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Zülpicher KirchePhotovoltaikanlage soll auf Dach von Sankt Peter installiert werden

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem nur gering geneigten Dach der Zülpicher Kirche könnte schon bald eine Photovoltaikanlage montiert werden.

Auf dem nur gering geneigten Dach der Zülpicher Kirche könnte schon bald eine Photovoltaikanlage montiert werden.

Zülpich – Gottes Segen dürfte der Kirchengemeinde Sankt Peter gewiss sein. Schließlich geht es um die Umwelt. Kreisdechant Guido Zimmermann und der geschäftsführende Kirchenvorstand, Ernst Georg Fiege, wollen auf der Pfarrkirche im Herzen Zülpichs eine Photovoltaik-Anlage installieren. Sechs Modulfelder sind laut Zimmermann auf dem Dach des 1955 neu erbauten Gotteshauses vorgesehen. Dessen Dach sei aufgrund der geringen Winkels des Giebels ideal für eine dezente Photovoltaik-Anlage, so der Kreisdechant.

Treibende Kraft bei der „Schöpfungsfreundlichen Energieumstellung“ wie die Erzdiözese Köln das Projekt nennt, ist Ernst Georg Fiege. „Es ist toll, dass der Vorstoß aus dem Kirchenvorstand kommt“, lobt Zimmermann.

„Schöpfungsfreundliche Energieumstellung“ in Zülpich

Liefern soll die Anlage das Zülpicher Unternehmen Priogo. Und die geplante Solarzellen sollen möglichst unauffällig sein. „Wir planen mit Spezialmodulen, sogenannten All-Black-Modulen“, erklärt Thomas Keßeler, Experte bei Priogo. Diese All-Black-Module haben anstelle der silberfarbenen schwarze Ränder und außerdem matt-schwarze Oberflächen, die nicht spiegeln – so stechen sie deutlich weniger ins Auge als konventionelle Solarzellen an Einzelhäusern oder Gewerbehallen. Vom Aussichtsturm der benachbarten historischen Burg und einem weiter entfernten, etwas höher gelegenen Parkplatz aus gesehen dürfte die Photovoltaik-Anlage also das Erscheinungsbild der Kirche und ihrer Umgebung kaum stören. Vom Boden aus würde sie sogar so gut wie unsichtbar sein.

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Seit 2005 Photovoltaik auf „Sankt Mokka“

Zur Gewinnung umweltfreundlichen Stroms ist bereits seit 2005 auf dem Kirchendach der St.-Hubertus-Kirche in Schmidt eine Photovoltaikanlage installiert. Nach Angaben der Kirchengemeinde ist es die bisher größte auf einem Sakralbau in der Eifel. Im gleichen Jahr wurde zudem die in die Jahre gekommene Ölheizung der Pfarrkirche durch eine klimaschonend arbeitende Holzpelletheizung ersetzt. Das CO2 - neutrale Wärmeversorgungssystem ist laut Kirche das erste seiner Art in einem katholischen Gotteshaus in Nordrhein-Westfalen.

Die Kirche in Schmidt heißt im Volksmund übrigens „Sankt. Mokka“. In Zeiten großer Not nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Kirche völlig zerstört worden war, erleichterte ein Genussmittel der Schmidter Bevölkerung den Wiederaufbau ihres Dorfes: der Kaffee. Aus dem grenznahen Belgien schmuggelten die Bewohner des Monschauer Landes die begehrten braunen Bohnen und verkauften sie mit Gewinn weiter. Der Pfarrer kannte die Schmuggeleien, verurteilte sie aber nicht. Vielmehr appellierte er in seinen Predigten, man möge den Wiederaufbau des Kirchengebäudes im Auge behalten. Seine Appelle zeigten Wirkung. Schon bald kam im Klingelbeutel und bei Haussammlungen eine ansehnliche Geldsumme zusammen. Die halfen, um den Aufbau 1950 abzuschließen. (tom)

Etwa ein Jahr lang entwickelten die Energie-Experten mit den Zülpicher Katholiken einen Solar-Plan und sicherten sich in Fragen sowohl des Brandschutzes als auch der Statik ab. Und weil Sankt Peter denkmalgeschützt ist, planten sie explizit so, dass die Solarpaneele auf der Kirche optisch möglichst wenig in Erscheinung treten.

„Wir hatten das Thema bereits 2013 während der Sanierungsphase auf der Agenda. Damals ist es aber noch an der Denkmalbehörde gescheitert“, erinnert sich Zimmermann. Als der Kirchenvorstand erneut dem Vorschlag unterbreitet habe, habe man einen weiteren Vorstoß gewagt – und machte Nägel mit Köpfen. Zimmermann und Co. wandten sich ans ortsansässige Photovoltaik-Unternehmen Priogo, für das das St.-Peter-Projekt kein Neuland ist. Priogo hat für die Marmagener Pfarrgemeinde ein komplexes Energiekonzept mit Solarstromanlagen und Stromspeicher umgesetzt.

Module sollen CO2-Bilanz der Kirche drastisch reduzieren

Damit sich Vertreter der Denkmalbehörde und der des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ein genaueres Bild vom Projekt machen konnten, hatte Keßeler mit seinen Mitarbeitern kurzerhand ein paar Solarmodule auf dem Kirchendach verlegt – allerdings keine All-Black-Module, weil die Spezialanfertigungen seien.

Die geplanten Module sollen zwar fast unsichtbar sein, sind aber alles andere als uneffektiv: Nach den Berechnungen der Firma würden die sechs Modulfelder über die Hälfte des Stromverbrauchs der Kirche liefern und gleichzeitig 23,4 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. „Ich sehe ein enormes Potenzial bei kirchlichen Bauten“, so Keßeler: „Bei Solaranlagen steigt Wirtschaftlichkeit mit dem Eigenanteil am verbrauchten Strom. Das macht sie gerade für Kindergärten und Seniorenheime oder auch Pfarrheime attraktiv.“

Auch für die Kirche sehe er eine Rendite von etwa drei Prozent voraus – und damit eine Finanzierungsperspektive. Und Zimmermann berichtet im Gespräch mit dieser Zeitung, dass auch das Zülpicher Pfarrheim und der katholische Kindergarten „Im Wingert“ mit Photovoltaik ausgestattet werden sollen. „Das könnte auch für andere Kirchengemeinden interessant sein. Es muss ja nicht gleich das Kirchengebäude sein“, sagt Zimmermann schmunzelnd.

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Die Eigenmittel der Gemeinde seien durch frühere Baumaßnahmen so gut wie erschöpft. Mit dem Überschuss aus dem künftig selbst erzeugten und ins Netz eingespeisten Solarstrom ließe sich in gut 15 Jahren ein Darlehen des Erzbistums refinanzieren: Die Investitionskosten von rund 55 000 Euro würden sich also in überschaubarer Zeit amortisieren. „Das sind wir den nachfolgenden Generationen schuldig. Und deshalb müssen wir jetzt handeln und als Kirchengemeinde vorausmarschieren“, so der Kreisdechant.

Dazu fehlt jetzt nur noch das „Ja“ der Denkmalschützer. Aber Zimmermann ist optimistisch: „Ich glaube, wir haben gute Überzeugungsarbeit geleistet.“ Und dann muss nur noch die Sonne scheinen. Aber wenn jemand einen guten Draht zu Petrus haben sollte, dann der Kreisdechant.

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