Wiederaufbau Aktivpark Kall„Das ist der Lockdown nach Corona“

Lesezeit 4 Minuten
Die Gerätschaften und Möbel, die die Flut übrig gelassen hat, werden erst einmal im Kinderland Aktivi zwischengelagert.

Die Gerätschaften und Möbel, die die Flut übrig gelassen hat, werden erst einmal im Kinderland Aktivi zwischengelagert.

Kall – „Wir wollten zuerst die Anlage gar nicht mehr betreten“, berichten Jochen und Silvia Förster vom Aktivpark Kall. Zu groß war das Entsetzen nach der Flut, die die mehr als 5000 Quadratmeter große Anlage verwüstet hat. „Erst die riesige Unterstützung von Helfern und vor allem von unseren Söhnen Henning und Steffen und ihren Ehefrauen Kathi und Sabrina haben uns Mut gemacht und umgestimmt“, so Silvia Förster. „Der Wiederaufbau ist eine riesige Herausforderung. Es wird wohl rund ein Jahr dauern, bis alle Bereiche wieder geöffnet sind“, schätzt Jochen Förster. Weil nicht alle Schäden versichert sind, muss er einen Teil der Investitionen selber tragen.

„Als der Starkregen angekündigt wurde, habe ich mir auf einem Zettel notiert, das wir am nächsten Tag die Dächer und Abflüsse kontrollieren müssen“, erinnert sich Jochen Förster. An dem Mittwoch habe er die Wetter-App und den Stand der Urft stets im Blick gehabt. „Wir haben noch versucht, uns in Richtung Urft mit Sandsäcken zu sichern.“ Um etwa 20.30 Uhr sei das Wasser dann über die Auelstraße und die Sportplätze gelaufen, die Menge habe kontinuierlich zugenommen. „Gegen 22 Uhr haben dann die bodentiefen Fensterscheiben nachgegeben und ein Bereich nach dem anderen ist voll gelaufen“, erinnert sich Förster.

Ins Obergeschoss gerettet: „Von dort aus konnten wir die Katastrophe kommen sehen.“

Schon vorher habe man sich mit rund 20 Gästen ins das Büro im Obergeschoss gerettet: „Von dort aus konnten wir die Katastrophe kommen sehen.“ In der Nacht, so Förster, sei er dann noch einmal hinunter in die Anlage gegangen, um die Außentüren der Tennis- und der Badmintonhallen zu öffnen, damit das Wasser abließen konnte. „So eine Ohnmacht und Hilflosigkeit habe ich noch nie erlebt. Das müssen die Menschen noch verarbeiten“, so Förster.

Am nächsten Tag seien alle beim Anblick der Schäden sehr deprimiert gewesen. „Wir hatten erst vor kurzen den Gastronomiebereich und alle Umkleiden umfassend renoviert“, sagt Förster. Beim Rundgang durch die Anlage sei schnell klar gewesen, dass viele Dinge nicht zu retten seien. „Seitdem stehen alle Bereiche still. Das ist der nächste Lockdown nach Corona.“ Gerade erst sei der Betrieb wieder gut angelaufen.

Weitangereiste Unterstützung

Rund 250 Helfer seien seitdem bei den Aufräum- und den noch laufenden Abrissarbeiten im Einsatz gewesen. Manche seien schon seit Wochen dabei. „Die Familie, ehemalige und aktuelle Mitarbeiter, Mitglieder und extrem viele Fremde haben uns geholfen. Sonst wären wir nicht so weit, wie wir jetzt sind“, sagt Jochen Förster. Einer der Unterstützer sei sogar aus Holstein angereist. Container für den Schutt habe man selbst bei mehreren Firmen geordert.

Derzeit werden noch Zwischenwände und Böden entfernt. „Bevor wir dann mit dem Wiederaufbau beginnen, müssen die Räume noch getrocknet werden“, erklärt Henning Förster. Dabei steht, wie sein Vater betont, derzeit vom Aktivi über Badminton bis hin zu Tennis und Sauna alles zur Disposition. „Bisher war die Anlage immer wieder erweitert worden. Jetzt besteht die Möglichkeit, Bereiche zu vergrößern und neu zu gestalten“, erklärt Jochen Förster. Man entwickle nun ein Gesamtkonzept und lege eine Zeitachse fest. Es werde aber sicherlich nicht leicht, Handwerker für die Arbeiten zu bekommen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Schnellstmöglich sollen wieder die ersten Angebote geschaffen werden. „In einem ersten Schritt werden wir auf den Tennisplätzen Trainingsmöglichkeiten für die Mitglieder anbieten. Für das Kursprogramm wird vor der Terrasse am Aktivi ein Zelt aufgebaut“, berichtet Jochen Förster. Ziel sei es, am 23. August wieder an den Start zu gehen. „Außerdem haben wir einen zweiten Outdoorbereich geschaffen, in dem man, wie bei dem anderen auch, unter einem Zeltdach trainieren kann“, sagt Sohn Henning. Für die beiden Kursräume im Obergeschoss, die nicht von der Flut betroffen waren, soll zügig eine Zugangsmöglichkeit geschaffen werden.

„Weitere Bereiche wie die Gastronomie sollen Anfang 2022 wieder eröffnet werden.“ Vater Jochen ergänzt: „Aus wirtschaftlicher Sicht ist es notwendig, das die komplette Anlage so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen wird.“

KStA abonnieren