Volle TalsperrenWassermassen überschwemmen Campingplatz in der Eifel

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Durch die erhöhte Abgabe von Wasser aus der Talsperre kam es am Samstag zu Ausuferungen entlang des Flusslaufs der Rur.

Durch die erhöhte Abgabe von Wasser aus der Talsperre kam es am Samstag zu Ausuferungen entlang des Flusslaufs der Rur.

Heimbach-Hausen – Plötzlich herrschte auf dem Campingplatz „Felsenblick“ in Hausen Land unter. Durch eine regelrechte Flutwelle war das Wasser der Rur am Sonntagmorgen angestiegen und hatte das Gelände überschwemmt.

Das Areal im Rurtal zwischen Heimbach und Nideggen gleicht seitdem einer Seenlandschaft. Zahlreiche Wege sind aufgeweicht oder schwer zugängig. In den Grundstücken direkt am Fluss ist an gemütliche Stunden im Liegestuhl gerade nicht zu denken.

Keine Zeit zu reagieren

Das Wasser kam so schnell, dass Änne Pohl gar nicht reagieren konnte. „Ich war nur 20 Minuten in Heimbach einkaufen, und als ich wiederkam, stand alles unter Wasser“, berichtet die Nörvenicherin. Da, wo sonst Blumentöpfe und ein Strandkorb auf dem Holzdeck mit Blick auf die Rur zum Entspannen einladen, kann man sich gerade nur noch vorsichtig und mit Gummistiefeln an den Füßen fortbewegen.

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Wie hoch genau ihr Schaden durch das Hochwasser sei, könne sie momentan noch nicht abschätzen, erläutert sie: „Die Terrasse und der Garten stehen noch komplett unter Wasser. Den Wohnwagen kann ich nur durch den Nebeneingang betreten.“

Auf dem Campingplatz „Felsenblick“ in Hausen waren Besitzer von Wohnwagen und Aufbauten in unmittelbarer Nähe des Ufers besonders betroffen.

Auf dem Campingplatz „Felsenblick“ in Hausen waren Besitzer von Wohnwagen und Aufbauten in unmittelbarer Nähe des Ufers besonders betroffen.

Zum Glück, so Pohl, halte man unter den Besitzern der Wagen auf dem „Felsenblick“ zusammen. Viele Gegenstände hätten Bekannte vom Campingplatz in ihrer Abwesenheit bereits in Sicherheit gebracht. Die Camperin: „Die wären sonst weg gewesen. Gut, dass hier jeder auf jeden aufpasst.“

Wie ihr ging es am vergangenen Sonntag etlichen Dauercampern auf dem Platz. Eine Situation, mit der sich die Betroffenen jedoch noch einige Tage arrangieren müssen, wie Marcus Seiler, Pressesprecher des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) erläutert.

Talsperren erhöhen Durchfluss

Nach den ergiebigen Regenfällen der vergangenen Wochen seien die Talsperren in der Region zurzeit überdurchschnittlich gefüllt. Um einen unkontrollierten Ablauf zu verhindern, hatte der WVER daher bereits in der vergangenen Woche angekündigt, die normale Durchflussmenge durch die Turbinen von eigentlich 25 auf 40 Kubikmeter pro Sekunde zu erhöhen. Auf diese Weise sollten die Hochwasserschutzräume in den Talsperren freigehalten werden.

Da sich jedoch am Samstag herausstellte, dass auch die größere Abgabemenge nicht ausreichen würde, habe man sie am Sonntag auf den maximal erlaubten Wert von 60 Kubikmetern pro Sekunde gesteigert, so der Pressesprecher: „Den Anstieg von 40 auf 60 Kubikmeter haben manche vielleicht als Welle wahrgenommen.“

Trotz des überschwemmten Campingplatzes hätte es durchaus schlimmer kommen können, wie Seiler berichtet: „Wir hatten am Samstagmorgen eine Spitze von 152 Kubikmetern pro Sekunde an Zulauf in die Talsperre, davon haben wir schon 90 Kubikmeter abgefedert, damit die nicht unkontrolliert durch das Rurtal rauschen.“

Auch in Vergangenheit Überflutungen

Dass die Rur über die Ufer treten könne und die am Flusslauf gelegenen Campingplätze in Mitleidenschaft gezogen würden, damit müsse man jedoch leider rechnen, erklärte Seiler weiter: „Das ist ein behördlich ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet. Der Fluss hat das Recht, dort einzustauen.“

Ähnlich sieht das auch Campingplatz-Besitzerin Claudia Adam. Seit mehr als 50 Jahren sei das Gelände nahe der Rurtalsperre in Familienhand, sagt sie: „Das war schon immer so, dass mal Teile unter Wasser stehen. Wir hatten aber schon schlimmere Überflutungen.“

Wenig Regen

Der aktuelle Wasserstand in den Talsperren sei als Reserve für einen trockenen Sommer positiv zu sehen, sagt WVER-Sprecher Marcus Seiler. Bis Ende der Woche werde man die erhöhte Abgabemenge noch beibehalten. Danach würden die Zuflüsse voraussichtlich sinken.

Wenig Regen, dafür viel Sonne und frühlingshafte Temperaturen bestätigt Wetter-Experte Karl-Josef Linden: „Die Leute können sich freuen. Heute ziehen die letzten Schauer durch, danach ist bis Anfang April nicht mit Regen zu rechnen.“ (hab)

Im Sommer 1980 etwa, als die Rurtalsperre übergelaufen war, sei es zu massiven Schäden gekommen, erinnert sie sich. Die aktuelle Situation sei zwar ärgerlich, aber etwas, womit die Camper an diesem Ort rechnen müssten.

Die Besitzerin: „Wir raten immer, die Wagen auf 15 bis 20 Zentimeter hohen Steinen aufzubauen, damit das Innere trocken bleibt.“ Näher als fünf Meter dürfen zudem keine Aufbauten zum Flussufer hin errichtet werden.

Als zusätzliche Hilfe werde sie ab einer Ablassmenge von 40 Kubikmetern vom WVER rechtzeitig telefonisch informiert, um gefährdete Gegenstände sichern zu können. Adam: „Das Wichtigste ist, das Vorzelte und Wagen trocken bleiben. Uns ist das lieber so, als wenn alles unberechenbar überschwemmt wird.“

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