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Mehr als 300 Einsätze im Kreis Euskirchen„Sabine“ bescherte vielen Kindern schulfrei

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Sturm Euskirchen 9

Im Kreis Euskirchen mussten am Montag einige Straßen von Bäumen und Ästen befreit werden.

Kreis Euskirchen – Mit bis zu 120 km/h fegte „Sabine“ am Sonntag und in der Nacht zum Montag über den Kreis Euskirchen. Dieses Spitzenwert hat Wetterexperte Karl-Josef Linden um 0.57 Uhr im Raum Weilerswist-Müggenhausen gemessen. Im Raum Dreiborn/Schöneseiffen wurden 111 km/h gemessen, dieser Wert war knapp unter dem Kyrills (124 km/h) . An zahlreichen Stationen pendelten die Windspitzen um die 100-km/h-Marke. Die 109 Stundenkilometer, die Linden am Sonntag um 18.40 für den Bereich Schwerfen/Sinzenich registrierte, lagen dort sogar 11 km/h über dem Wert Kyrills von 2007.

Auch wenn sich die Menschen im Kreis auf den Sturm, vor dem tagelang gewarnt worden war, vorbereitet hatten, bescherte „Sabine“ den Feuerwehrleuten eine Menge Arbeit. Mehr als 300 Einsätze waren kreisweit zu bewältigen – vor allem, weil Bäume auf die Straßen stürzten. Dies machte zahlreiche Sperrungen erforderlich, manche Straßen werden erst am heutigen Dienstag freigegeben. Gefreut haben dürften sich eher die Schüler, als im Laufe des Sonntagabends mehr und mehr Schulen verkündeten, dass aufgrund der unsicheren Lage der Unterricht am Montag nicht stattfindet.

Schulen

„Es waren deutlich weniger Schüler als sonst hier“, sagte Michael Mombaur, Leiter der Marienschule in Euskirchen. Teilweise sei geregelter Unterricht möglich gewesen, teilweise sei der eher spielerisch abgelaufen. „Wir wollten den Eltern zeigen, dass wir da sind“, so Mombaur: „Wir haben die Schüler in der ersten Pause nicht auf den Schulhof gelassen.“

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Auch in der Gesamtschule sei am Montag kein „geregelter“ Unterricht möglich gewesen, sagte Leiter Thomas Müller. Viele Eltern hätten ihre Kinder gar nicht erst in die Schule geschickt. Am Dienstag und Mittwoch wird die Gesamtschule nach Angaben von Euskirchens Pressesprecherin Silke Winter komplett geschlossen bleiben. Der Grund: Schäden am Gebäude. „An mehreren Stellen haben sich Ziegel gelöst und sind abgerutscht“, so Winter. Da auch an den kommenden beiden Tagen mit starken Windböen zu rechnen sei, habe sich die Stadt als Schulträger in Rücksprache mit Schulleiter Müller dazu entschieden, die Schule zu schließen. „Da auch für das Schulpersonal Sicherheit bestehen muss, werden in den nächsten beiden Tagen auch keine Lehrkräfte vor Ort sein. Eine Betreuung von Schülern in der Schule ist daher nicht möglich“, sagte Winter. Am Donnerstag soll der Unterricht dann wieder wie geplant stattfinden.

In Zülpich waren nach Angaben der Stadtverwaltung „nur ganz wenige Schüler“ in den Schulen. An der Chlodwigschule war es sogar nur ein Schüler – dafür aber acht Lehrer.

Im Stadtgebiet Mechernich waren am Montag alle Schulen geschlossen. Die Entscheidung wurde von allen Schulleitern gemeinsam gefällt und an den Schulträger, die Stadt Mechernich, weitergegeben. „Es gab eine große Unsicherheit, weil wir mit der Entscheidung alleine gelassen wurden“, sagte Dagmar Wertenbruch, Schulleiterin der Gesamtschule. Sie hätte sich gewünscht, dass das zuständige Ministerium frühzeitig eine Richtung vorgegeben hätte. Obwohl die Meldung über die Schließung erst um 19 Uhr am Sonntag auf die Homepage der Schule gesetzt wurde, erreichte die Information nahezu alle Eltern rechtzeitig. Von 900 Schülern traten nur zwei zum Unterricht an. Dass das trotzdem so gut geklappt hat, liege auch am guten Kontakt der Schulpflegschaften zu den Eltern, die die Info rasch weitergegeben hatten. Da das Kollegium vor Ort war, hätte man die Schüler unterrichten können – in diesen beiden Fällen konnten die Schüler aber wieder abgeholt werden. „Ich habe von den Kollegen an den Grundschulen gehört, dass es dort auch ganz unproblematisch abgelaufen ist“, so Wertenbruch. Für die Zukunft will man die Abstimmung optimieren, um deutlich früher informieren zu können.

Bereits am Sonntagabend hatte der Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings bekanntgegeben, dass in den Schulen in der Stadt kein Unterricht stattfinde, aber eine Betreuung für Schüler eingerichtet würde, die nicht zu Hause bleiben könnten. Von dieser Möglichkeit machten aber die meisten Eltern keinen Gebrauch. Weder in der Clara-Fey-Schule noch im Johannes-Sturmius-Gymnasium oder der Realschule erschienen am Morgen Schüler. Auch in der Astrid-Lindgren-Schule konnte sich das komplett erschienene Kollegium anderen Aufgaben widmen. Lediglich in der Katholischen Grundschule bildete sich mit elf Schülern eine Betreuungsgruppe.

