schichten – die Polizisten aus der Spätschicht waren in jener Nacht einfach im Dienst geblieben.

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Reul versprach Übergangslösung

Bei Reuls Besuch an der Steinbachtalsperre wenige Tage nach der Katastrophe hat Landrat Markus Ramers die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und dem Minister das Versprechen abgenommen, eine Übergangslösung für die Schleidener Wache zu schaffen. Welche Konsequenzen sein „machen wir“ haben würde, habe er da noch nicht abschätzen können.

Das gibt Reul unumwunden zu, als er am Mittwoch die frisch bezogene Containerwache inspiziert. Doch er erfreut sich an diesem Zwischenziel auf dem langen Weg des Wiederaufbaus: „Ich bin so irre begeistert, dass das funktioniert hat.“

Weitere Einrichtungen

Von der Flut hart getroffen wurden ebenfalls die Bezirksdienste in Bad Münstereifel und Kall. Wie Polizeidirektor Harald Mertens berichtet, hat die Polizei seit Mittwoch in Bad Münstereifel ein Zimmer im Rathaus bezogen. Man hoffe, bis Ende des Jahres an den angestammten Standort an der Kölner Straße zurückkehren zu können. In Kall arbeitet der Bezirksdienst, der normalerweise im Erdgeschoss im Rathaus-Komplex untergebracht ist, ebenfalls in einem Provisorium im Rathaus.

Unversehrt ist neben den anderen Bezirksdienst-Standorten im Kreis auch die Wache an der Kölner Straße in Euskirchen geblieben. (rha)

Die Containerwache löst die mobile Wache ab, die unmittelbar nach der Flut in Schleiden stationiert wurde. So hat man durchgehend zumindest einen improvisierten Dienstbetrieb aufrecht erhalten. Das, da sind sich alle Beteiligten einig, sei wichtig gewesen, um den von der Flut hart getroffenen Menschen auch ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Dienstbetrieb aus Containern uneingeschränkt möglich

In den Containern, die hinter der eigentlichen Wache aufgestellt sind, ist vom Anlaufpunkt für die Bürger bis zu Umkleiden und Duschen alles vorhanden, was für einen reibungslosen Dienstbetrieb benötigt wird. Dazu gehören dank 2000 Metern Netzwerkkabel, die verlegt worden sind, auch alle technischen Einrichtungen von der Computerausstattung über die digitale Fingerabdrucknahme bis hin zu Überwachungskameras.

Im Wach- und Wechseldienst sowie im Bezirksdienst sind 37 Polizeibeamte in Schleiden stationiert, zudem zwei Regierungsmitarbeiter. Einzig das Kriminalkommissariat 3, in dem Kriminalfälle aus dem Südkreis und kreisweit Betrugsdelikte bearbeitet werden, bleibt zunächst in Euskirchen.

Künftig zwei Polizeistandorte im Kreis geplant

Dennoch ist klar, dass dies nur eine Übergangslösung ist. Unklar ist jedoch, für wie lange. Laut Ramers hat die gründliche Schadensanalyse im Gebäude gerade begonnen. Der Eigentümer, von dem das Haus bis Ende 2026 gemietet ist, habe bereits signalisiert, es sanieren zu wollen. Ungeachtet dessen wird bereits an einem Liegenschaftskonzept gearbeitet und der Raumbedarf ermittelt.

Dies wird laut Ramers mit dem Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) und dem Innenministerium abgestimmt und wird die Basis für die Entscheidung sein, wie es nach 2026 weitergeht, ob ein Neubau infrage kommt, ob eine weitere Anmietung dieses oder eines anderen Objekts eine Option ist. „Durch die Katastrophe hat das alle eine neue Dynamik bekommen“, sagt Ramers. Und betont: „Es wird zwei Polizeistandorte im Kreis geben: einen in Euskirchen, einen im Südkreis.“ Gerne wolle man im Schleidener Tal bleiben, die Stadt Schleiden sei der erste Ansprechpartner.

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Die hatte in Person von Bürgermeister Ingo Pfennings im Rahmen des Besuchs von Finanzminister Olaf Scholz und Heimatministerin Ina Scharrenbach bereits eine Variante ins Spiel gebracht, dass im Bereich des Brandschutzzentrums Neubauten sowohl für die Polizei als auch für die Feuerwehr denkbar seien. Dazu äußerte sich Ramers nicht konkret. In den nächsten Monaten werde man schauen, was für die Polizei infrage kommen könnte, denn: „Auch 2026 kommt schnell.“

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