Seltener Fund im Nationalpark EifelWinziger Pseudoskorpion wird zum Star

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Sieht aus wie ein Skorpion, ist aber keiner: Forscher haben den seltenen Anthrenochernes stellae im Nationalpark Eifel gefunden.

Sieht aus wie ein Skorpion, ist aber keiner: Forscher haben den seltenen Anthrenochernes stellae im Nationalpark Eifel gefunden.

Schleiden-Vogelsang – 10.549 Arten sind bislang für das Gebiet das Nationalparks Eifel nachgewiesen. Doch eine der rund 400, die im vergangenen Jahr dazu gekommen sind, erfüllt Dr. Michael Röös, Leiter des Nationalparks Eifel, mit besonderem Stolz.

Es ist der Pseudoskorpion Anthrenochernes stellae, der mit seinen beeindruckenden Scheren an den Anfang der Präsentation des Jahresberichtes 2019 des Nationalparks gestellt wurde. Eine kleine Sensation, denn es ist der erste Nachweis dieser seltenen Spezies in NRW.

Pseudoskorpion ist nur drei Millimeter groß

„Pseudoskorpione leben in verrottendem Holz“, berichtete Röös. Der gerade einmal drei Millimeter große Winzling gehört zu den Spinnentieren und ist im Anhang II der Flora und Fauna-Habitat Richtlinie der EU zu finden – also eine Tierart, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.

Es handelte sich um einen Zufallsfund. Denn die Mini-Spinne wurde in einer Probe gefunden, die in den frühen 90er Jahren auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks in einer Käferfalle, einer Eklektor-Falle, genommen wurde. Im vergangenen Jahr wurden diese Proben neu ausgewertet, unter anderem von Dr. Christoph Muster, der die Art identifizierte. „Das ist erst der 24. Pseudoskorpion, der in Deutschland gefunden wurde“, freute sich Röös. Der flugunfähige Winzling hänge sich gerne an Fliegen oder Vögel, um seinen Standort zu wechseln.

Werbe-Verzicht

Immer noch bereitet die Beliebtheit des Nationalpark Eifel den Verantwortlichen Sorgen. „Vom 1. März bis 1. Juni hatten wir gegenüber dem Vorjahr 59 Prozent mehr Besucher“, teilte Michael Lammertz die Ergebnisse der Besucherzählautomaten mit. Das eigentliche Problem sei, dass die Gäste sich an drei Punkten konzentrierten: am Wilden Weg im Kermeter, an der Wüstung Wollseifen und rund um den See.

Die dadurch angespannte Parksituation ließe sich mit dem ÖPNV und dem neuen Projekt „Fahrtziel Natur“, mit dem die Anbindung des Nationalparks per Bus verbessert werden soll, lösen. Mehr Parkplätze anzulegen, sei hingegen keine Strategie, sagte Lammertz weiter.

Mittlerweile sei die Bewerbung des Nationalparks komplett eingestellt worden, berichtete er. Auch bei den Partner-Agenturen sei der Nationalpark von den Webseiten genommen worden. Rangertouren sind seit dem 15. März eingestellt. „Wir stellen fest, mit der Einhaltung der Ge- und Verbote tun sich die Leute schwer“, sagte Lammertz. Deshalb würden verstärkt Kontrollen gefahren.

„Die gängige Strategie gegen Overtourism heißt Spreading“, ergänzte Röös. Eine Hoffnung sei, dass der Ansturm sich in die Region verteile. Eine gute Ausweichmöglichkeit böten Wildnis-Trails und das Nationalparkzentrum in Vogelsang, berichtete Lammertz. (sev)

Doch nicht nur als Heimat seltener Arten profilierte sich der Nationalpark. Als Ausbildungsbetrieb ist die Verwaltung des Schutzgebietes enorm wichtig. „Es ist ein Jungbrunnen für die Verwaltung, wenn wir die jungen Leute bei uns haben“, sagte Röös. Drei Ausbildungsgänge sind zurzeit im Angebot. Zwei Frauen wurden im Jahr 2019 zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausgebildet. Darunter Anja Carina Heinen, die eigentlich als Abschlussarbeit einen „Tag der Achtsamkeit und Entspannung“ am Nationalparktor in Gemünd organisiert hatte.

„Leider musste die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden“, bedauerte die 26-Jährige. Einen kleinen Trost hatte Michael Lammertz, Leiter der Abteilung für Kommunikation in der Nationalparkverwaltung, auf Lager. Am 2. Mai 2021 soll bei einem „Tag der Stille“ die L 15, die durch den Kermeter führt, gesperrt werden. „Das soll ein Bewusstsein für den Wert von Stille schaffen“, so Lammertz. Bei dieser Veranstaltung sollen einige Elemente verwendet werden, die Heinen entwickelt hat.

Als Fachpraktiker für Hauswirtschaft wird Justin Hackbarth im Jugendwaldheim in Urft ausgebildet: „Wir bereiten vor allem die Speisen für die Schulklassen zu, die zu uns kommen“, erläuterte er. Ein praktisches Jahr im Rahmen seiner Ausbildung zum Berufsjäger absolvierte Hauke Gerdes unter der Leitung des Revierjagdmeisters des Nationalparkforstamtes, Andreas Becker. Dabei sei der Nationalpark Eifel der erste deutsche Nationalpark gewesen, der eine derartige Stelle angeboten habe, so Gerdes: „Jetzt ziehen die anderen nach.“

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„Wir wollen auch noch einen Ausbildungsplatz zum Tischler in der Holzbauwerkstatt anbieten“, teilte Röös mit. Dazu werde allerdings noch nach einem Schreinermeister gesucht. „Die Ausschreibung läuft noch bis zum 19. Juli“, warb er um Bewerbungen.

Der Leiter des Nationalparks stellte zudem noch ein neues Projekt zum Wildtier-Management vor. Dabei werden in allen deutschen Nationalparks ein Jahr lang mit Wildkameras die Wildbewegungen erfasst. 60 Kameras sind auf dem Gebiet des Nationalpark Eifel verteilt. „Uns interessiert dabei natürlich, wie viele Waschbären es im Nationalpark gibt“, ergänzte Röös. Rund 20000 Fotos seien bei der ersten Leerung der Kameras im November 2019 zusammengekommen. „Es war kein Wolf dabei“, sagte Röös schmunzelnd.

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