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Schule und PandemieEltern ärgern sich über volle Schulbusse im Kreis

Lesezeit 4 Minuten
Der Kreis Euskirchen und die RVK wollen in den kommenden Wochen 13 zusätzliche Busse für Schüler einsetzen.

Der Kreis Euskirchen und die RVK wollen in den kommenden Wochen 13 zusätzliche Busse für Schüler einsetzen.

Euskirchen – Sina Krämer ist sauer und verärgert. Der Grund: ein aus ihrer Sicht ständig überfüllter Schulbus. Ihr Kind besuche das Franken-Gymnasium in Zülpich und fahre mit der Linie 811 zur Schule, sagt die besorgte Mutter: „Den Zustand halte ich in der jetzigen Situation als unvertretbar.“ Sie sei nicht die Einzige, die so denke, sagt Krämer.

Viele Eltern, deren Kinder ebenfalls mit der Linie 811 nach Zülpich zur Schule führen, seien ebenfalls verärgert. Es sei schlichtweg zu wenig Platz in den Bussen; es bestehe keine Chance, Abstand zu halten. Der muss laut Corona-Schutz-Verordnung im ÖPNV aber auch nicht eingehalten werden, da ja Mund-Nasenschutz-Pflicht gilt.

Keine Chance Abstand zu halten

„Wir nehmen die Sorgen der Eltern natürlich ernst“, sagt Achim Blindert, Geschäftsbereichsleiter Umwelt und Planung beim Kreis Euskirchen. Er sagt aber auch, dass die Busse nicht voll oder gar ausgelastet seien. Das sei bei den immer wieder erfolgten Zählungen eindeutig herausgekommen.

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136 Busse werden laut Blindert im Kreis für die Schülerbeförderung durch die RVK eingesetzt. Nur in einem Bus, der von Schleiden nach Kall fährt, liege die Auslastung laut der Statistik bisweilen bei 77 Prozent. „Wir haben uns intern eine maximale Auslastung von 85 Prozent auferlegt, die wir in der Corona-Pandemie auf 75 Prozent heruntergesetzt haben“, so Blindert.

Schüler in eigener Verantwortung

Und dass die Auslastung von Kall nach Schleiden etwas oberhalb des Grenzwertes liege, habe Gründe. „Es fahren vier Busse mehr oder weniger zeitgleich. Die Schüler steuern immer wieder einen speziellen an, obwohl die Busse zur Weiterfahrt in Kall erst dann starten, wenn alle vier aus Schleiden angekommen sind. Es wäre also ein Leichtes aus Schülersicht, eigenständig für Entzerrung zu sorgen“, sagt Paul Floß von der RVK.

Auf der Linie 811 zwischen Mülheim-Wichterich und Zülpich habe sowohl die RVK als auch das Ordnungsamt Zülpich Fahrgastzählungen durchgeführt, berichtet Floß. Bei den drei RVK-Erhebungen sei die Auslastung nur knapp höher als 50 Prozent gewesen, bei der Zählung durch die Mitarbeiter des Zülpicher Ordnungsamtes habe die Auslastung des Gelenkbusses 58 Prozent betragen.

Fünf zusätzliche Busse

Auf der Linie 811 sollen Blindert zufolge am 3. und 4. November erneut Zählungen erfolgen. Ursprünglich seien weitere Kontrollen angedacht gewesen, aber durch die Ferien und die verzögerte Fertigstellung der Baustelle am Kreisverkehr Niederelvenich habe man sich auf die beiden Termine geeinigt. „Das ist bei uns ein Prozess. Wir beobachten die Situationen immer wieder, allein schon um reagieren zu können“, so Blindert, der damit rechnet, dass die Zahl der Schüler, die mit dem Bus fahren, steigen wird – allein schon wegen der Witterung.

In den kommenden Wochen will der Kreis in Absprache mit der RVK 13 zusätzliche Busse einsetzen. Auf welchen Linien die Fahrzeuge fahren, steht noch nicht fest. „Wir werden uns das anschauen und dann entscheiden. Es wird aber nicht nach dem Prinzip ’Wer am lautesten schreit, hat Recht’ gehen“, so Blindert. Deshalb werde es auf allen Strecken ab Montag ein Monitoring geben und dann werde nach Zahlen entschieden. Fünf Busse seien schon zusätzlich am Netz – beispielsweise zwischen Blankenheim und Steinfeld.

Entzerrung durch Schulzeitstaffelung

Eine Möglichkeit, die laut Blindert in Euskirchen durchaus Entlastung gebracht habe, ist die Schulzeitstaffelung. Der Experte verweist aber darauf, dass das in der Eifel mitunter nach der aktuellen Auslegung des Schulgesetzes gar nicht möglich sei.

Das schreibe eine Anfangszeit des Unterrichts zwischen 7.30 und 8.30 Uhr vor. Mitunter gebe es in der Eifel aber Schulwege, die mit dem Bus eine Stunde dauerten. Da sei eine Entzerrung zeitlich schon nicht möglich. Wolle man im Kreis bei der Schülerbeförderung die Abstandsregelung einhalten, brauche man viermal so viele Busse wie derzeit, so Blindert– also 544.

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