Schulcampus ZülpichAnwohner sehen Pläne an Blayer Straße kritisch

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Auf der Freifläche hinter der Zülpicher Realschule plant die Stadt mehrere Mehrfamilienhäuser und eine neue Straße.

  • Die Bürgerversammlung zum geplanten Schulcampus war gut besucht.
  • Wir beantworten die wichtigsten Fragen: Was genau ist geplant? Wie sehen die Anwohner, der Bürgermeister oder die Experten von Feuerwehr und Stadt das Projekt?

Zülpich – Die Bürgerversammlung im Forum Zülpich stieß auf großes Interesse. Etwa 300 Besucher waren der Einladung der Stadt gefolgt, die über die geplante Straßenführung und die angedachten Mehrfamilienhäuser im Bereich der Blayer Straße informierte.

Das sind die Pläne:

Ein neues Schulgebäude, eine neue Sporthalle, ein neues Jugendzentrum – der Zülpicher Schulcampus wird in den kommenden Monaten und Jahren größer und gleichzeitig durch das geplante Pausenareal zwischen Hauptschule, Franken-Gymnasium und Karl-von-Lutzenberger-Realschule weiter zusammenwachsen. „Am Ende werden wir uns insgesamt wohl im zweistelligen Millionen-Bereich bewegen“, sagt Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU).

Geplant ist zudem, hinter der Realschule in Richtung Königsberger Straße mehrere Mehrfamilienhäuser mit einer maximalen Höhe von neun Metern zu errichten. Die Blayer Straße, die noch zwischen den Schulgebäuden verläuft, soll ab dem Forum zurückgebaut werden.

1,75 Millionen Euro für 650 Meter Straße

Die Planungen für den Ausbau des Wirtschaftswegs zwischen Nemmenich (L 162) und der Römerallee schreiten laut Ottmar Voigt weiter voran. Wie Zülpichs Beigeordneter während der Bürgerversammlung mitteilte, sind für die 650 Meter lange Straße insgesamt 1,75 Millionen Euro veranschlagt.

„Der Eigenanteil der Stadt beträgt nach den aktuellen Planungen 740.000 Euro“, sagte Voigt: „Wir versprechen uns durch die neue Straße einen positiven Effekt auf den Verkehr in Zülpich.“

In diesem Jahr soll die Straße – und ein eventueller Kreisverkehr im Bereich der L 162 – abschließend geplant werden, so Voigt. Im kommenden Jahr sollen dem Beigeordneten zufolge dann die Bau- und Erschließungsarbeiten starten. (tom)

Dafür soll eine neue Erschließungsstraße geschaffen werden. Sie soll auf Wunsch der Verwaltung zwischen Sportplatz und Turnhalle sowie hinter der Realschule verlaufen und auf den Keltenweg münden. Dadurch würden 26 Stellplätze an den Sporthallen wegfallen. Neue Parkplätze sollen im Bereich der geplanten Wohnhäuser entstehen.

Die Straße sei einerseits als Erschließungsstraße für die neuen Wohneinheiten gedacht, andererseits soll sie den Mitgliedern der Feuerwehr dienen, um im Falle einer Alarmierung möglichst schnell zum Feuerwehrgerätehaus am Kettenweg zu kommen.

Das sagen die Anwohner:

„Der Verkehr durch das Wohngebiet wird durch die neue Straße zunehmen“, befürchtete ein Anwohner. Gleich mehrere Anwohner der Königsberger Straße beschwerten sich über die Höhe der geplanten Mehrfamilienhäuser.

„Dann schaue ich ja bald auf eine Betonwand, wenn ich in den Garten gehe“, sagte ein Zülpicher. Die geplante Straße sei zudem eine Gefahr für die Kinder und Sportler, die aus der Turnhalle auf den Sportplatz wollen – und für die Kinder, die die neue Straße als Schulweg nutzen.

Ein Anwohner befürchtete, dass sich die Feuerwehrleute auf dem Weg zur Wache nicht an die Höchstgeschwindigkeit halten könnten, die geplante Geschwindigkeitsreduzierung durch Aufpflasterungen kontraproduktiv bei der zügigen Anfahrt sein könnte.

Das sagt der Bürgermeister:

„Wir befinden uns immer noch am Beginn der Planungen, sind aber bereits einen Kompromiss eingegangen, indem wir im Bereich des Sportplatzes eine Einbahnstraße in Richtung Blayer Straße/Kettenweg einrichten“, so Hürtgen. Die Höhe der geplanten Mehrfamilienhäuser füge sich in die bestehende Bebauung nahtlos ein – der Giebel des aktuell höchsten Wohnhauses sei ebenfalls 8,70 Meter.

„Ursprünglich wurde die Fläche für einen Erweiterungsbau der Schule vorgehalten. Der wäre wohl deutlich höher gewesen“, sagte der Verwaltungschef. Die angedachte Lösung und Gestaltung der Wohnhäuser sei ebenfalls ein guter Kompromiss.

Eine Gefahr für die Kinder auf dem Weg zum Sport oder zur Schule sieht Hürtgen nicht. „Geplant sind ein separater Gehweg, eine stark reduzierte Geschwindigkeit für die Verkehrsteilnehmer und eine erhöhte Querungsstelle, die für die Autofahrer deutlich besser einzusehen ist als ein Fußgängerüberweg auf einer Ebene mit der Straße“, so Hürtgen, der die Bürger aufforderte, weitere Ideen einzubringen, damit eine möglichst einvernehmliche Lösungen gefunden werden könne.

Das sagt der Feuerwehrchef:

„Die Löschgruppe Zülpich hatte im vergangenen Jahr 180 Einsätze – vornehmlich tagsüber“, berichtete Jörg Körtgen, Leiter der Zülpicher Feuerwehr. Um die Hilfsfrist von acht Minuten – in diesem Zeitfenster muss die Feuerwehr nach der Alarmierung am Einsatzort sein – einhalten zu können, sei die Straße für die Feuerwehrleute notwendig. „Zur Rushhour haben wir auf den Hauptverkehrsstraßen Probleme, weil die Kameraden auf der Anfahrt von ihren Sonderrechten keinen Gebrauch machen“, so Körtgen. 

Dem Wehrleiter zufolge würden 18 Feuerwehrleute die geplante Straße zur Anfahrt zur Feuerwache nutzen. Den Bedenken der Anwohner, dass die Feuerwehrleute sich nicht an die Geschwindigkeit halten, widersprach der Wehrleiter: „Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer hat für die Kameraden oberste Priorität.“ Eine Verlegung der Feuerwache sei aktuell kein Thema – allein finanziell sei das nicht möglich.

Das sagt der Experte:

Josef Latz vom Straßenverkehrsamt des Kreises findet den vorgestellten Kompromiss „tragbar.“ Auch, weil die neue Straße nicht auf kompletter Länge in beide Richtungen befahrbar sein soll. Begegnungsverkehr ist demnach nur auf Höhe der geplanten Mehrfamilienhäuser angedacht. „Und weil für die Fußgänger ein separater Bereich ausgewiesen wird“, sagte Latz. Kompromisslösungen seien in solchen Fälle immer die einzige Möglichkeit.  

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