Tierparks im Kreis EuskirchenLockdown setzt Tieren und Mitarbeitern zu

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Mangels Besuchern ist im Hellenthaler Wildgehege nichts los – auch für die als zutraulich und neugierig geltenden Poitou-Esel sind es keine ganz einfachen Zeiten.

Mangels Besuchern ist im Hellenthaler Wildgehege nichts los – auch für die als zutraulich und neugierig geltenden Poitou-Esel sind es keine ganz einfachen Zeiten.

Kreis Euskirchen – Es ist eigentlich ungerecht. Da hat der Winter seit Jahren die Landschaft in einen verschneiten Traum verwandelt, da bleiben die Tore der Wildparks im Kreis für die Besucher verschlossen. Neben der schönen Landschaft und frischer Luft gibt’s ausreichend Platz, um Sicherheitsabstände zu gewährleisten – doch auch Zoos und Parks wie das Wildgehege Hellenthal oder der Hochwildpark Rheinland in Kommern fallen unter die Corona-Schutzverordnung. Bis mindestens 14. Februar bleiben sie geschlossen.

Den Verantwortlichen geht’s wie so vielen Geschäftsleuten in diesen Monaten: Einnahmen fehlen, doch die Kosten laufen weiter. Bei den Tierparks sind es gleich zwei Faktoren, die ins Gewicht fallen: Die Versorgung der Tiere und die Instandhaltung der Anlagen. „Wenn wir wieder öffnen, muss der Wildpark tipptop in Schuss sein“, sagt Ruth Klinkhammer, Geschäftsführerin des Hochwildparks.

Anzahl der Tiere wurde verringert

Doch zurzeit sei die Lage noch nicht besorgniserregend. „Wir kommen über die Runden“, sagt Karl Fischer, Leiter der Greifvogelstation im Wildgehege. Sorgfältiges Wirtschaften ist gefragt, um die Kosten im Rahmen zu halten. Daher sei die Anzahl der Tiere im Herbst durch Verkäufe verringert worden. 850 Tiere seien es aktuell, die in Hellenthal auf 75 Hektar leben, so Fischer. Die Zahlen werden jedoch im Frühjahr wieder ansteigen.

Seinen ersten Schnee erlebt dieser junge Bartkauz.

Seinen ersten Schnee erlebt dieser junge Bartkauz.

Fünf Schafe sind bereits geboren worden, auch bei den Ziegen und Eseln gibt es schon Nachwuchs, so der Leiter der Greifvogelstation. Zehn Mitarbeiter sind derzeit täglich auf den Wegen des Parks unterwegs, um alles in Schuss zu halten. Ihre aktuelle Hauptsorge gilt den Gehegedächern und Netzen, die über den Volieren montiert sind. Sie müssen vom Schnee befreit werden. Auch blockieren immer wieder umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste die Wege.

Die Trainingseinheiten mit den Hellenthaler Greifvögeln absolvieren die Falkner täglich.

Die Trainingseinheiten mit den Hellenthaler Greifvögeln absolvieren die Falkner täglich.

Täglich steht in Hellenthal das Training der Greifvögel und Eulen an. Auch wenn in den vergangenen Monaten die Veranstaltungen ausgefallen sind, auf denen die Falkner mit ihren Adlern auftreten, müssen die gefiederten Akteure regelmäßig trainiert werden. „Wenn nicht täglich die Muskulatur beansprucht wird, dann schaffen die Adler es nicht, die großen Höhen zu erreichen“, erklärt Fischer. Schließlich steigen sie bei ihren Freiflügen über der Oleftalsperre auf bis zu 1000 Meter auf. Fünf Falkner sind rund dreieinhalb Stunden damit beschäftigt, die Vögel fliegen zu lassen.

„Wir müssen haushalten“

Es könnte bis Ende März dauern, bis wieder Besucher in die Wildparks dürfen, schätzt Fischer. Ruth Klinkhammer sieht das ähnlich: „Ich gehe nicht davon aus, dass vor März die Parks geöffnet werden.“

Auf die Rückkehr der Besucher wartet auch der Geier.

Auf die Rückkehr der Besucher wartet auch der Geier.

Auch in Kommern sei die Alarmstufe für den Weiterbestand des Hochwildparks nicht erreicht, sagt Klinkhammer, jedoch: „Wir müssen haushalten.“ Der Tierbestand sei nicht reduziert worden, das sei auch für die Zukunft nicht geplant: „Die Tiere sind versorgt.“ Stattdessen werden Investitionen zurückgehalten, die eigentlich für dieses Jahr geplant waren. Doch die Unsicherheit ist groß. „Wir wissen nicht, wie es im Herbst wird, ob wir dann nicht noch einmal schließen müssen“, sagt Klinkhammer. Es stelle sich auch die Frage nach Kompensationen. Abschläge für die November- und Dezemberhilfen des Bundes seien angekommen. Doch ob für Januar und Februar noch etwas vorbereitet werde, wisse sie bisher noch nicht.

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In Hellenthal wie in Kommern hoffen alle Beteiligten, dass die Parks bald wieder geöffnet werden. Denn die Motivation, alles in Ordnung zu halten, leidet unter dem fehlenden Feedback der Besucher. „Wir machen das nicht nur für uns, wir machen das auch für die anderen“, sagt Klinkhammer. Sie hofft darauf, dass die Lockerungen so vonstatten gehen, dass die Tiere Zeit haben, sich wieder an Besucher zu gewöhnen.

Unterstützung

„Bedanken möchten wir uns bei den vielen Menschen, die uns unterstützen“, sagt Karl Fischer vom Wildgehege. Auch Ruth Klinkhammer vom Hochwildpark zeigt sich dankbar: „Schon die vielen Telefonanrufe, bei denen sich die Menschen erkundigt haben, wie es uns derzeit geht, tun gut.“ Beide Einrichtungen haben zahlreiche Futterspenden erhalten. „Es gab Großspenden von Landwirten“, erzählt Klinkhammer, während Fischer von Lastwagen einiger Futtermittelfirmen mit Spenden berichtet.

Zur Unterstützung der beiden Wildparks in der Zeit des Lockdowns gibt es weitere Optionen. Eine Möglichkeit ist der Erwerb von Jahreskarten. Auch ist es möglich, Patenschaften für einzelne Tiere zu buchen. (sev)

www.hochwildpark-rheinland.de

www.greifvogelstation-hellenthal.de

Ein langsamer Einstieg wäre gut, damit die Bewohner der Gehege wieder lernen, dass die Gäste Futter bringen. Angst, dass sich Menschenansammlungen an bestimmten Punkten bilden könnten, hat sie dagegen nicht: „Wir haben 80 Hektar Raum und keine Hotspots, gefüttert wird überall oder nirgends.“

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