Kerpen-Sindorf im Heimat-CheckDas alte Dorf wuchs rasant – Von 3000 auf 18.000

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Kerpen-Sindorf – Als Ende 2017 eine Gruppe Sindorfer im Awo-Heim zwei Filme und 100 Dias aus dem alten Sindorf zeigten, war der Andrang groß: 80 Stühle waren aufgestellt worden und schnell besetzt. 120 bis 140 Interessierte mussten wieder nach Hause geschickt werden, weil für sie kein Platz mehr war. Angesichts dieses „Riesenerfolges“ wurde darauf ein Heimatverein gegründet, der für seine folgenden Veranstaltungen auf größere Räumlichkeiten auswich. Alle waren bislang überaus gut besucht.

Der „Heimatverein Sindorf gestern und heute“ hatte im Ort anscheinend einen Nerv getroffen: 3000 Einwohner zählte Sindorf in der Nachkriegszeit. Bis heute hat sich die Zahl auf über 18 000 versechsfacht. Aus dem kleinen Dorf ist der größte Stadtteil Kerpens geworden. Er zeichnet sich durch große Neubaugebiete aus, die auch viele Menschen aus dem Umland angezogen haben. Deshalb scheint es nun ein besonders großes Bedürfnis nach identitätsstiftenden Angeboten, nach einem „Gemeinschaftsgefühl“, im Ort zu geben.

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„Die alten Sindorfer wollen daran erinnert werden, wie schön es früher im Dorf war. Die neuen Sindorfer wollen erfahren, wo sie überhaupt wohnen“, erklärt Bert Wallraf, Vorsitzender des Heimatvereins.

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Am 14. November , 19 bis 21 Uhr, findet nun in der Mehrzweckhalle schon der „4. Sindorfer Heimatabend“ statt. Es wird eine historische Zeitreise durch Sindorf und Sehnrath mit Fotos, Filmen, Geschichten, Zeitzeugen und Anekdoten geben. Der legendäre Landwirt, Feuerwehrchef, Schützenbruder und Karnevalist Johann Wilkens wird dabei einer der Themen sein. Auch an ein Benefiz-Fußballspiel „Dicke gegen Dünne“ des Frauenchores von 1973 sowie an die erste Apotheke wird erinnert. Zudem wird die zweite Mundart-CD von Lehrerin Leni Jöpen vorgestellt. Wallraf: „Der Eintritt zum Heimatabend ist frei.“

Doch der Verein arbeitet auch intensiv im Hintergrund: Im Moment verhandelt er mit der Stadt Kerpen über den Erhalt des Uhrenturms auf dem weißen Gebäude der Ulrichschule. Das marode Gebäude aus dem Jahr 1952 soll abgerissen werden: Hier wird dann ein neues Schulgebäude und eine multifunktional zu nutzende Begegnungsstätte entstehen. „Unser Ziel ist es, dass die Uhr dort an exponierter Stelle aufgestellt und vorher auch repariert wird“, sagt Wallraf. „Sie soll wieder die Zeit anzeigen.“ Viele Sindorfer seien in dem Gebäude zur Schule gegangen. Zwar sei dieses nicht mehr zu retten, aber zumindest die Uhr könne erhalten werden. „Es gibt sonst nicht mehr viel Historisches in Sindorf.“ An einer Umfrage im Internet hätten 400 Bürger teilgenommen. 91 Prozent seien dafür, den Uhrenturm zu erhalten.

Um die dafür von der Stadt aufzubringenden öffentlichen Mittel so gering wie möglich zu halten, will sich der Heimatverein auch finanziell einbringen. „Wir suchen Sponsoren.“ Zudem ist für den 7. Februar 2020 in der Mehrzweckhalle schon ein kölsches Mitsing-Konzert geplant, dessen Erlös für den Uhrenturm verwendet werden soll. Motto: „Mer singe zesammen, dat de Zeck net stonn bliev.“

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