39. Leverkusener JazztageProgramm und Infos zu den Jazztagen in Leverkusen

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Ein Festival-Höhepunkt: Skye Edwards (Morcheeba) Foto: dpa

Ein Festival-Höhepunkt: Skye Edwards (Morcheeba) Foto: dpa

Leverkusen – Fabian Stiens saß da und sprach jenen Satz, den man sich öffentlich erstmal zu sprechen trauen muss: „Ich klopfe mir jetzt mal selber auf die Schulter.“ Und er sprach ihn zurecht. Schließlich hat der Opladener erneut – genauer gesagt zum dritten Mal nach dem Abgang des einst in seiner Position als schier übermächtig geltenden Vorgängers Eckhard Meszelinksy – ein mehr als solides Programm für die Leverkusener Jazztage auf die Beine gestellt.

Das Lineup der Leverkusener Jazztage

Es ist ein Programm, das es in sich hat mit Künstlern wie dem Neo-Jazzsänger von Weltformat Gregory Porter. Mit der US-Sängerin Anastacia, die die Popszene der Nullerjahre in Charts und Arenen dominierte. Mit den Shootingstars Wincent Weiss und Seven – durch deren Verpflichtung Fabian Stiens nach eigenen Worten sein eigenes Festivalprofil, junge und angesagte Musiker aus Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland zu verpflichten, pflegt. Oder mit der englischen Jazz-, Soul- und Trip-Hop-Formation Morcheeba, deren Sound Jazzfreunde und Indie-Jünger zusammenbringt – zwei Szenen, die als unvereinbar gelten.

Entsprechend zufrieden – und eben selbstbewusst mit Schulterklopfer – präsentierte Fabian Stiens die anstehenden Konzerte des von ihm organisierten 39. Festivals seiner Art nun im Forum. Das Programm relativiert sogar diesen einen gescheiterten Plan, den der umtriebige Festivalveranstalter im Kreise der Medienvertreter ansprach: Er habe versucht, Sting für die Jazztage zu gewinnen. Einen absoluten Wunsch-Künstler und Superstar.

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Die Gespräche mit dessen Agentur seien auch recht weit gediehen. Indes: Es sei dann doch das Geld gewesen, an dem ein möglicher Deal scheiterte: „Selbst wenn wir die Eintrittskarten für 100 Euro verkauft hätten, wäre die Rechnung angesichts der Gage nicht aufgegangen.“ Diese Gage wäre damit zwar vielleicht „gerade so“ abgedeckt gewesen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Sting knapp 200.000 Euro pro Auftritt verlangt – ein ambitionierter, gleichwohl für einen wie ihn durchaus normaler Preis.

Aber da seien ja auch noch die Produktionskosten, die bei so einem Konzert anfielen. Und die es bei all den anderen Konzerten auch gebe. Und die wären – allesamt im gleichen Etat verankert – eben nicht aufgefangen worden. Also: Kein Sting.

Künstlergagen werden immer teurer

Diese Episode rund um den Ex-Police-Sänger und das liebe Geld weist aber auch auf etwas hin, das Fabian Stiens ebenfalls ansprach und dem man Gehör schenken muss, wenn einem das kulturelle Wohl der Stadt am Herzen liegt: „Ohne Sponsoren, wie wir sie seit Jahren an unserer Seite wissen, würde es das Festival ohnehin nicht mehr geben.“ Übersetzt heißt das: Alle, die in Leverkusen etwas zu sagen haben, die Wirtschaftsleute, Politiker und Kulturverantwortlichen, müssen bei der Stange bleiben und liefern, wenn es um die Zukunft geht.

Diese Zukunft sieht nämlich so aus, dass erstens Künstlergagen immer teurer werden. „Gregory Porter war 2014 und 2016 schon einmal hier. Und sein Preis hat sich seit damals verdoppelt.“ Künstlergagen, die gezahlt werden müssen, um das Festival mit einem signifikanten Line-Up von Musikern international konkurrenzfähig zu halten, und die ungeachtet der Tatsache anfallen, dass beispielsweise der WDR immer weniger Live-Übertragungen von den Jazztagen anbietet und entsprechend weniger beisteuert.

Nahe Konkurrenz

Und zweitens ist es eine Zukunft, in der die Konkurrenz an anderer Stelle nicht weniger wird, sondern wächst. Diesbezüglich führte der Jazztage-Chef das reiche, aufstrebende Monheim an. Dessen Stadtoberen planten ja aktuell – und über den Bau einer neuen Veranstaltungshalle hinaus –, ein eigenes internationales Musikfest. Dabei sei es doch ohnehin schon ein steter Kampf, Künstler nach Leverkusen zu locken, wenn sich deren Managements am liebsten darauf konzentrierten, ihre Klientel in Medienstädte wie Köln oder Düsseldorf auf die Bühnen zu bringen. Kurzum: Es müsse etwas getan werden in Leverkusen – über Engagements von Firmen wie Bayer, EVL oder Sparda-Bank hinaus.

Dennoch und trotz allem bleibe festzuhalten, dass die Jazztage mit diesem einen Pfund wuchern könnten, das eben nicht jeder habe: „Viele Künstler schätzen uns. Die rufen von sich aus an und fragen, ob sie wieder auftreten können.“ Das gelte für die niederländische Saxofonistin Candy Dulfer, die am 9. November im Forum auftritt, ebenso wie für Jan Garbarek (18. November, Erholungshaus) oder die Band Incognito (9. November). Überhaupt ist in diesem Jahr mit elf Konzerten allein im Forum – nebst den Veranstaltungen in Scala, Topos, Notenschlüssel, Sensenhammer und Erholungshaus – sogar derart viel los, wie lange nicht mehr.

Fazit: Die Jazztage ziehen immer noch. Auch weil Fabian Stiens ihnen dieses junge, neue (Künstler-)Gesicht verpasste. Und nun gilt es eben, dieses intensiv zu hegen und zu pflegen. Dann dürfte das, was Popstar Casper einst charttauglich rappte, auch über diese 39. Jazztage hinaus für Leverkusen gelten: „Alles endet, aber nie die Musik.“

Termin, Spielorte und Ticketverkauf

Die Auftritte der 39. Leverkusener Jazztage finden vom 8. bis zum 18. November vor allem im Forum (Terrassensaal) und dem Opladener Scala-Club, aber auch in Clubs, Kneipen und Irish-Pubs wie dem Topos (Hauptstraße 134) oder dem Notenschlüssel (Friedrich-Ebert-Straße) stattfinden statt. Es ist aber bereits im Internet einzusehen. Dort gibt es auch alle aktuellen Informationen zum Ticketverkauf.

Das Programm der Jazztage ist im Internet einsehbar. Es gibt noch für alle Konzerte Karten. Erhältlich sind diese im INternet sowie den bekannten Vorverkaufsstellen.

www.leverkusener-jazztage.de

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