Zu wenig BesucherWas der neue Träger mit der Heimbacher Kirche vorhat

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Die Pläne für die Heimbacher Kirche stellten Christoph Ude (v.l.), Gabriele Bolender und Malte Duisberg vor.

Die Pläne für die Heimbacher Kirche stellten Christoph Ude (v.l.), Gabriele Bolender und Malte Duisberg vor.

  • Die Heimbacher Kirche muss wegen zu geringer Besucherzahlen entwidmet und aufgegeben werden.
  • Ein neuer Träger ist mit dem „EvA“ bereits gefunden.
  • Die Pläne werden konkret, dennoch kommt auf die Nutzer auch eine neue Verantwortung zu.

Heimbach – Die sinkenden Zahlen der Kirchenmitglieder und die dadurch geringeren Einnahmen stellen sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche vor große Herausforderungen. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob die kostspielige Unterhaltung der Gotteshäuser und kirchlichen Immobilien für immer weniger Gläubige dauerhaft möglich ist. Zur Zukunft der Kirchen im Schleidener Tal hat das Presbyterium der Trinitatis-Kirchengemeinde 2018 einen Beschluss gefasst, der vor allem die Kirchen in Harperscheid, Gemünd und Heimbach betrifft.

Harperscheid

Aufgegeben wird die evangelische Kirche in Harperscheid, in der aktuell im Zwei-Wochen-Rhythmus samstags ab 18.30 Uhr Gottesdienste stattfinden. Im Gegensatz zu Heimbach besteht nicht die Absicht, sie als Gemeinschaftsraum weiterhin zu nutzen. Sie soll verkauft werden. Angebote gibt es bisher nicht für das zwischen 1859 und 1861 in klassizistischem Stil errichtete Gotteshaus. Laut Pfarrer Christoph Ude soll eine Maklerin mit der Veräußerung des denkmalgeschützten Gebäudes beauftragt werden.

Die Genehmigung zur Entwidmung liegt für die Harperscheider Kirche ebenso wie für die in Heimbach vor. Diese wurde vom Kreissynodalvorstand verabschiedet. Die Entwidmung werde als offizieller Akt im Rahmen eines Gottesdienstes stattfinden, so Ude. Dann werden die Gottesdienst-Utensilien feierlich aus der Kirche entfernt und zur eventuellen Weiterverwendung in ein anderes Gotteshaus gebracht.

„Das steht in keinem Verhältnis mehr“, sagt Pfarrer Christoph Ude mit Blick auf die Zahlen in Heimbach. Einmal im Monat wird in dem prägnanten Hexagon der evangelischen Kirche ein Gottesdienst gehalten. „Seitdem wir die Gottesdienstzeiten von 14-tägig am Samstagnachmittag auf einmal im Monat am Sonntagmorgen umgestellt haben, hat sich hier eine recht stabile Gemeinde entwickelt“, erklärt er. Etwa 15 bis 25 Menschen würden sich regelmäßig zu den Gottesdiensten einfinden.

Da dies nicht ausreichend ist, wurde entschieden, die Kirche aufzugeben. Eine schwierige Situation, denn die Kirche ist nicht nur eine besondere Immobilie, sondern sie hat sich auch zu einem beliebten Treffpunkt für Gruppen entwickelt.

Neuer Träger für Heimbacher Kirche gefunden

Nun geht man in Heimbach neue Wege. Mit der Stiftung „EvA“, die das Evangelische Altenheim in Gemünd betreibt, ist ein neuer Träger gefunden. Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung, erklärt, dass die Kluft zwischen karitativem Bereich, der durch die Diakonie abgedeckt wird, und Kirche, die die religiösen Belange abdeckt, kleiner geworden sei: „Seit 2010, als wir das Netzwerk an Urft und Olef mit ins Leben gerufen haben, sind wir aus der reinen Altenpflege mit in die gesellschaftliche Arbeit gegangen.“ Früher wäre das nicht möglich gewesen.

Gemünd

Als Kulturkirche wird die evangelische Kirche in Gemünd mit Leben gefüllt. Sonntagsgottesdienste finden dort und in Schleiden im Wechsel statt. Gemünd ist so etwas wie die evangelische Urkirche im Schleidener Tal. 1753 wurde sie am östlichen Ufer der Urft gebaut, weil die Jülicher Grafen im Gegensatz zu den Schleidener Herrschern den evangelischen Christen die Feier von Gottesdiensten gestatteten. Über viele Jahre hinweg mussten sie von Hellenthal und Schleiden nach Gemünd zum Gottesdienst kommen.

Gut besucht sind regelmäßig die Konzerte, Lesungen und Ausstellungen, die mittlerweile im zweiten Jahr in der rund 250 Personen fassenden Kirche stattfinden. Von Samstag, 24. August, bis zum 1. September ist je weils von 14 bis 17 Uhr eine Ausstellung über Dietrich Bonhoeffer und seine Lebensgeschichte zu sehen. Am Sonntag, 25. August, 10.30 Uhr, wird sie im Gottesdienst eröffnet.

Ein Verkauf habe in Heimbach nicht zur Debatte gestanden. „Es bestand die Gefahr, dass ein evangelisches Zentrum in der Region verloren geht“, sagt Ude. „Wir bekommen die Gebäude geschenkt und haben uns gut überlegt, ob wir das Geschenk annehmen“, ergänzt Duisberg. Hier solle Gemeinwesenarbeit für alle möglich sein. Einen prägnanten Namen gibt es bereits für das Projekt: „EvA am Schönblick“.

Campingseelsorge ein ehemaliger Schwerpunkt

1985 ist die Kirche gebaut worden. „Die Ähnlichkeit mit einer Jurte war beabsichtigt, denn damals war in Heimbach die Campingseelsorge ein Schwerpunkt“, so Ude. Gottesdienste soll es weiterhin im Gebäude geben, auch wenn die Kirche entweiht wird. „Das ist notwendig, da geweihte Räume in Kirchenhand sein müssen“, erläutert Ude. Doch ein Problem sei das nicht, schließlich sei ein Gottesdienst in der Evangelischen Kirche nicht von einem geweihten Raum abhängig. „Das ist eine Formalie. Den lieben Gott kann man nicht abbestellen“, sagt Gabriele Bolender.

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Sie ist als Koordinatorin für Gemeinwesenarbeit dafür zuständig, dass die Räume weiterhin mit Leben gefüllt werden. Schon jetzt dienen sie als Treffpunkt für mehrere Gruppen der „Jungen Alten“, als Probenraum fürs Zupfinstrumente-Orchester oder für die Blutspendetermine des DRK Heimbach.

„Wir wollen keinen Gewinn, aber die Kosten müssen gedeckt werden“, betont Duisberg. Deshalb müssten mit den Gruppen Nutzungsentgelte entwickelt werden. „Wir werden in Ruhe mit allen reden“, sagt er. Die Außenanlagen, bisher sehr aufwendig gepflegt, sollen in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Düren und dem Nationalpark naturnah entwickelt werden, so Bolender. Im Gespräch seien Projekte mit der Grundschule, die Hochbeete anlegen und pflegen könnten. „Wir öffnen uns allen, die hier im Ort sind“, betont Duisberg.

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