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Ungewöhnliches AngebotFilmproduzentin Brit Possardt eröffnet Laden in Gemünd

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Verschiedene Requisiten aus den von Britt Possardt produzierten Filmen stehen in dem Lager ihrer Firma zum Verkauf, etwa der Schreibtisch und die Rezeption aus „Hotel Heidelberg“.

Verschiedene Requisiten aus den von Britt Possardt produzierten Filmen stehen in dem Lager ihrer Firma zum Verkauf, etwa der Schreibtisch und die Rezeption aus „Hotel Heidelberg“.

Schleiden-Gemünd – Es ist ein ungewöhnlicher Laden, der sich in dem Haus angesiedelt hat, in dem sich einst die Gemünder Schleckerfiliale befand. Attraktiv arrangiert, doch von überschaubarem Angebot und bei äußerst begrenzten Öffnungszeiten ist hier ein ungewöhnliches Angebot zu finden, das manchem bekannt vorkommen könnte. Wie die Rezeption, die so aussieht, als käme sie direkt aus dem Fernsehen. Was auch richtig ist, denn sie war in der Fernsehserie „Hotel Heidelberg“ zu sehen.

Kein Ladenschild prangt über dem großen Schaufenster, das einen Hinweis geben könnten, was und warum es hier angeboten wird. Die Lösung für das Rätsel ist einfach: Eigentlich ist hier kein klassisches Ladengeschäft. Die Heimbacher Filmproduzentin Brit Possardt hat die Räume als Lager für ihre Firma Calypso Entertainment eingerichtet.

Mischung aus Fundus und Scondhandladen

Obwohl sie bisher keine Werbung gemacht habe, sei schon richtig etwas los, erzählt sie. „Die Leute kommen aus Neugierde“, hat sie festgestellt. Eigentlich seien diese Räume eine Mischung aus Fundus und Secondhandladen, berichtet sie. Doch nicht alles sei zu verkaufen. Gerade die Alltagsgegenstände wie Lampen, Stühle, Tassen und Teller werden immer wieder gebraucht. „Das ist so üblich, dass bei Dreharbeiten Räumlichkeiten in der Umgebung als Produktionsbüro angemietet werden“, erklärt sie. Diese seien allerdings nur in den seltensten Fällen eingerichtet.

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Schon allein dafür müssten Möbel und Einrichtungsgegenstände vorgehalten werden. Sie habe zum Beispiel Kleiderstangen ohne Ende für die Kostüme. Diese seien zur Zeit komplett an eine befreundete Produktion ausgeliehen worden. „Ich kann rechnen“, sagt Possardt und lächelt. Das Budget, das für einen Film zur Verfügung stehe, könne schon allein von der notwendigen Ausstattung verschlungen werden. „Da musst du als Produzent gucken“, sagt sie. Auch wenn es früher nicht ungewöhnlich gewesen sei, in der Branche oft das Wechselbad zwischen Millionär und Pleitier zu erleben, habe sich in dem Beruf viel geändert.

Firma realisierte bekannte Produktionen

Filmproduzentin zu werden, sei dabei nie ihr Traum gewesen. Bei John de Mol stieg sie in das Filmgeschäft ein . 1996 lernte sie ihren Ehemann kennen, den Filmproduzenten Werner Possardt, der unter anderem „Sissi – Der Film“ produziert hat. Im Dezember 2004 starb er bei dem Tsunami in Thailand. Brit Possardts kehrte nach Deutschland zurück und führte die Firma weiter. Inzwischen lebt sie mit Stephan Meyer zusammen, den sie 2010 beim gemeinsamen Dreh für den Film „Für kein Geld der Welt“ kennenlernte.

Eine Reihe bekannter Produktionen hat Possardt mit der Firma realisiert. Darunter finden sich beliebte Serien und Filme wie „Hotel Heidelberg“, „Die Özdags“, „Nichts für Feiglinge“ oder „Wie Tag und Nacht“. Im vergangenen Jahr entstand für die ARD „Das Beste zum Schluss“ mit Katharina Jakob und Ernst Stötzner in den Hauptrollen. „Es geht um Rente, ein gutes Thema“, sagt Possardt. Als Produzentin interessiere sie sich auch für den Inhalt der jeweiligen Filme und Serien. „Was will man erzählen, was ist Wahrheit, was will man sehen?“, beschreibt sie ihren Ansatz. Auch wenn sie eigentlich eine Verkäuferin sei, empfinde sie sich als „Connector“. Ihre Aufgabe sei, alles zusammenzuhalten, das Geld und die Menschen. „Es macht tierisch Spaß“, schwärmt sie.

Regelmäßig Freitagnachmittags geöffnet

Das Schöne sei, wenn nach der Tätigkeit im Büro endlich die Dreharbeiten losgingen und alle umherliefen. „Das sind faszinierende Leute mit interessanter Geschichte.“ Für dieses Jahr hat Possardt sich einer neue Herausforderung gestellt. Sie ist als Geschäftsführerin bei der Firma „eitelsonnenschein“ tätig, die innovatives Fernsehen mache. „Ich glaube, ich bin als kaufmännischer Part für jede Firma ein Gewinn“, sagt sie selbstbewusst.

Der Laden in Gemünd soll regelmäßig Freitagnachmittags öffnen. Dafür konnte Possardt ihre Nichte Aline Tafelsky gewinnen. „Die Preise werden freihändig mit dem Käufer ermittelt“, sagt sie und lacht. Manche Dinge seien ihr nicht so wichtig, wie beispielsweise der mächtige Schreibtisch, der im Entree steht. Das winzige Schmuckkästchen mit dem Geheimfach dagegen, das wolle sie eigentlich gar nicht verkaufen.

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