In NRWBahn sieht sich im Kampf gegen Zuglärm auf gutem Weg

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Ein mit «Flüsterbremsen» ausgerüsteter Güterzug.

NRW – Die Deutsche Bahn hat im Kampf gegen Zuglärm in Nordrhein-Westfalen eine positive Zwischenbilanz gezogen. „Wir haben in keinem anderen Land so viel Lärmschutz umgesetzt“, sagte Andreas Gehlhaar, Leiter Umwelt und Lärmschutzbeauftragter des Konzerns, der Deutschen Presse-Agentur in Köln.

Nach Angaben der Bahn wurden in NRW im Rahmen des aktuellen Lärmsanierungsprogramms, das seit 1999 läuft, bis Ende 2017 fast 140 Kilometer Schallschutzwände aufgebaut - davon etwa 20 Kilometer im vergangenen Jahr. „Weitere 80 Kilometer sind derzeit in Planung“, sagte Gehlhaar.

Die Bahn will bis 2020 den Schienenlärm für die Anlieger im Vergleich zu 2000 halbieren. Dabei setzt sie auf zwei Säulen. Zum einen werden Güterzüge mit leiseren Bremsen ausgestattet. Zum anderen sollen auf bestimmten Streckenabschnitten, an denen die Lärmbelastung hoch ist, Lärmschutzwände gebaut und Wohnungen saniert werden, unter anderem mit Schallschutz-Fenstern. Gehlhaar sagte, dass bislang knapp 400 Kilometer in NRW „vollständig lärmsaniert“ worden seien.

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Mehr Güter auf der Schiene

Die Maßnahmen sollen auch erleichtern, mehr Güter auf der Schiene zu transportieren. „Wenn wir mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern, ist das gut für den Klimaschutz. Das bedeutet auch, dass weniger laute und dreckige Diesel-Lastwagen auf den Straßen unterwegs sind“, sagte Gehlhaar. „Wenn wir auf die Schiene verlagern wollen, brauchen wir aber die Akzeptanz der Anwohner“, sagte er. Lärmschutz gehe daher alle an.

Die Bahn setzt das sogenannte freiwillige Lärmsanierungsprogramm im Auftrag des Bundes um. Dabei werden bereits bestehende Bahnstrecken umgerüstet. Finanziert wird es vor allem durch den Bund.

Kritiker halten die Fortschritte allerdings bei weitem noch nicht für ausreichend. „Es wird nicht genug gemacht und es geht auch viel zu langsam. 20 Kilometer Schallschutzwände für ganz NRW im vergangenen Jahr - das ist natürlich viel zu wenig“, sagte Gerd Kirchhoff, Vorsitzender der Organisation „BIN gegen Bahnlärm“.

Er kritisierte zudem ein Ungleichgewicht im System. „Das Problem des Lärmsanierungsprogramms: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Lärmschutz an Bestandstrecken, an denen nicht baulich etwas 'wesentlich' verändert wird. Anwohner an Bestandsstrecken sind daher im Vergleich zu Anwohnern an Neubaustrecken deutlich benachteiligt“, sagte er. „Wenn Lärm zu blutigen Verletzungen führen würde, wäre sicherlich längst viel mehr geschehen. Aber man kann die Auswirkungen auf den Körper nicht direkt sehen.“ (dpa)

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