Vom Urftsee bis zum KraftwerkFachleute untersuchen den Stollen in Schleiden-Gemünd

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Der Einstieg in den 2,7 Kilometer langen Stollen liegt auf dem Grund der Urfttalsperre.

Der Einstieg in den 2,7 Kilometer langen Stollen liegt auf dem Grund der Urfttalsperre.

Schleiden-Gemünd – Jetzt haben die Bezirksregierung Köln, der Wasserverband Eifel-Rur und Innogy als Kraftwerksbetreiber Gewissheit: Der Stollen, in dem das Wasser der Urfttalsperre durch den Kermeter hindurch zum Jugendstilkraftwerk in Hasenfeld fließt, hat keine Schäden. „Das Bauwerk ist in einem sehr guten Zustand“, berichtet Marcus Seiler, Pressesprecher des Wasserverbands. Es war am Montag und Dienstag von Fachleuten untersucht worden. Ab jetzt wird das Wasser in der Urfttalsperre wieder gestaut und auch der Wasserspiegel des Obersees angehoben.

Stauraum

Nach Schätzung von Marcus Seiler sind zurzeit noch etwa 500 000 Kubikmeter Wasser in der Urfttalsperre. Nach dem langfristigen Mittelwert wären es im November knapp 20 Millionen Kubikmeter.

Maximal können 45,5 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden. Mit Oleftal- und Rurtalsperre stehen insgesamt rund 265 Millionen Kubikmeter Stauraum zur Verfügung. (wki)

Um an das Einlaufbauwerk des Stollens am Grund des Urftsees zu kommen, musste die Talsperre zum großen Teil abgelassen werden. Zuletzt war der Stollen, der normalerweise im Rhythmus von 20 Jahren überprüft wird, 1997 inspiziert worden. „Doch 2017 und in den Folgejahren gab es in den für die Maßnahme vorgesehenen Zeiten zu starke Niederschläge“, berichtet Seiler. Weil mehr Regen fiel, als über die Rohre des Kraftwerks abgeleitet werden konnten, stieg der Pegel immer wieder an.

Wasser kann nicht im Sommer abgelassen werden

Eine Absenkung in den regenarmen Jahren 2018 und 2019 sei auch nicht möglich gewesen. „Wir können den Urftsee nicht im Sommer ablassen, weil dann Teile des Wassers im Obersee für die Trinkwasserversorgung gebraucht wird“, so der Pressesprecher. In Rurberg wird Trinkwasser aus dem Obersee gewonnen. In den vergangenen Jahren habe man, so Seiler, um den Wasserstand im Obersee stabil zu halten, Urftwasser über die beiden Grundablässe abgelassen. Sonst fließt es komplett durch den Stollen in das Heimbacher Becken.

Für die Prüfung musste auch der Obersee um drei Meter abgesenkt werden. Weil die beiden Gewässer miteinander verbunden sind, hätte sich sonst über die geöffneten Grundablässe Wasser aus dem Obersee in den Urftsee zurückstauen können. Der Wasserspiegel in der Urfttalsperre musste unter 279 Höhenmeter über Normalnull abgesenkt werden, damit die Fachleute gefahrlos den Stollen begehen konnten.

2,5 Meter breiter Gang

Am Montag und Dienstag konnten nun die Fachleute den 2,7 Kilometer langen Stollen, der bis zum Kraftwerk in Hasenfeld führt, kontrollieren. „Der Gang ist jeweils rund 2,50 Meter breit und hoch und kann von daher problemlos begangen werden“, sagt Seiler. Unmittelbar vor dem Kraftwerk gebe ein sogenanntes Wasserschloss, mit dem der Zufluss reguliert und das Wasser auf die beiden Turbinen verteilt werden könne: „Die maximale Abgabemenge liegt bei 17 Kubikmeter pro Sekunde.“

Bei der Begehung des Stollens am Montag und Dienstag wurden keine Schäden festgestellt. Davon war man beim Wasserverband aber auch nicht ausgegangen. „Der Stollen ist, wie die Talsperre selbst, auch sehr massiv gebaut“, betont Seiler. Ursprünglich waren öffentliche Begehungen geplant gewesen, die mussten aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Wir haben die Zahl der Menschen, die in den Stollen hinein dürfen, wegen Corona bewusst niedrig gehalten“, so der Pressesprecher.

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Wie lange es dauert, bis der Urftsee wieder vollgelaufen ist, kann Seiler nicht sagen: „Das hängt von der Stärke der Niederschläge in den kommenden Wochen ab. Aber die Talsperre füllt sich relativ schnell, weil sie ein großes Einzugsgebiet hat.“ Der leere Urftsee habe in den vergangenen Wochen viele Schaulustige angelockt, die allerdings auch viel Müll hinterlassen hätten.

Unterdessen gehen auch die Arbeiten an den beiden Grundablass-Schiebetürmen vor der Staumauer weiter. Sie werden mit einem speziellen Verfahren erdbebensicherer gemacht. Nach Angaben von Seiler sind die beiden Türme im Intze-Keil verankert, der unter anderem verhindern soll, dass Wasser in das Fundament eindringt.

Mit einem Kran wurden zuerst die Dächer der Türme abgenommen. Danach wurden die Antriebsgestänge, mit denen die zwei Grundablässe geöffnet und geschlossen werden können, von dem Kran herausgezogen und eine Konstruktion auf den Türmen befestigt, mit deren Hilfe je ein Stahlrohr eingesetzt werden konnte. Die Rohre sind vom Umfang her geringfügig schmaler als die Innenwände der Türme. Der Bereich dazwischen wird mit Gussbeton verfüllt. Mit diesem Verfahren werden die frei stehenden Bereiche der Türme von innen zusätzlich stabiliert. Die Stahlrohre sind laut Seiler 30 Meter lang und reichen bis in den Intze-Keil hinein.

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