Zugverkehr

Die Bahn-Mitarbeiterin am Euskirchener Bahnhof schüttelte am Montagvormittag nur verständnislos den Kopf: „Ich verstehe nicht, warum hier so viele Menschen auf den Zug warten. Es ist doch bekannt, dass der Zugverkehr eingestellt ist.“ Gegen 8.30 Uhr warteten auf allen Bahnsteigen jeweils eine Handvoll Menschen. „Wir hatten die Hoffnung, dass die Bahn den Verkehr schneller wieder aufnimmt. Wir haben aber auch ein bisschen Zeit mitgebracht“, sagt ein Mann, der mit seiner Frau auf Gleis 2 stand und auf den Zug in Richtung Köln wartete. Ein anderer beteuerte, dass er nichts davon mitbekommen habe, dass die Bahn den Fern- und Regionalverkehr eingestellt hatte.

Unmut gab es bei den wenigen Fahrgästen, die am Vormittag auf dem Bahnsteig in Kall auf einen Zug warteten. „Im Internet steht, dass der Zugverkehr wieder aufgenommen wird, aber dann heißt es wieder, dass der Zug ausfällt“, sagte ein Fahrgast kopfschüttelnd.

Busverkehr

Der Busverkehr der RVK normalisierte sich im Laufe des Vormittags. Gegen 13 Uhr waren die meisten Busse wieder planmäßig unterwegs. Nur dort, wo umgestürzte Bäume oder abgedeckte Dächer geräumt werden mussten, hakte der Linienverkehr noch. Die Schulbusse der RVK waren – sofern die Straßenlage es erlaubte – am frühen Morgen wie üblich unterwegs. Dabei war es egal, ob an den Schulen Unterricht stattfand oder nicht. „Die Schulen haben später durchgegeben, aus welchen Orten Schüler da sind“, erklärte Michael Simons von der RVK in Euskirchen weiter. Für diese Schüler wurden gemeinsame Rückfahrten zur Mittagszeit organisiert.

Strom

In zahlreichen Orten fiel der Strom aus, nachdem Bäume auf die Leitungen gestürzt waren.

In der Gemeinde Nettersheim wurden dadurch mehrere Feuerwehreinsätze notwendig. Laut Wehrleiter René Schreiber habe das Abwasserpumpwerk in Bouderath überzulaufen gedroht. Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb im Gemeindegebiet musste die Melkanlage mit einem Notstromaggregat in Gang gehalten werden. Elf Orte der Stadt Mechernich wurden nach Angaben der Stadt noch am Sonntagabend wieder ans Stromnetz angeschlossen.

Straßen

Dort, wo die Bäume nicht reihenweise fielen, sorgten die Feuerwehrleute noch während des Sturms dafür, dass die Straßen passierbar blieben. Doch das war längst nicht überall möglich, zahlreiche Straßen mussten komplett gesperrt werden, weil es schlicht zu gefährlich war. Die Absperrungen nahmen manche Verkehrsteilnehmer jedoch nicht ernst – und brachten so sich und die Einsatzkräfte in Gefahr.

In Euskirchen waren am Montag die Jahn- und die Gerberstraße gesperrt. An der Jahnstraße hielt das aber einige nicht davon ab, über den Bürgersteig an den Warnbaken vorbeizufahren. Ähnliches berichtete Ferdi Geißler, stellvertretender Bürgermeister in Nettersheim: „Die steigen aus, räumen die Warnbaken weg und fahren durch die gesperrte Kreisstraße nach Zingsheim.“ Eine Autofahrerin habe sich sogar bei dem Versuch, die Warnbaken zu umfahren in der benachbarten Wiese festgefahren, erzählte er.

Die L110 zwischen Dahlem und Neuhaus, die L204 zwischen Dahlem und Milzenhäuschen sowie die L113 zwischen Wasserscheide und dem Kreisverkehr Scheuerheck (L234) sowie die Schleidtalstraße (L234) waren ebenso gesperrt wie die L249 zwischen Wolfgarten und Heimbach und die L162 zwischen Frauenberg und Niederelvenich. Überall arbeiteten die Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen NRW mit Hochdruck an der Beseitigung der Sturmschäden. Um 13.53 Uhr am Montag meldete dann Bernd Aulmann, Pressesprecher des Landesbetriebs: „Alle Sperrungen sind aufgehoben, alle Straßen wieder befahrbar.“ Allerdings müsse noch mit verschmutzten Fahrbahnen gerechnet werden.

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Dem konnte sich am Nachmittag Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises, für zahlreiche Kreisstraßen anschließen, nachdem der Kreisbauhof die Bäume beseitigt hatte. Die K43 zwischen Hüngersdorf und Ripsdorf, die K50 zwischen Hummerzheim und Odesheim, die K79 zwischen Tondorf und Falkenberg waren wieder passierbar. Weiterhin gesperrt sind laut Andres diese Straßen: K45 zwischen Eschweiler und Weiler am Berge, K57 zwischen Daubiansmühle und der Kreisgrenze, K59 zwischen Zingsheim und Nettersheim, K69 zwischen Nonnenbach und dem Waldcafé Maus, K71 zwischen L115 und Reetz und die K76 zwischen Paulushof und der L204. Voraussichtlich werden diese im Laufe des Dienstags freigegeben.

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