StichwahlPfennings ist neuer Bürgermeister in Schleiden

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Sieg Ingo Pfennings

Ingo Pfennings wird neuer Bürgermeister.

Schleiden – Hand in Hand stehen  Ingo Pfennings und seine Verlobte Dorina Hager im Ratssaal, als offiziell wird, was  in der vorangegangenen Viertelstunde immer deutlicher Gestalt angenommen hat: Pfennings,  Kandidat von CDU, Grünen und UWV, ist neuer Bürgermeister der Stadt Schleiden.   Am Sonntag  ist es eine deutliche Angelegenheit. 13 von 14 Stimmbezirken gehen  in der Stichwahl an Pfennings,  62,8 zu 37,2 Prozent lautet das Endergebnis.  CDU-Chef Jochen Kupp reckt die Faust in die Höhe. Rund um den Wahlsieger brandet Jubel auf. Und Pfennings? Bleibt ganz ruhig. Er küsst seine Dorina, ballt kurz die rechte Faust. „Erleichtert“ ist dann auch sein erster Kommentar zur Gefühlslage.

Gefährdet ist sein Sieg nie wirklich. Einzig, als das  erste Ergebnis des Abends aus Bronsfeld verkündet wird und der Stimmbezirk an den parteilosen Michael Stadler geht,  ist’s in der CDU-Ecke ganz still. Schlag auf Schlag treffen die nächsten Ergebnisse ein. Auch als klar ist, dass  er nicht gewinnt, ist Stadler nicht unzufrieden. Er freue sich über jede Stimme, die er als Neu-Zugezogener und Nicht-Eifeler erhalten habe. Ob  und wie es für ihn  in der Kommunalpolitik weitergeht, lässt er offen.

Pfennings hatte Angst vor geringer Wahlbeteiligung

Intensive zwei Wochen haben jedenfalls beide Kandidaten  seit dem ersten Wahltag hinter sich. Stadler berichtet, dass seine Schrittzähler-App 150 gelaufene Kilometer an Hausbesuchen ausgewiesen habe.  Bis zur buchstäblich letzten Sekunde  sind Pfennings und seine Mitstreiter unterwegs. Noch in der Nacht zum Sonntag hat ein 40-köpfiges Team alle 6200 Haustüren in der Stadt mit Anhängern versehen: Auf der einen Seite Werbung für Pfennings, auf der anderen Seite Werbung für die Wahl selbst.

Eine niedrige Wahlbeteiligung haben sie gefürchtet. Im Vergleich zur Wahl in der Städteregion Aachen (27,1 Prozent) ist sie in Schleiden mit knapp 42 Prozent nicht ganz so schlecht. Auch das ist ein Grund für Pfennings Erleichterung, die sich im Laufe des Abends in Freude wandelt. „Er hat einen Wahlkampf gemacht, wie ich ihn noch nicht erlebt habe“, sagt Kupp über Pfennings. Der hat an den Haustüren auch „Aufträge“ erhalten, die er zügig umsetzen möchte. Die Einrichtung eines Behindertenbeirats und eines Ehrenamtskoordinators nennt er da.

Wann tatsächlich seine Arbeit im Rathaus beginnt, weiß Pfennings noch nicht. Mit seinem jetzigen Arbeitgeber hat er für den Fall des Wahlsiegs einen Aufhebungsvertrag vereinbart, so dass er im Laufe des Dezembers seinen Dienst  in Schleiden antreten wird. Die Füße hochlegen wird er bis dahin kaum – und ist schon bei dem Thema, das die Stadt seit Freitag in Atem hält: Der Brand im Sturmius-Gymnasium.  Pfennings dankt allen Einsatzkräften für den Klasse-Job sowie Verwaltung und Schulleitung für den Notfallplan, den sie bereits am Freitag ausgearbeitet haben. Mit einem „Auf gute Zusammenarbeit“ begleitet da Beigeordneter Marcel Wolter seinen Händedruck, als er seinem neuen Chef gratuliert.  In der  Tat hat das Führungs-Duo  mit dem Wiederaufbau  des  Gymnasiums ein weiteres Groß-Projekt vor der Brust.

Die Alt-Bürgermeister

Bei diesem Thema das Heft in die Hand zu nehmen – neben der Erfüllung der Wahlkampf-Versprechen– ist der Rat, den Vor-Vorgänger Ralf Hergarten  Pfennings  auf den Weg gibt. Und auf keinen Fall dürfe er sich darauf ausruhen, dass er von drei  Fraktionen unterstützt worden sei.

Neben Hergarten ist mit Christoph Lorbach ein weiterer Alt-Bürgermeister im gut gefüllten Ratssaal – einzig der knapp 90-jährige Alois Sommer fehlt in der Riege. In Sachen Ratschlag  zitiert Lorbach flott mal Wilhelm Busch:  „Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen Spuren.“ Nein, gut gemeinte Ratschläge wolle er daher lieber nicht geben.

Auch Udo Meister, am Sonntag noch Bürgermeister, am heutigen Montag frisch in der Riege der Alt-Bürgermeister, ist   zurückhaltend. Interkommunale Zusammenarbeit und Bildungslandschaft seien ohnehin die großen Themen. Und was Pfennings auf keinen Fall tun solle? „Nicht arbeiten!“, sagt Meister und spielt so auf seine eigene Parole zum Dienstbeginn („Arbeiten, arbeiten, arbeiten!“) an.

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