Heimat-CheckEngelskirchen erlebt einen „Boom ohne Ende“

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Engelskirchen hat viele malerische Ecken, trotz Bauboom.

Engelskirchen – Die Gemeinde Engelskirchen wächst wieder – jedenfalls, was die Einwohnerzahlen angeht. Aktuell sind 19 759 Menschen dort gemeldet. Nimmt man jene mit Zweitwohnsitz dazu, sind es gar 20 500.

Hintergrund ist keineswegs eine Geburtenschwemme, wie Bürgermeister Dr. Gero Karthaus sagt, sondern in erster Linie Zuzüge, „die sich relativ gleich auf junge Familien und ältere Bürger verteilen“. Die Familien mit Kindern helfen dabei mit, die Kindergärten und Schulen auszufüllen.

Schnell in Köln mit dem Auto oder Zug

Aber wo können die Wahl-Engelskirchener leben? „Engelskirchen boomt augenblicklich ohne Ende, was die Nachfrage von Menschen angeht, die das Wohnen in Köln nicht mehr bezahlen können“, so Karthaus. Die schlügen dann einen Radius um die Domstadt und suchten nach einem Ort, wo Eigentum bezahlbar und die Arbeitsstelle zugleich noch binnen einer halben Stunde zu erreichen ist.

„Da sind wir von Köln aus gesehen noch drin, als einziger oberbergischer Standort. Von hier aus ist man schnell in Köln, mit dem Auto, oder man kann als Alternative in den Zug steigen“, sagt der Bürgermeister. Danach, glaubt er, stellten die Menschen die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und auch da könne Engelskirchen im Vergleich mit dem ganzen Bergischen punkten. „Zum Beispiel gegenüber Overath.“ Bis Engelskirchen dauere es von Köln aus nur fünf Minuten länger, aber das Bauland koste fast die Hälfte. 

Aggertal-Gymnasium ist das modernste in der Region

„Dann kommt der nächste Schritt. Die Leute fragen sich: Wie sind die gesellschaftlichen Verhältnisse? Familien fragen: Wie sind die Schulen? Und da punkten wir dann endgültig, weil wir die modernsten Schulen in der Region haben“, sagt Karthaus. Das Aggertal-Gymnasium sei das modernste Gymnasium in NRW, das Schulzentrum Walbach sei zwar schon zehn Jahre alt, aber dennoch wie neu. „Drei von vier Grundschulen sind komplett saniert, die vierte wird gerade saniert. Das ist schon mal ein Riesenvorteil.“

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Neue Sportanlagen, ein umfangreiches Kulturangebot, rheinischer Karneval, Christkind, Landpartie, Höhlen . . . „Wir können die Nachfrage von außen momentan nicht im Geringsten befriedigen.“ Dazu komme noch der interne Druck: Ältere Engelskirchener wollten ihre Häuser in den Außenorten verkaufen und lieber in barrierefreie Wohnungen im Ortskern ziehen. Karthaus: „Da entstehen jetzt Gebäude, aber da könnte man viel, viel mehr machen.“

Baulandpreise steigen wegen Druck deutlich und schnell

Was also tun mit der Nachfrage? Engelskirchen müsse darauf reagieren, sagt der Bürgermeister. „Wir müssen gucken, dass wir tatsächlich Angebote haben.“ Die 20 Bauplätze oberhalb von Ründeroth im Bereich der abgerissenen Grundschule reichten nicht aus, und auch das Schließen von Baulücken nicht. „Da muss mehr kommen.“ Die Verwaltung wolle der Politik demnächst nach Längerem mal wieder Pläne für einen neuen Erschließungsbereich vorstellen, der vergleichsweise zentral gelegen ist. „Aber wir sind da noch ganz am Anfang.“ 

Die Baulandpreise steigen wegen des Drucks deutlich, und zwar in einer Geschwindigkeit, mit der Karthaus nicht gerechnet hätte. „Aber wir müssen aufpassen: Engelskirchen ist – relativ gesehen – die Nummer drei in NRW, was Einkommensmillionäre angeht, wir haben die höchste Kaufkraft im Oberbergischen – aber wir wollen auch im Neubaugebiet sozialen Wohnungsbau berücksichtigen. Das ist mir wichtig.“

Ihm schwebe auch vor, dass es in so einem Neubaubereich in jedem Straßenzug einen Sonder-Parkplatz für Sharing-Autos gibt. Und die Radwege-Infrastruktur müsse stimmen. „Wir ersaufen ja im Verkehr. Da stehen wir vor fundamentalen Änderungen.“ Karthaus sagt: „Wir stehen so gut da wie seit Langem nicht. Aber dieser Trend, für den wir uns schon viele Beine ausgerissen haben, geht nicht von selbst weiter – wir müssen was dran tun.“ 

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