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Heimat-Check in NiederkasselPerlenkette am Rhein – Teuer, aber sehr schön

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heimatcheck Niederkassel

Niederkassel mit Blick auf die Industrieanlage Evonik Blick von Uckendorf in Richtung Rhein.

Niederkassel – Niederkassel boomt – so wie fast alle Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis. Seit vielen Jahren schon steigt die Zahl der Einwohner der Stadt langsam, aber kontinuierlich an. Erst kürzlich wurde die Schwelle von 40 000 Niederkasselern überschritten.

Und ein Ende des Wachstums, das vor allem durch den Zuzug von außerhalb zustande kommt, ist nicht abzusehen. Das Statistische Landesamt IT NRW hat der Stadt jüngst die größte Wachstumsrate in der gesamten Region bescheinigt: Bis 2040 soll die Bevölkerungszahl im Vergleich zu 2018 um 14 Prozent steigen.

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Niederkassel profitiert dabei vor allem von seiner geografischen Lage zwischen den beiden großen Oberzentren. Manche sagen allerdings auch, es leidet darunter. Weil sowohl beim großen Nachbar Köln im Norden als auch beim nicht ganz so großen Nachbarn Bonn im Süden Bauland immer rarer und damit für Normalverdiener immer unerschwinglicher wird, weichen viele Familien in den Speckgürtel der beiden Großstädte aus – und landen häufig auch in Niederkassel.

Mehr Nachfrage als Angebot nach Grundstücken

Preiswert ist das Wohnen aber auch hier längst nicht mehr. Die Grundstücks- und Immobilienpreise gehören seit Jahren zu den höchsten im Rhein-Sieg-Kreis. Dennoch ist die Nachfrage nach Immobilien und Bauland in Niederkassel ungebrochen und so groß, dass das Angebot damit nicht Schritt halten kann. Das erfährt jeder, der auf die Warteliste der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) für einbegehrtes Baugrundstück kommen möchte.

Stadt abseits der Schiene

Vergleichsweise schlechte Noten gibt es beim Heimatcheck für Niederkassel vor allem beim Thema Verkehr (eine 3,4 für die Anbindung und eine 3,5 für den Öffentlichen Nahverkehr). Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Stadt zu den wenigen Kommunen vergleichbarer Größe im Rheinland gehört, die über keinen Anschluss an den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) verfügen. Abhilfe ist jedoch in Sicht. Die Überlegungen für den Bau einer rechtsrheinischen Stadtbahn mit attraktiven Anbindungen an Köln und Bonn sind vergleichsweise konkret. Positiv für die Verkehrsanbindung, aber aus ökologischen Gründen bereits jetzt äußerst umstritten ist die geplante neue Rheinquerung, die die linksrheinische A 555 mit der rechtsrheinischen A 59 verbinden soll.

Was Niederkassel trotz gesalzener Immobilienpreise für Neubürger attraktiv macht und die suboptimale Verkehrsanbindung vergessen lässt, ist nicht zuletzt der hohe Freizeitwert der Stadt. Auch er hat etwas mit der geografischen Lage der Stadt zu tun: Die großen Niederkasseler Stadtteile Lülsdorf, Niederkassel-Ort, Rheidt und Mondorf liegen wie Perlen hintereinander aufgereiht entlang des Rheins, der auf zwölf Kilometern Länge die westliche Stadtgrenze bildet.

Dörflicher Charakter trotz Wachstum in Niederkassel

Die Nähe zum Wasser, die unter Naturschutz stehende Rhein-Halbinsel Rheidter Werth, das Naturschutzgebiet Lülsdorfer Weiden, das Naherholungsgebiet zwischen Mondorfer Hafen und Siegmündung und die Wiesen am Rheinufer laden zu Freizeitaktivitäten ein, genauso wie die Felder im Osten der Stadt. Spaziergänger und Radfahrer kommen ebenso auf ihre Kosten wie Inline-Skater und Wassersportler.

Hinzu kommt, dass die Stadt sich trotz des Wachstums ihren dörflichen Charakter bewahrt hat. Nicht zuletzt, weil ein echtes Stadtzentrum fehlt, findet das Leben – und das ausgeprägte Vereinsleben – vor allem in den Ortsteilen statt. Niederkasseler sind in erster Linie Rheidter, Mondorfer, Uckendorfer, Lülsdorfer oder Ranzeler.

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