GemeinderatWeilerswist entscheidet über Verbleib in Nordeifel Tourismus GmbH

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Auf dem Kulturhof Velbrück in Metternich findet zweimal jährlich das traditionelle Hoffest statt. Nach Angaben des Vereins kommen dorthin nicht nur Besucher aus dem Kreis, sondern auch aus Köln und Bonn.

Auf dem Kulturhof Velbrück in Metternich findet zweimal jährlich das traditionelle Hoffest statt. Nach Angaben des Vereins kommen dorthin nicht nur Besucher aus dem Kreis, sondern auch aus Köln und Bonn.

Weilerswist – Seit 2009 ist die Gemeinde Weilerswist Teil der Nordeifel Tourismus GmbH. Am Donnerstagabend will der Rat darüber abstimmen, ob dies auch so bleibt. Die CDU sprach sich im Februar dieses Jahres nämlich für den Austritt aus, die Verwaltung empfiehlt, in der NET zu bleiben. Einige ortsansässigen Vereine, die in der Vergangenheit von dem Marketing des Nordeifel Tourismus profitiert haben, zeigen sich empört.

Im Antrag der CDU-Fraktion heißt es: „Trotz jahrelanger Mitgliedschaft existieren keine Maßnahmen oder Projekte, die zu einer Verbesserung für unsere Gemeinde im touristischen Bereich von Vorteil gewesen wären. Die durch den Austritt eingesparten Gelder könnten für Vorhaben innerhalb unserer Gemeinde verwendet werden.“

Eifel-Toursismus: Strategischer Fauxpas

Die Vorsitzende des Vereins Kulturhof Velbrück in Metternich, Marietta Thien, sieht das ganz anders. Aufgrund des kulturellen Erbes in der Gemeinde sei „eine kulturelle und auch touristische Marketing-Infrastruktur vonnöten, die die Arbeit beispielsweise des Eifel- und Heimatvereins oder des Swister Turms unterstützt“, heißt es in ihrer Stellungnahme. Und weiter: „Es wäre im Übrigen ein grober strategischer Fauxpas, die Chancen, die hier liegen, aufgrund falsch verstandener Sparsamkeit – gerade angesichts mangelnder Alternativen – nicht zu nutzen.“ So sieht der Verein, der sich die Förderung von Kunst und Kultur auf die Fahne geschrieben hat, erheblichen Nachholbedarf in der kommunalen Kulturpolitik.

Der Verein Swister Turm bestätigt auf Anfrage, dass er in den vergangenen Jahren vom Marketing des Nordeifel-Tourismus „sehr profitiert“ hat. Über 200 Besucher kämen jede Woche, um sich den Swister Turm, das Wahrzeichen der Gemeinde, anzuschauen. „Insofern fänden wir die Tatsache, dass die Gemeinde sich von der Nordeifel Touristik lossagen würde, sehr bedauerlich, weil wir von dieser Seite nicht nur Impulse bekommen, sondern auch ideell und materiell unterstützt werden“, heißt es in der Stellungnahme des Vereinsvorsitzenden Gerd Burghof weiter.

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Der Eifel- und Heimatverein Vernich fasst zusammen, welche Vorteile für ihn wegbrechen würden, sollte der Rat für den Ausstieg stimmen: „Die Folge davon wäre, dass sich die Verwaltung um den Tourismus kümmern müsste, ansonsten wäre das Gemeindegebiet touristisch ein weißer Fleck auf der Karte. Das heißt: keine Vermarktung von Rad- und Wanderwegen, keine Berücksichtigung als Etappenort der Wasserburgen-Route und des Erftradwegs, keine Berücksichtigung bei ,Zu Gast in der eigenen Heimat’ und ,Nordeifel Mordeifel’, keinerlei Vermarktung von Veranstaltungen, keine Beratung durch touristische Akteure, kein Zugang zu ,Tourismuswerkstatt Eifel’“, schreibt der Vorsitzende Wilfried Seesing.

Keine Ressourcen für eigenständige Tourismus-Vermarktung

Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) erklärte, in der Verwaltung keine Personalressourcen zu haben, um den Tourismus der Gemeinde selbst zu vermarkten. Sie fände den Austritt aus dem Nordeifel Tourismus „fatal“. Vor allem für Neubürger sieht Horst Vorteile in der Vermarktung, da sie die Gemeinde durch die Angebote weiter kennenlernen und sich verwurzeln würden.

Aktuell koste die Mitgliedschaft die Gemeinde 25 000 Euro jährlich. Etwa zehn Prozent der Kosten müsste die Gemeinde auch als Kreisumlage tragen, wenn sie kein Mitglied mehr wäre. Dann hätte sie allerdings kein Mitspracherecht. Es bleibt spannend, ob die Fraktionen die Ansicht der Bürgermeisterin teilen werden. Auf Anfrage erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Nußbaum, die Fraktion werde sich vor der Ratssitzung noch einmal beraten und kurzfristig entscheiden, ob sie noch hinter ihrem Antrag stehe. Nußbaum sagte, er sehe in Weilerswist keinen direkten Zusammenhang mit dem Tourismus. Sollte die Gemeinde die Mitgliedschaft bis Ende dieses Jahres kündigen, wäre ab 2021 Schluss.

NET-Geschäftsführung hofft, dass Weilerswist im Boot bleibt

Steigt das Gründungsmitglied Weilerswist aus dem Nordeifel Tourismus (NET) aus? Auch im Kreishaus und in der NET-Geschäftsführung wartet man mit Spannung auf die Entscheidung des Gemeinderates. „Wir würden es natürlich begrüßen, wenn Weilerswist im Boot bliebe“, sagt NET-Geschäftsführerin Iris Poth.

Darum hatte sie in politischen Gremien und bei einer Infoveranstaltung deutlich gemacht, wie die Gemeinde von der NET profitiere. Zwar gehöre Weilerswist nicht zu den Kommunen im Kreis, die touristisch ganz vorne mitspielten, was die Übernachtungszahlen anginge. Doch werde der Nutzen durch die NET-Mitgliedschaft in Weilerswist zuweilen auch unterschätzt, argumentiert Poth.

So würden zum Beispiel die Aktivitäten am Swister Turm, auf dem Flugplatz in Müggenhausen, in der Kulturstätte Velbrück in Metternich und auf dem Erftradweg über die NET intensiv beworben, ebenso eine Reihe von Ferienwohnungen auf dem Gemeindegebiet. „Wir bieten allen Vereinen an, auf unserer Homepage für ihre Veranstaltungen zu werben“, so Poth. Davon könne noch mehr Gebrauch gemacht werden.

Mit einem Austritt der Gemeinde Weilerswist würde auch der kommunale Konsens aufgebrochen, erklärte die Geschäftsführerin. Denn zurzeit gehören alle Städte und Gemeinden des Kreises der NET an. Das Finanzierungsmodell würde sich ebenfalls verändern. Jede Kommune zahlt – je nach Ausrichtung des Wirtschaftsplanes – bis zu 25 000 Euro im Jahr, der Kreis bis zu 310 000 Euro.

Stiege Weilerswist tatsächlich aus, müssten die anderen Mitglieder-Kommunen entsprechend mehr zahlen, selbst wenn der Kreis den Weilerswister Beitrag übernehmen sollte. Denn er müsste sich das Geld über die Kreisumlage wieder von allen Kommunen zurückholen. (sch)

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