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Heftige DiskussionenVRS-Beirat empfiehlt Erhöhung der Bus- und Bahnpreise

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Zu voll und zu teuer: Der Nahverkehr im VRS soll anders finanziert werden.

Zu voll und zu teuer: Der Nahverkehr im VRS soll anders finanziert werden.

Köln – Hinter verschlossenen Türen hat es im Tarifbeirat des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) in dieser Woche heftige Diskussionen um die Fahrpreiserhöhungen für die Jahre 2020 und 2021 gegeben. Die Klimaschutzdebatte im Nacken hätten die Vertreter von SPD und Grünen nach dem saftigen Preisaufschlag von 3,5 Prozent zu Beginn des Jahres 2019 am liebsten Preissenkungen oder zumindest eine Nullrunde beschlossen. Die Vertreter der Verkehrsunternehmen hingegen konterten diese Vorschläge mit dem Hinweis, dass die 3,5 Prozent schon zu gering waren, um die steigenden Kosten für Personal und Sachausgaben auszugleichen.

„Wir haben uns auf einen Kompromiss verständigt, der zumindest einen Einstieg in die Nullrunde bedeutet“, sagt Dierk Timm, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag des Rhein-Erft-Kreises und in der Verbandsversammlung des VRS. „Die Einzelfahrscheine dürfen nicht noch teurer werden. Drei Euro für eine Fahrt im Stadtgebiet Köln sind die absolute Schmerzgrenze.“

Am Ende der Debatte im Tarifbeirat steht die Empfehlung an die Verkehrsunternehmen, die Preise in den Jahren 2020 und 2021 jeweils um 2,5 Prozent zu erhöhen. Weil das für die Einzeltickets nicht gilt, müssen die VRS-Stammkunden die Last allein tragen und im Schnitt 2,8 Prozent mehr zahlen. „Wir halten das für gerechtfertigt, weil wir bei den Monatskarten mit unseren Angeboten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegen“, sagt Timm.

Alles zum Thema Jochen Ott

Pendler schultern 70 Prozent

Auf Dauer will der Tarifbeirat die Finanzierung des Nahverkehrs auf drei Säulen stellen, um die Fahrgäste zu entlasten. Der SPD schwebt ein Umlagemodell vor, so dass Städte und kreisangehörige Gemeinden je nach Größe einen Teil der Kosten übernehmen, die bisher von den Pendlern bezahlt werden. 675 Millionen Euro hat der VRS 2018 von ihnen kassiert, damit schultern sie mehr als 70 Prozent der Ausgaben. Der Rest wird subventioniert. Die Verluste der Kölner Verkehrs-Betriebe gleicht beispielsweise die Rhein-Energie aus.

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„Wenn die Stadt Köln wie geplant die Parkgebühren deutlich erhöht, um den Autoverkehr zurückzudrängen, müssen diese Einnahmen zu 100 Prozent in den öffentlichen Nahverkehr fließen“, fordert der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Jochen Ott. Das sieht Rolf Beu, Stadtratverordneter der Grünen in Bonn und Verkehrsexperte, ähnlich. „Wenn in Bonn wie geplant die Parkraum-Bewirtschaftung ausgebaut wird, müssen die Bürger durch ein besseres Nahverkehrsangebot profitieren.“

Aber warum damit zwei Jahre warten? „Wir müssen mit einem solchen Vorschlag wie der Umlagefinanzierung durch alle Stadträte, Gemeinderäte und Kreistage“, sagt Dierk Timm. „Das ist ein sehr langwieriges Verfahren.“

VRS warnt vor dem Nulltarif

Der VRS hält die Forderung nach Nullrunden bei den Preisen für falsch. Man könne nicht gleichzeitig den jahrelangen Investitionsstau bei der Infrastruktur und den Betriebsmitteln beheben, viel Geld in neue Antriebsformen wie Elektrobusse investieren und gleichzeitig Nullrunden bei den Tarifen fordern, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. Hinzu kämen „dramatisch steigende Kosten beim Personal“, weil es zu wenig Bus- und Bahnfahrer gebe.

„Vor allem die Forderung nach einem kostenlosen Nahverkehr hat die Preiswahrnehmung nachhaltig ruiniert“, sagt Vogel. Es sei „die größte Herausforderung für die Politik und die Verkehrsbranche“, den Widerspruch zwischen den immer weiter steigenden Ansprüchen an den ÖPNV und der Forderung nach kostenlosem Nahverkehr aufzulösen.

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