Setbesuch"Nichts ist wie in der Realität"

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Im Film sind sie sich spinnefeind, in den Drehpausen verstehen sie sich aber prima: Pierre Shrady, Alwara Höfels und Jens Kipper (von links).

Im Film sind sie sich spinnefeind, in den Drehpausen verstehen sie sich aber prima: Pierre Shrady, Alwara Höfels und Jens Kipper (von links).

Heimbach-Vlatten – „Falls sich ein Käufer findet, erreichst du mich hier!“ Wütend schiebt die blonde, junge Frau dem Bankangestellten einen Zettel mit ihrer neuen Telefonnummer zu und stürmt auf die Straße: Klara Steinhoff ist Milchbäuerin in der Eifel und versucht vergeblich, den elterlichen Hof über Wasser zu halten, während ihre Schwester Mika als Galeristin im mondänen Düsseldorf Karriere macht. Doch jetzt scheint der heimatliche Hof endgültig verloren: Die Kredite sind geplatzt, der Zwangsverkauf droht. Die Verzweiflung ist der jungen Bäuerin ins Gesicht geschrieben.

„Danke, das war schon okay. Wir machen gleich noch eine Probe.“ Während auf dem Fußboden mit orangefarbenem Klebeband Klaras optimale Position für die Kameraaufnahmen markiert wird, wartet vor der Tür – zwischen Kabelsträngen und großen Scheinwerfern – in der Vlattener Quellenstraße eine Maskenbildnerin auf Schauspielerin Alwara Höfels, die den Part der bodenständigen Klara Steinhoff übernommen hat.

Kreuz und quer durch die Eifel

„Schwestern“ heißt der Arbeitstitel des 90-minütigen Spielfilms, der bis Mitte Oktober für ARD-Degeto und WDR-mediagroup in der Region sowie in Köln und Düsseldorf gedreht wird. „Wir sind kreuz und quer durch die Eifel gefahren, um die passenden Motive zu finden“, erklärte Junior-Producer Andreas Krug.

Die Drehort-Liste der Kölner Produktionsfirma RheinFilm ähnelt deshalb einer Eifel-Rallye: Die Außenaufnahmen von Klaras Bauernhof wurden in einem leerstehenden Gehöft im Euskirchener Ortsteil Weidesheim abgedreht. Viele der Szenen spielen im idyllischen Muldenau, das für den Dreh kurzerhand in „Mückenweiler“ umbenannt wurde – passende gelbe Ortsschilder inklusive.

Filmaufnahmen, die die Milchbäuerin Klara bei ihrer Arbeit zeigen, entstehen in einem Kuhstall auf Nideggener Stadtgebiet. „Closed Set“ heißt die Devise. „Um die Tiere nicht zu stören, drehen wir im Stall nur mit einem Mini-Team“, versicherte Andreas Krug.

Zum angekündigten Dreh in der Vlattener Volksbank-Filiale rückte der Filmtross erst mit dreistündiger Verspätung an. Wind und Wetter hatten die Aufnahmen in „Mückenweiler“ hinausgezögert.

Beim Aufbau der Scheinwerfer und Verlegen der Kameraschienen im Schalterraum ist das Wissen von Ralf Radermacher gefragt, der im wirklichen Leben die kleine Bank-Filiale im Dorf betreut und heute für die Filmaufnahmen Überstunden schiebt. „Wir haben hier irgendwo ein Brummen von einem elektrischen Gerät. Wissen Sie, woher das kommen kann?“, fragt jemand von der Film-Crew ratlos in Richtung des „echten“ Bankers. Mit einem Griff kann Ralf Radermacher das Störgeräusch beseitigen.

„Achtung, Probe!“

Draußen vor der Tür werden Radermachers „Kollegen“ zur gleichen Zeit die letzten Staubkörnchen vom Anzug gebürstet und die Schuhe auf Hochglanz poliert: Jens Kipper und Pierre Shrady spielen die Bankangestellten, die Klaras Hof verkaufen wollen. Die Kinder aus der Nachbarschaft nutzen die Gelegenheit für ein schnelles Foto, bevor es wieder heißt: „Achtung, Probe!“ Bei diesem Stichwort verwandelt sich Alwara Höfels erneut in die rebellische Karla Steinhoff.

Nach mehrjähriger Bühnenerfahrung am Deutschen Theater Berlin wechselte Höfels zu Film und Fernsehen. Neben Gastrollen beim „Tatort“ oder „Soko Leipzig“ eroberte sie mit Til Schweiger das Publikum in der Kino-Komödie „Keinohrhasen“. Die Rolle ihrer Film-Schwester Mika wurde mit Sophie Schütt besetzt – bekannt aus Rosemarie-Pilcher-Verfilmungen und 2005 nominiert für den Deutschen Fernsehpreis als beste Serien-Darstellerin.

Mit dabei ist auch Hildegard Krekel – unvergessen als Tochter von „Ekel Alfred“ in der Kult-Serie „Ein Herz und eine Seele“. Sie steht als Bäuerin von Klaras Nachbarhof vor der Kamera. Regie führt Olaf Kneinsen.

Mitte nächsten Jahres soll der aus vielen einzelnen Eifel-Szenen zusammengesetzte Spielfilm im Fernsehen laufen. Von der modernen Fassade der Vlattener Bank wird dann allerdings nichts zu sehen sein. „Für die Außenaufnahmen haben wir den ehemaligen Gemeindesaal in Muldenau zur Landwirtschaftsbank umgestaltet“, verriet Producer Andreas Krug und fügte hinzu: „Im Film ist eben nichts wie in der Realität.“

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