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Heimat-Check OpladenDie Neue Bahnstadt – Auferstanden aus Ruinen

Lesezeit 3 Minuten
Neue Bahnstadt Opladen

Auf dem Gelände der abgebrochenen Ruine entsteht die Neue Bahnstadt in Opladen.

Leverkusen-Opladen – Es war ein Schock für die traditionelle Eisenbahner-Stadt Opladen. Nach 100 Jahren schloss das Werk im Herzen des Stadtteils 2003. Hunderte Arbeitsplätze gingen verloren. Eine 72 Hektar große Industrieruine im Zentrum, unmittelbar neben breiten Gleisanlagen. Eine eingezäunte Zone des Niedergangs.

Die heute kaum wiederzuerkennen ist. Die 2008 begonnenen Abrissarbeiten sind mit der Niederlegung der letzten großen Hallen in den Sommerferien 2019 zu Ende gegangen. Während der Funkenturm fertig restauriert längst zu einem beleibten Veranstaltungsort und dem neuen Zuhause der Opladener Altstadtfunken geworden ist und das benachbarte Magazin den Charme von Edelbüros verströmt, ist nebenan der Bau des Campus Opladen der Technischen Hochschule Köln in vollem Gange.

Mit dem Wintersemester 2020/21 soll dort der Lehr- und Forschungsbetrieb aufgenommen werden. Die provisorisch im Chempark Leverkusen untergebrachten Abteilungen der TH ziehen dann nach Opladen.

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Das Wohnheim des Studierendenwerks Köln ist bereits fertig und bezogen. Da viele Studentinnen und Studenten der chemie-affinen Fachrichtungen auch aus Köln anreisen, ist die direkte Bahnanbindung von großem Vorteil. Die Kneipen in der Opladener Neustadt spekulieren schon auf neues Publikum, einige Geschäfte im Zentrum ebenso.

Die Wohnungen und Häuser im Quartier neue Bahnstadt sind bereits heiß begehrt. Das auch architektonisch ansprechende Viertel im Norden des Sanierungsgebietes wirkt sich positiv bis ins angrenzende Wohnumfeld aus. Während im Südosten in Richtung Quettingen und zum Gewerbegebiet Fixheide hin neue Arbeitsplätze entstanden sind, weil sich Handwerksbetriebe und größere Unternehmen angesiedelt haben. Die wohl geordnete Mischung der Nutzungsarten hat jetzt schon dafür gesorgt, das ein lebendiges Miteinander entstanden ist. Das Café „Hey Walter“ zeigt anschaulich, das städtisches Leben auch in diesem brandneuen Viertel Opladens funktioniert.

Die Neue Bahnstadt Opladen in Zahlen

Von 1903 bis 2003 gab es das Eisenbahnausbesserungswerk in Opladen. 2008 wurde mit der Gründung der städtischen Gesellschaft Neue Bahnstadt Opladen das Projekt zur Stadterneuerung angestoßen. Ab August 2008 wurden 23 Bahngebäude abgerissen und 100000 Kubikmeter Boden auf dem 72 Hektar großen Gelände bewegt. 550 Wohnungen sind bis heute in dem Quartier entstanden. 7 Hektar Grünanlagen wurden angelegt. 44 Unternehmen haben sich bisher in der Neuen Bahnstadt angesiedelt mit rund 700 Arbeitsplätzen. Weitere Einzüge stehen bevor. Rund 1000 Studierende werden den Campus Opladen der Technischen Hochschule Köln besuchen, der im Wintersemester 2020/2021 den Betrieb aufnehmen soll. Über 400 weitere Wohnungen sollen auf dem 12 Hektar großen Gebiet der Bahnstadt West entstehen, das durch die Gütergleisverlegung entstanden ist.

Weitere Gastronomie kommt in absehbarer Zeit hinzu, im Büroriegel an der Werkstättenstraße, später auch in der früheren Zeichnerwerkstatt, die nun zum Sitz des Arbeitgeberverbandes umgebaut wird, dann aber auch eine Gaststätte mit Biergartenbetrieb beherbergen soll. Und im alten Kesselhaus, ganz zentral im Viertel, das – obwohl Baudenkmal – komplett umgebaut und neu genutzt werden wird.

„Werk Opladen“ stand einst auf der Giebelwand der größten Halle des Eisenbahnausbesserungswerkes. Ein Fassaden-Element steht noch, dahinter ist alles fortgerissen, entsteht alles neu. Das größte Bauprojekt der Cube Real Estate wird in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hochschule in den kommenden zwei Jahren errichtet und die Neue Bahnstadt Opladen im Ostteil komplettieren.

Dass westlich der Bahngleise ein weiteres Wohnviertel entsteht, ein Einkaufszentrum mit einem Hotel und Dienstleistungen, ein neuer Busbahnhof dazu, wird die Neue Bahnstadt mit dem alten Opladener Ortskern verbinden. Wenn die Verbindung vollendet wird, ist Opladen in wenigen Jahren womöglich von schwerer Krankheit genesen. Zuversicht ist sicher angebracht. Vielleicht kann diese Perspektive auch über so Ärgernisse wie defekte Fahrstühle und Rolltreppen hinwegtrösten.

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