Äußerungen zu ZuständenWeilerswister Tafel muss Niederlage vor Gericht einstecken

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Die Weilerswister Tafel hat ihr Lager und ihre Ausgabestelle neben der evangelischen Kirche. Hier werden Hilfsbedürftige zweimal in der Woche mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. Doch es gab Kritik an der Arbeit.

Die Weilerswister Tafel hat ihr Lager und ihre Ausgabestelle neben der evangelischen Kirche. Hier werden Hilfsbedürftige zweimal in der Woche mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. Doch es gab Kritik an der Arbeit.

Weilerswist – Auf Unterlassung von Äußerungen zu aus seiner Sicht unhaltbaren Zuständen in der Weilerswister Tafel hat der Verein „Weilerswister Tafel“ den Vernicher Udo Hoffmann verklagt – und vor Gericht laut Hoffmann „eine krachende Niederlage“ erlitten. Denn die Amtsrichterin in Euskirchen wollte im ersten Gütetermin die Klage gar nicht erst zulassen.

Es bestünden, so die Amtsrichterin, „erhebliche Zweifel an der Zulässigkeit und der Begründetheit der Klage“. Die Äußerungen des Beklagten Udo Hoffmann, der bei der Tafel Hospitant war, seien nicht etwa eine Schmähkritik, um die Tafel herabzuwürdigen, sondern enthielten zumindest einen Bezug auf die Sache, also auf die Arbeit des Vereins.

Aus Fehlern gelernt

Landesvorsitzender schaltete sich ein

Hilfe für die „Revoluzzer“ kam vom Landesvorsitzenden der Tafeln, dem Mechernicher Wolfgang Weilerswist. Er sagte dieser Zeitung, er habe bereits vor Monaten die Weilerswister aufgefordert, Missstände zu beseitigen und die Kritiker als Mitglieder zuzulassen. In den Tafeln gelte das Vereinsrecht, dazu die Satzung der Tafeln auf Bundesebene. „Solch ein Gebaren wie in Weilerswist damals“, so der Mechernicher, „schadet dem Image der Tafeln in Nordrhein-Westfalen und bundesweit.“ Sein Gesprächspartner damals habe erzürnt aufgelegt. Dass es zwischenzeitlich eine Verhandlung vor dem Amtsgericht gegeben habe, sei ihm nicht bekannt. Als Landesvorsitzender der Tafeln sei er gegenüber der eigenständigen Weilerswister Tafel ja nicht weisungsbefugt, so Weilerswist. (bz)

Die Weilerswister Tafel zog daraufhin die Klage gegen Udo Hoffmann zurück und übernahm im Rahmen eines Vergleichs auch die Prozess- und die Anwaltskosten der Gegenpartei. Das habe die Tafel mehr als 3000 Euro gekostet, sagt Udo Hoffmann – Geld, mit dem man viel Gutes hätte tun können.

Dem widerspricht Achmed Keller, der neue Geschäftsführer der Weilerswister Tafel, entschieden. Die Kosten hätten sich lediglich auf knapp 1000 Euro belaufen. Die Tafel sei ein Verein, der sich neu aufgestellt habe und aus Fehlern der Vergangenheit gelernt habe, sagte Keller dieser Zeitung in einer ersten Stellungnahme. Man habe kritisierte Missstände beseitigt und beschäftige sich nun nicht mehr mit der Vergangenheit, sondern blicke in die Zukunft, so Keller. Mehr mochte Keller im Gespräch mit der Redaktion nicht sagen. Auf eine ausführliche Stellungnahme müsse sich der Vorstand erst vorbereiten.

Verbindliche Regeln sollen eingehalten werden

Heinz Lawrenz aus Lommersum, der ebenfalls eine Klageandrohung erhalten hatte, ist mit dem Ausgang des Verfahrens, das als Vergleich zugunsten Hoffmanns endete, zufrieden. Allerdings wisse er momentan nicht, ob er überhaupt noch Mitglied der Weilerswister Tafel sei. Er habe pünktlich seinen Jahresbeitrag bezahlt, diesen bisher nicht zurückbekommen und auch keine Nachricht darüber, ob der Verein Weilerswister Tafel ihn nun ausschließen wolle oder nicht.

Studieren die Unterlagen des Gütetermins, der mit einem Vergleich zugunsten der Beklagten endete: Heinz Lawrenz und Udo Hoffmann.

Studieren die Unterlagen des Gütetermins, der mit einem Vergleich zugunsten der Beklagten endete: Heinz Lawrenz und Udo Hoffmann.

„Wir wollten einfach nur, dass es verbindliche Regeln in der Tafel gibt, die von allen eingehalten werden“, sagte Lawrenz als Sprecher der Gruppe von zuerst neun, dann noch sieben Mitglieder, die wegen ihres Ärgers über die Tafel die Interessengemeinschaft Pro Tafel Weilerswist gegründet haben.

Hygienestandards nicht eingehalten

Die IG hatte in einer geschlossenen Gruppe eines Sozialen Netzwerks kritisiert, dass gesetzlich vorgeschriebene Hygienestandards nicht eingehalten, dass überschüssige Lebensmittel nicht verteilt, sondern gehortet und Lebensmittel so lange oder unsachgemäß gelagert worden seien, bis sie nicht mehr verwertbar gewesen seien.

Der Weilerswister Verein hatte die Vorwürfe entschieden bestritten. Was die IG Pro Tafel behauptet habe, entbehre jeglicher Wahrheit. Das könne man so nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb müsse man auf Unterlassung der Behauptungen klagen.

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